
Ein im Main in Marktbreit versunkenes Auto und 70 Einsatzkräfte vor Ort. Ein Feuer in Fröhstockheim und 65 Leute im Einsatz. Waren die Einsätze übertrieben oder gerechtfertigt – in jedem Fall haben sie zu Diskussionen vor Ort und im Internet geführt.
Samstag, 7. Dezember, kurz vor acht Uhr in Marktbreit: Ein Auto rollt in den Main und versinkt. Zeugen reagieren richtig und alarmieren über den Notruf 112 die Einsatzleitzentrale in Würzburg. Ob in dem Fahrzeug noch Menschen saßen, können die Anrufer nicht mit Sicherheit sagen. Der Mann in der Leitstelle, Disponent genannt, tut das Richtige. Da er nicht wissen kann, dass sich niemand mehr in dem Fahrzeug befindet, alarmiert er nach Alarmplan die örtliche Feuerwehr und das Rote Kreuz (BRK) samt Notarzt sowie die zur Wasserrettung vorgesehenen Hilfskräfte der Wasserwacht und des Technischen Hilfswerkes (THW).
Kurze Zeit später sind 25 Mitglieder der Feuerwehr Marktbreit an der Einsatzstelle, dazu 15 Helfer des THW mit Booten, unterstützt von der Kitzinger Wehr, einem Kran und Fahrzeugen mit Seilwinden. Die Wasserwacht rückt mit Booten und Tauchern an, das BRK mit einem Versorgungszelt. 70 Freiwillige haben alles liegen und stehen lassen und sind an die Unfallstelle geeilt. 20 Mitglieder der Marktbreiter Wehr können kurze Zeit später wieder abrücken.
Das Großaufgebot an Rettungskräften führt bei den zahlreichen Zuschauern zu Diskussionen und auch im Internet wird lebhaft darüber debattiert, ob und warum dieser personelle Aufwand notwendig ist. Auch bei einem Wohnungsbrand in Fröhstockheim vor wenigen Tagen, zu dem ebenfalls 65 Feuerwehrleute ausgerückt waren, kam es zu ähnlichen Diskussionen.
Dazu eine Nachfrage bei den Verantwortlichen. „Entscheidend dafür wer und wie viele Rettungskräfte alarmiert werden, ist zunächst die eingehende Meldung des oder der Anrufer“, sagt der Kommandant der Kitzinger Wehr, Markus Ungerer. Die Kitzinger wurden bei beiden Einsätzen alarmiert, rückten aber nur mit einem Führungsfahrzeug und einem Rüstwagen, beziehungsweise einem Fahrzeug mit Atemschutzträgern und Löschwassertank aus.
Nicht jede Feuerwehr verfüge über alle bei einem im Notfall erforderlichen Geräte und benötigt oft zusätzlich Material anderer Wehren, die deshalb sofort mit alarmiert werden, erklärt Ungerer. In Fröhstockheim sei es gelungen, den Brand schnell einzudämmen, bevor er auf den Dachstuhl übergreifen konnte. Oft müssen auch Fahrzeuge nachrücken, um beispielsweise Messgeräte, eine Wärmebildkamera oder Atemluft an die Einsatzstellen zu bringen.
„Es handelt sich in den meisten Fällen nicht um die Alarmierung von vielen Feuerwehren, sondern um die Alarmierung der benötigten Einsatzmittel“, erläutert Ungerer. Das könne bei Laien schon mal zu Fehlinterpretationen führen.
Kreisbrandrat Roland Eckert, der am Samstag ebenfalls alarmiert worden war, sagte, dass zunächst unklar war, ob und wie viele Menschen sich in dem Auto befinden. „Wäre der Alarm an einem normalen Werktag gewesen, wären weit weniger Helfer ausgerückt, weil viele auf der Arbeit gewesen wären“ so Eckert. Als klar wurde, dass der Pkw leer war, sei der Einsatz bereits am Laufen gewesen. „Lieber zu viele Helfer als zu wenige“, so sein Standpunkt.
„Wir wurden gemäß Alarmplan 'Wassernot 2 – Pkw im Gewässer' gerufen“, erklärt Ortsbeauftragter Alexander Fischer. Zwei Bootsbesatzungen, Besatzungen für den Bergekran und die Seilwinden rückten aus. „Wir haben mit 15 Leuten effektive Arbeit geleistet.“ Das gilt auch für die Bootsbesatzungen und Taucher der Wasserwacht.
Die Frage, warum ein Zelt des BRK aufgebaut wurde, beantwortete Kreisgeschäftsführer Harald Erhard. „Da eine Suche im Main oft lange dauern kann, stellen wir den Einsatzkräften eine Gelegenheit zur Verfügung, wo sie sich aufwärmen können oder auch warme Getränke bekommen. Auch die Taucher könnten sich in so einem Zelt umziehen.“
Aus Sicht der Verantwortlichen also ganz normale Einsätze mit dem dafür nötigen Aufwand.