World Press Photo ist wieder in der Stadt: In Kitzingen gibt es einen Monat lang die besten Pressebilder der Welt zu sehen – ganz Corona-konform. Dazu Fragen an Organisator Herbert Müller aus dem Kitzinger Rathaus.
Herbert Müller: Wir sind im Oktober 2021 in die ersten Gespräche mit unserer neuen Kuratorin eingestiegen. Die damalige pandemische Lage mit dem Beginn der vierten Welle und der Omikron-Variante ließen vermuten, dass es auch wieder bis in den Frühjahr Einschränkungen geben könnte. Wir argumentierten mit der Wichtigkeit der Ausstellung für Kitzingen, dem Erfolg des Vorjahres und vielen Besuchern, die wir hätten enttäuschen müssen. Die finale positive Entscheidung aus Amsterdam erhielten wir dann Anfang Dezember 2021.
Müller: Ja. Wir hatten sie als Backup für die möglichen harten Fakten im Hinterkopf. Charmant wäre dabei auch die Nutzung als Anlaufstelle – etwa für den Katalogverkauf – gewesen. Nach der Sichtung der Bilder sind es auch dieses Jahr – zum Glück – nicht derart harte Fakten, die wir nicht in den Schaufenstern hätten zeigen können. Somit fiel die Rathaushalle wieder raus und dient nur zu Logistikzwecken.
Müller: Wir haben uns auf ein einheitliches Ausstellungssystem mit Amsterdam verständigt: hängend oder auf Staffeleien. Die QR-Codes sind etwas größer und auffälliger. In manchen Schaufenstern werden zur besseren Erkennbarkeit zusätzlich das WPP Logo angebracht.
Müller: Es kommt der Quadratur des Kreises gleich, einen Rundgang zu planen, der den Ansprüchen von World-Press-Photo gerecht wird und gleichzeitig die Bildauswahl den Interessen und Möglichkeiten der Einzelhändler anzupassen; dass die Bild- und Setgrößen zu den Fenstern passen, aber auch die Händler sie guten Gewissens präsentieren können. Bei manchen Bildern mussten wir schon Überzeugungsarbeit leisten. Für den Besucher hat es den Reiz, sich auf die Stadt einzulassen, eigenständig in einer Tour die Bilder zu entdecken. Es geht darum, neben den Bildern auch einen Blick auf die Schaufenster zu legen und die schönen Ecken der Stadt zu entdecken.
Müller: Prinzipiell können die Besucher überall einsteigen. Viele starten sicherlich mit der Ziffer 1 am Eingang Markt von der Alten Mainbrücke kommend. Viele Gäste parken bestimmt auf dem Bleichwasen. Sehr viele kennen die Rathaushalle als Fixpunkt der Ausstellung, weshalb sehr viele Gäste auch dort starten werden. Egal wo man startet, an den prägnanten Punkte haben wir unseren Rundgang aufgehängt und überall dort auch die Kästen mit dem Booklet, unserem Ausstellungs-Begleiter, angebracht.
Müller: Leider nicht. Das Begleitprogramm in der Rathaushalle lebte davon, im gleichen Moment die Bilder zu betrachten.
Müller: Wenn wir wieder um die 15 000 Booklets ausgeben und zusammen mit den QR-Code-Zugriffen am Ende auf 18 000 belegbare Besucher kommen, dann ist es wieder ein Erfolg. Zählen kann man alle Besucher eh nicht, und es ist auch davon auszugehen, dass sich viele Gäste am Ende ein Booklet geteilt haben.
Müller: Wir haben wieder 15 000 Stück geordert. Den Bestand haben wir dabei immer im Blick. Je nach Verlauf könnten wir kurzfristig nochmals nachdrucken lassen.
Müller: Das Bild von Ralph Pace, auf dem der Seelöwe und die FFP-Maske zu sehen ist. Es wirkt surreal auf den ersten Blick – eher wie eine Fotomontage. Es ist verrückt, dass in der kurzen Zeit der Pandemie – das Bild stammt aus November 2020 – schon derartige Einflüsse etwa auf die Umwelt erkennbar werden.
Müller: Die Bilder wurden schon am Montagnachmittag aus Amsterdam angeliefert. Wir haben alle ausgepackt, gesichtet und in der Rathaushalle auf die Schaufenster vorsortiert. Der Stadtmarketingverein hat ab Dienstag die Bilder an die Einzelhändler verteilt. Am Mittwoch und Donnerstag erfolgt der Aufbau. Unsere Kuratorin reist extra aus Amsterdam an, um uns bei den Aufbauarbeiten zu unterstützen.
Müller: Auch wenn World-Press-Photo in Kitzingen ein Begriff ist, dachten wir vergangenes Jahr schon, sehr viel Überzeugungsarbeit leisten zu müssen. Wir hatten nur drei Wochen Vorlauf und alles am grünen Tisch geplant und dabei auch eine Vielzahl von Geschäften nicht berücksichtigt, die sich im Anschluss beschwert haben. Deshalb war es in diesem Jahr sehr leicht, alle Schaufenster zu bekommen. Jeder wusste um den Erfolg und die Zugkraft. Wir haben sogar zehn Geschäfte mehr als 2021.
Müller: Es gibt keinen statistischen Wert, den ich jetzt benennen könnte. Auch wurde keine Untersuchung dazu unternommen. Die Rückmeldungen, die wir bekommen, sind aber absolut positiv. Es ist zu dieser Zeit deutlich mehr Publikum in der Stadt und mit dem Rundgang kann die Vielfalt des Angebots sogar besser wahrgenommen werden. Einer benannte die World-Press-Photo mal als 'sein zweites Weihnachtsgeschäft'. Im vergangenen Jahr sind Besucher vom Sonntag extra nochmals nach Kitzingen gefahren, um in den Geschäften einkaufen zu gehen.
Müller: Vergangenes Jahr haben wir einen Dreijahresvertrag geschlossen, also für die Jahre 2021, 2022 und 2023. Somit haben wir die Ausstellung nächstes Jahr noch sicher. Dann heißt es wieder verhandeln.
Müller: Im Haushalt sind für die Ausstellungsmiete, die Ausstellungskataloge, die Druckkosten, Logistik und sonstige Repräsentationen insgesamt 43 000 Euro eingestellt.