
Fährmann Philipp Jäger von der Fahrer Mainfähre kam sich zuerst wie in einem James-Bond-Film vor: Am Freitag hatte er Dienst. Als er gegen 18 Uhr am Anleger auf der Eisenheimer Seite stand und auf Kundschaft wartete, bemerkte er auf der gegenüberliegenden Seite in Fahr, wie sich ein Auto der Zufahrt näherte. "Der war ziemlich gut unterwegs." Als Jäger den Motor seiner Fähre anwarf, um den vermeintlichen Kunden abzuholen, erstarrte er.
Ohne zu bremsen, erreichte das Auto die Zufahrtsspur zum leeren Fährenplatz und fuhr mit Schwung in den Fluss. Alles ging ganz schnell. Zuerst schwamm der Wagen auf, dann drehte er sich etwas, und schließlich versank er etwa zehn Meter vom Ufer entfernt in den Fluten.

Der Fährmann reagierte sofort. Noch während er zur gegenüberliegenden Flussseite fuhr, verständigte er die Leitstelle. Unter dem Stichwort "Pkw in Fluss" startete ein großer Hilfseinsatz, da nicht genau bekannt war, wie viele Personen sich in dem Auto befanden. Die Dunkelheit brach herein. Jäger sagt: "Ich konnte erkennen, wie ein Mann plötzlich im Wasser schwamm und an das Ufer gelangte." Anscheinend unverletzt.
Der Fährmann wickelt den Fahrer in eine wärmende Decke
Jäger wickelte den durchnässten Mann in eine Decke ein. Und es dauerte nicht lange, bis eine Reihe an Rettungs- und Hilfsfahrzeugen in Fahr eintraf. Als erstes war die Fahrer Feuerwehr unter Leitung ihres Kommandanten Kilian Meusert vor Ort; er koordinierte den Einsatz.
Neben dem Rettungsdienst, der mit mehreren Fahrzeugen anrückte, wurden die Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht im Landkreis alarmiert. Von den Feuerwehren kamen zusätzlich die Einheiten aus Stammheim und Volkach. Zudem wurde das Kitzinger THW verständigt, das mit einer Bergeeinheit eintraf.

Binnen kurzer Zeit sah man am Flussufer ein Meer von Blaulichtern. Der Rettungsdienst versorgte den Autofahrer zunächst vor Ort. Wie die Kitzinger Polizei mitteilte, wurde bei ihm "deutlicher Alkoholgeruch" festgestellt. Ein Vortest ergab einen Wert von über 1,1 Promille. Auf dem Weg ins Krankenhaus nach Kitzingen wurde der Mann laut Polizei aggressiv und beschädigte den Rettungswagen.
Die Schifffahrt auf dem Main wird am Abend gesperrt
Auf dem Main kreisten derweil etliche Wasserrettungsboote um die Einsatzstelle. Aufgrund der Schadenslage wurde als erstes die gesamte Schifffahrt auf dem Main gesperrt. Etwa 30 Meter von der Fährstelle entfernt schimmerte trüb ein Scheinwerfer des versunkenen Autos im Wasser. Waren in dem Fahrzeug noch weitere Personen? "Nein, niemand mehr!", erklärte schließlich der Einsatzleiter Wasserrettung, Markus Kressmann.

Taucher umrundeten das Wrack, gesichert durch Seile von Leinenführern, die am Ufer standen. Ein weiterer Taucher hielt in voller Montur Wache an Land. Im Notfall wäre er sofort ins Wasser gesprungen, um seinen Kameraden zu helfen. Das Wasser hat derzeit nur zwei, drei Grad, und die Sicht war gleich Null.
Ein Bergefahrzeug des THW fuhr am Ufer rückwärts zum Schadensort, daneben positionierte sich die Drehleiter der Volkacher Feuerwehr, die mittels Hochleistungsscheinwerfer die Einsatzstelle ausleuchtete. Eine Ölsperre war auf dem Fluss errichtet worden.

Inzwischen hatten die Taucher das untergegangene Fahrzeug gesichert, schließlich hing es am Haken. THW-Einsatzleiter Alexander Fischer gab das Kommando zum Heben. Alles schaute gebannt aufs Wasser. Ganz langsam tauchte das Fahrzeug aus den Fluten auf, äußerlich unbeschädigt, trotzdem ein Totalschaden.
Der Rest ist Sache der Polizei. Sie ermittelt jetzt gegen den Fahrzeugführer, einen 47-Jährigen aus Mittelfranken, wegen des Verdachts der Trunkenheit im Straßenverkehr sowie der Sachbeschädigung. Sein Führerschein wurde noch vor Ort sichergestellt.
Er hatte Glück und sein Kerzelein war nicht abgebrannt. Deshalb lebt er…