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Kitzingen
Schrottautos und kein Ende: An diesen 5 Orten in Kitzingen stehen derzeit abgemeldete Fahrzeuge – legal und illegal
Die Unsitte, sein schrottreifes Auto einfach irgendwo abzustellen, nimmt zu. Allein im Stadtgebiet finden sich fünf Beispiele. Nicht überall handeln ihre Besitzer gesetzeswidrig.
Dieses Fahrzeugwrack (mit Nummernschild, aber abgemeldet) steht auf dem Parkplatz eines ehemaligen Getränkemarktes an der Kitzinger B8.
Foto: Eike Lenz | Dieses Fahrzeugwrack (mit Nummernschild, aber abgemeldet) steht auf dem Parkplatz eines ehemaligen Getränkemarktes an der Kitzinger B8.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 01.11.2024 02:42 Uhr

Bei einem Wagen ist die Seitenscheibe eingeschlagen, bei einem anderen hat sich der Rost komplett durch das Heck gefressen. Und den nächsten hat schon lange kein TÜV-Prüfer mehr gesehen. Doch groß zu stören scheint sich an den schrottreifen Fahrzeugen im Kitzinger Stadtgebiet keiner. Sie alle rotten seit Längerem vor sich hin. Eine Rundfahrt zu Automobilen, die Zehntausende von Kilometern gefressen haben und sich nun als zunehmend immobil erweisen. Nicht alle sind illegal abgestellt, wie unsere Prüfung ergeben hat.

1. Norma-Parkplatz Äußere Sulzfelder Straße: Putziges Kerlchen mit zerdepperter Scheibe

Diesen dunklen VW Polo hat sein Besitzer auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes abgestellt. Inzwischen ist die Seitenscheibe eingeschlagen.
Foto: Eike Lenz | Diesen dunklen VW Polo hat sein Besitzer auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes abgestellt. Inzwischen ist die Seitenscheibe eingeschlagen.

Rückwärts eingeparkt steht der dunkle Polo auf dem Parkplatz des Norma-Marktes in der Äußeren Sulzfelder Straße. Anfangs noch intakt, ist die Scheibe der Beifahrerseite inzwischen eingeschlagen – vermutlich aus reiner Zerstörungswut, denn zu holen gibt es in dem Fahrzeug kaum etwas. Im Innenraum: einige Putzeimer, Plastikboxen und weitere Reinigungsutensilien. Die Nummernschilder: abmontiert oder geklaut. Auf der Windschutzscheibe klebte wohl mal ein roter Punkt, mit dem die Polizei den Halter in der Regel auffordert, sein Fahrzeug zu beseitigen. Da das Auto aber auf einem privaten Parkplatz steht, muss sich nach Polizeiangaben der Grundstückseigentümer – in diesem Fall der Marktbetreiber – um die Entsorgung kümmern und darauf hoffen, dass er nicht auf den Kosten sitzenbleibt. Auf der noch vorhandenen Umweltplakette findet sich zumindest noch ein Kennzeichen von Erfurt.

2. Parkplatz Marshall Heights: Kompaktwagen in fahrbereitem Zustand

Gegenüber dem Parkplatz der Wohnanlage, auf dem dieser BMW steht, befindet sich der Kindergarten der Marshall Heights.
Foto: Eike Lenz | Gegenüber dem Parkplatz der Wohnanlage, auf dem dieser BMW steht, befindet sich der Kindergarten der Marshall Heights.

Ein Schrottauto ist der dunkelblaue 1er BMW vor einem der Wohnblocks der Marshall Heights weiß Gott nicht: alles drin, alles dran, nur eben keine Kennzeichen mehr. Wie eine Anwohnerin auf Nachfrage sagt, steht der Wagen hier "schon länger". Groß aufgefallen ist er aber offenbar noch nicht. Wenn der Parkplatz zur Wohnanlage gehört und damit privat ist, wäre der Grundstückseigentümer dafür zuständig, dass das Fahrzeug verschwindet. Handelt es sich um einen öffentlichen Parkplatz, kämen Polizei und Stadt ins Spiel.

