
Gleich zweimal sind Anfang dieses Jahres Autos im Main gelandet, und auch wenn dabei keine Menschen zu Schaden kamen: Die Aufregung ist immer groß. Hilfs- und Spezialkräfte mit schwerem Gerät sind jedes Mal gefordert, den Wagen zu bergen. Aber wie kann es überhaupt passieren, dass ein Fahrzeug in den Fluss fällt? Wir haben die spektakulärsten Fälle der vergangenen Jahre noch einmal untersucht.
1. Fahr, Januar 2025: Betrunkener rauscht übers Ziel hinaus

Der Fährmann Philipp Jäger richtet sich in Eisenheim auf einen beschaulichen Freitagabend ein, aber dann wird er plötzlich Zeuge, wie auf der gegenüberliegenden Mainseite ein Auto im Fluss versinkt. Ungebremst sei der Wagen ins Wasser gerauscht. Kurz schwamm er noch auf, dann ging er, etwa zehn Meter vom Ufer entfernt, in den Fluten unter.
Jäger wählt den Notruf, legt mit der Fähre über und sieht, wie ein Mann im zwei Grad kalten Wasser ans Ufer schwimmt. Dort hüllt der Fährmann ihn in eine Decke. Kurz darauf treffen die ersten Hilfskräfte ein, die das Auto aus dem Fluss bergen. Der Mann wird in eine Klinik gebracht und beginnt laut Polizei im Rettungswagen zu randalieren. Die Polizei kann später auch den Grund ermitteln, warum er die Kurve wohl nicht gekriegt hat: Der 47-Jährige hatte über 1,1 Promille Alkohol im Blut.
2. Kitzingen, Januar 2025: Auto versenkt, Fahrerin rettet sich selbst

Kalt ist es an diesem Morgen in Kitzingen, eiskalt. Der Mainkai ist mit einer Eisschicht überzogen und spiegelglatt. Eine Frau steigt ins Auto, stößt rückwärts aus der Garage und will wenden. Aber der Wagen reagiert nicht, sondern rutscht, Meter um Meter, in Richtung Main. Die Frau rettet sich mit einem beherzten Sprung aus dem Wagen, ehe das Auto in den Fluten versinkt. Instinktiv habe sie gehandelt, erzählt sie später. "Ich bin nur froh, dass unser Kind nicht mit im Auto saß. Ich weiß nicht, was ich dann gemacht hätte. Es ging alles ganz schnell." Das Auto, ein geleaster VW Passat, wird von der Strömung etwa 200 Meter mainabwärts getrieben und mithilfe von Tauchern und eines Krans aus dem Wasser gezogen. Ein Totalschaden.
3. Kitzingen, Dezember 2021: Ehemaliges Post-Auto macht sich selbständig

Ein Freitagmittag kurz vor Weihnachten: Nahe dem Bürgerzentrum in Kitzingen macht sich plötzlich ein postgelber VW Caddy selbständig. Der unbesetzte Wagen rollt auf das Mainufer zu, reißt noch eine Sitzbank mit sich und landet schließlich im Fluss, wo er wie in Zeitlupe versinkt und abtreibt. Die Wasserschutzpolizei kann das Fahrzeug später 200 Meter mainabwärts orten. Taucher steigen ins sieben Grad kalte Wasser, schlingen ein Stahlseil um das Auto, dann hievt ein Bergungsfahrzeug den einst bei der Deutschen Post eingesetzten Lieferwagen aus dem Fluss. Warum das Auto in den Main gerollt ist, bleibt unklar.
4. Albertshofen, Oktober 2020: Mit angezogener Handbremse in den Main

Eine Frau stellt am Morgen des 3. Oktober ihr Auto auf der abschüssigen Rampe zur Fähre in Albertshofen ab. Sie will ins gegenüberliegende Mainstockheim und sich nach den Fährzeiten erkundigen. Dann geht alles ganz schnell. Obwohl die 52-jährige ortskundige Fahrerin nach eigenen Angaben sowohl den Gang eingelegt als auch die Handbremse gezogen hat, setzt sich der signalrote Wagen in Bewegung; er rollt die Rampe hinab und versinkt vollständig im Main. Gäste eines nahen Wohnmobilstellplatzes haben den Vorgang beobachtet und die Rettungskräfte alarmiert. Diese ziehen das Auto gegen Mittag aus dem trüben Wasser. Die Polizei geht von einem technischen Defekt an dem Fahrzeug aus.
5. Marktbreit, Dezember 2013: Hilfskräfte suchen zunächst nach Personen

Bange Momente in Marktbreit, nachdem am frühen Morgen auf Höhe des Alten Kranen ein Auto in den Main gerollt ist. Feuerwehr, THW und Wasserwacht schicken ein Großaufgebot, da nicht klar ist, ob sich noch Menschen in dem Fahrzeug befinden. Die Schifffahrt wird eingestellt, Taucher klettern ins eiskalte Wasser – und geben Entwarnung: keine Personen im Fahrzeug. Drei Stunden dauert es, bis der silberne Kleinwagen schließlich 200 Meter von der Unfallstelle entfernt am Haken des THW-Ladekrans hängt. Die Polizei ermittelt, dass vermutlich die Handbremse nicht angezogen und kein Gang eingelegt war.
6. Kitzingen, Dezember 2012: Nach der Geburtstagsfeier im eiskalten Main gelandet

Ein kalter Winterabend in Kitzingen, ein 31-Jähriger macht sich mit seiner Frau auf den Heimweg von seiner eigenen Geburtstagsfeier. Zu später Stunde gerät er am Oberen Mainkai in tückisches Blitzeis. "Die Straße war nass", erzählt er später dem Reporter, "und plötzlich, als ich nach links abbiegen wollte, rutschte der Wagen einfach geradeaus. Ich konnte weder lenken noch bremsen." Das Auto reißt eine Bank aus der Verankerung, schlittert über ein paar Stufen hinweg und versinkt im Main. "Ich dachte, jetzt ist alles aus."
Mit aller Kraft, so berichtet der schmächtige Mann, habe er versucht, die Tür des Fahrzeugs zu öffnen, das 13 Meter vom Ufer entfernt im Main treibt. Als ihm dies gelungen ist, hilft er seiner Frau. Beide kämpfen danach mit dem zweieinhalb Grad kalten Wasser und der Strömung. "Ich habe gedacht, meine Kräfte reichen nicht", schildert der 31-Jährige , "aber dann habe ich es doch geschafft." Etwa 50 Meter unterhalb der Unfallstelle erreicht das Paar mit letzter Kraft das rettende Ufer. Holger Dubovy, Diakon der evangelischen Gemeinde und Feuerwehrmann, hilft ihnen an Land. Er hat von seiner Wohnung aus den Aufprall des Fahrzeugs auf das Wasser gehört und kam sofort aus dem Haus gelaufen, um zu helfen.
Noch in der Unglücksnacht suchen THW und Feuerwehr nach dem Auto – vergebens. Deshalb wird die Schifffahrt auf dem Main eingestellt. Am nächsten Morgen geht die Suche mit einem Peilschiff weiter. Nach rund 30 Minuten wird der gekenterte Wagen nur wenige Meter vom Ufer entfernt geortet und per Kran geborgen.
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Eike Lenz,
Lokalredaktion Kitzingen