3. Privater Stellplatz Repperndorfer Straße: Schrottreifes Quartett am Stadteingang der B8

Vor diesem trostlosen Quartett neben einer ehemaligen Getränkehandlung verkehren täglich Tausende Menschen.
Foto: Eike Lenz | Vor diesem trostlosen Quartett neben einer ehemaligen Getränkehandlung verkehren täglich Tausende Menschen.

Auf dem Parkplatz einer ehemaligen Getränkehandlung direkt an der B8 stehen schon seit geraumer Zeit vier abgemeldete Autos. Eines trägt zwar noch Fürther Kennzeichen, aber keine Zulassungs- und TÜV-Plakette mehr. Es scheint, als hätten die abgetakelten Wagen hier ihren letzten Hafen erreicht – von Tausenden besehen, die hier täglich ein- und ausfahren. Die Frage, ob sie hier abgestellt sein dürfen, beantwortet ein mit dem Umweltrecht Vertrauter so: "Steht mehr als ein Autowrack auf privatem Gelände, ist es ein Abfalltatbestand." Weitere Schrottfahrzeuge stehen weiter hinten auf dem Grundstück in einem Hof.

4. Parkplatz Kaufland Am Dreistock: Mit Kennzeichen, aber ohne erkennbare Nutzung

Dieser himmelblaue Fiat-Kastenwagen mit französischer Nummer steht schon seit Wochen auf dem Parkplatz am 'Kaufland'.
Foto: Eike Lenz | Dieser himmelblaue Fiat-Kastenwagen mit französischer Nummer steht schon seit Wochen auf dem Parkplatz am "Kaufland".

Auch dieses nicht mehr taufrische Exemplar steht schon länger auf dem hinteren Teil des Parkplatzes am "Kaufland", gut zu sehen von der vorbeiführenden Staatsstraße Richtung Autobahn. Die Reifen des himmelblauen Fiat-Kastenwagens beinahe platt. Im vermüllten Laderaum ein Wäscheständer und mehrere Tüten mit Textilien. Französische Kennzeichen prangen an dem Fahrzeug; es war zuletzt in der Region Haut-Rhin/Colmar zugelassen. Um den Handel mit gestohlenen Autos zu erschweren, tragen Autos in Frankreich seit 2009 ihre Nummernschilder von der Zulassung bis zum Zeitpunkt ihrer Verschrottung. Wird es nicht noch abgeholt, ist wohl auch hier der Marktbetreiber in der Pflicht.

5. Privatgelände Johann-Adam-Kleinschroth-Straße: Legales Dutzend hinter Lidl-Parkplatz 

Platte Reifen, kaputte Scheiben, aber laut Landratsamt fahrtüchtig: Die insgesamt zwölf Autos an dieser alten Fabrikhalle stehen legal hier.
Foto: Hilton Valentine, Local Endeavours | Platte Reifen, kaputte Scheiben, aber laut Landratsamt fahrtüchtig: Die insgesamt zwölf Autos an dieser alten Fabrikhalle stehen legal hier.

Zwölf abgemeldete Autos stehen auf dem Vorplatz eines ehemaligen Fabrikgeländes hinter dem Lidl-Markt, ein dreizehntes versteckt sich unter einer Plane. Bei einem zitronengelben Kleinwagen ist die Seitenscheibe eingeschlagen. Sonderlich vital wirkt keines der hier abgestellten Fahrzeuge. Die Stadt hat längst ein Auge auf sie geworfen und die Sache ans Landratsamt gemeldet. Von dort heißt es auf schriftliche Nachfrage, man habe im März 2024 Fachpersonal losgeschickt, um die Wagen zu begutachten. Das Ergebnis: "Eine Grundwassergefährdung konnte durch die abgestellten Fahrzeuge nicht festgestellt werden. Da die Fahrzeuge (augenscheinlich fahrtüchtig bzw. durch kleinere Reparaturen fahrtauglich) auf einem Privatgrundstück gelagert sind, kann auch kein Entledigungswille unterstellt werden. Die Abfalleigenschaft kann nicht nachgewiesen werden." Für das Landratsamt sei "aktuell nichts weiter zu veranlassen".

Die Fahrzeuge, die auf dem größtenteils befestigten Fabrikhof stehen, sind alle abgemeldet. Manche sind mit Moos bewachsen.
Foto: Hilton Valentine, Local Endeavours | Die Fahrzeuge, die auf dem größtenteils befestigten Fabrikhof stehen, sind alle abgemeldet. Manche sind mit Moos bewachsen.

Der rote Punkt – eine Erfindung aus Kitzingen?

Herrenlose und abgemeldete Autowracks am Straßenrand oder auf Parkplätzen kennzeichnet die Polizei in der Regel mit einem roten Punkt. Das markante, meist auf die Windschutzscheibe geklebte Emblem ist das kaum zu übersehende Signal an den Halter, sein Fahrzeug binnen vier Wochen aus dem öffentlichen Verkehrsraum zu entfernen. Der ehemalige Kitzinger Polizeibeamte Robert Finster, als "Umwelt-Sheriff" bekannt geworden, berichtet nun von den Anfängen dieses roten Punktes in Bayern.
Den roten Punkt klebt die Polizei auf Fahrzeuge, die aus dem öffentlichen Verkehrsraum zu entfernen sind.
Foto: Eike Lenz | Den roten Punkt klebt die Polizei auf Fahrzeuge, die aus dem öffentlichen Verkehrsraum zu entfernen sind.
Zu Beginn der 1980er-Jahre sei er oft mit Kollegen im Landkreis Kitzingen unterwegs gewesen und schon damals immer wieder auf schrottreife Autos ohne Nummernschilder gestoßen. Man überlegte sich ein System, um anderen Streifen zu signalisieren, dass der Fall bereits amtlich bekannt ist, und kam auf den roten Punkt. Rechtlich sei das damals alles "Wildwest" gewesen, erinnert sich Finster. "Gerichte und Anwälte waren darauf nicht eingestellt." Längst hat sich der rote Punkt etabliert.
Quelle: elz
 
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Kommentare
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  • Gerlinde Conrad
    Früher haben sich die Osteuropäer um unsere Autos gekümmert, aber darauf kann mam sich scheinbar auch nicht mehr verlassen? K.-H. Conrad
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  • Tanja Müller
    Direkt auf dem Parkplatz vor dem Kindergarten in den Marshall-Heights findet sich noch ein silbernes Auto ohne Kennzeichen - wird wohl zur neuen Mode.
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  • Norbert Meyer
    Der ganze Platz bei diesem ehemaligen Getränkemarkt ist ein einziger giftiger Müllplatz. Schrottautos, Elektrogeräte, verfaultes Boot, Plastikkisten, Flaschen, Holzreste u. weiterer Müll stinken zum Himmel.
    Früher musste der Briefträger die "Amtspost" (!) in einem defekten Kühlschrank (!) , neben der Eingangstür, ablegen ! Der Keller platzt auch vor lauter gesammeltem Müll.
    Ich möchte nicht wissen, wie im restlichen Haus aussieht.
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  • Helga Scherendorn
    abschleppen und fertig, kein Mensch braucht diese Karren noch.
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  • Patrick Rettner
    Sie übernehmen die Kosten fürs Abschleppen und Entsorgen?
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  • Helga Scherendorn
    Bulldog dran und weg, das kann nicht viel kosten!
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  • Alexander Hopf
    Wieso ist es so schwer den Halter aufzufinden und aufzufordern d. Pflichten nachzukommen? Man muss sich nicht nur am Kennzeichen orientieren - jedes Auto hat eine Fahrzeug-Id-Nr. und die Zulassungsstelle wird sicherlich den letzten Halter in ihrem PC haben. Einschreiben schicken, Frist auf Rückantwort und Beseitigung des Fahrzeugs festsetzen. Sollte innerhalb der Frist keine Rückmeldung kommen - Fahrzeug abschleppen, entsorgen und Rechnung zukommen lassen.
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