
Der Tourismusmanager Marco Maiberger ist gerade von Bayerns größter Reise- und Freizeitmesse aus München zurückgekehrt. Am Montagabend steht er in der Verkündhalle des Iphöfer Rathauses und sendet Botschaften, die man hier nicht ohne Stolz hören dürfte. "Touristisch wird Iphofen als Premium-Standort wahrgenommen und in einem Atemzug mit der Mainschleife genannt." Aber was fängt man nun an mit dieser Aussage? Wie beliebt ist die Stadt wirklich bei ihren Gästen? Und was kann sie sich von ihrer Popularität kaufen? Eine neue Studie versucht sich an Antworten – und einem Blick in die Zukunft.
Wie hat sich der Tourismus in Iphofen seit Corona entwickelt?
Nach den Zahlen, die das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) in München erhoben hat, hinkt Iphofen in Sachen Tourismus immer noch dem Vor-Corona-Niveau hinterher – stärker als etwa die Mainschleife oder der Landkreis Kitzingen insgesamt. Trotzdem ist die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zur letzten Erhebung 2017 leicht gestiegen: von 66.000 auf 69.000 im Jahr 2023. Der Großteil der Gäste nächtigte in einem der sechs Hotels (39,1 Prozent) oder in Privatquartieren (29,9). Verschwindend gering (6,8 Prozent) blieb dagegen der Anteil der Camping- und Wohnmobilübernachtungen.

Woher stammen die Gäste, die nach Iphofen kommen?
Rund 400.000 Tagestouristen zählte dwif-Studienleiterin Milena Pippert im Jahr 2023 in Iphofen. Zu dieser Gruppe gehören alle, die Restaurants oder Veranstaltungen besuchen, einen Einkaufsbummel oder Ausflug machen oder einfach nur bei Freunden und Verwandten vorbeischauen, also in der Regel Menschen aus der näheren Umgebung. Dem stehen etwa 69.000 Übernachtungsgäste gegenüber. Dass der Tagestourismus in Iphofen stagniert und auch mit Ausgabe des Deutschlandtickets nicht gewachsen ist, wertet Pippert schon als Erfolg. Deutschlandweit sei nämlich ein Rückgang der Tagesreisen zu beobachten.

Wie viel Geld lassen Gäste und Touristen in der Stadt?
Dass in Iphofen nicht nur Millionen von Knauf fließen, zeigt ein Blick auf die Gesamtumsätze aus dem Gastgewerbe. Sie lagen im Jahr 2023 bei 25,7 Millionen Euro und damit fast fünf Prozent höher als 2017. Vom Tourismusgeschäft profitierten aber nicht nur Hotels, Gastronomie oder Einzelhandel, sondern auch Bereiche, die Studienleiterin Milena Pippert als "Geheimprofiteure" bezeichnet: Gärtnereien, Banken, Werbeagenturen oder Handwerker, die sich über Aufträge von Hotels oder Restaurants freuen.
Welchen Beitrag leistet der Tourismus für Iphofens Wirtschaft?
Das Geschäft mit dem Gast schafft ortsgebundene Arbeitsplätze, die sich nicht ins Ausland verlagern lassen. Wie viel diese zur lokalen Wirtschaftsleistung beitragen, macht vor allem eine Zahl deutlich: Legt man ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 30.000 Euro zugrunde, könnten in Iphofen 390 Menschen vom Tourismus leben. In der Praxis ist diese Zahl deutlich höher, etwa weil viele Jobs in Teilzeit ausgeübt werden.
Wollte man für das Tourismusgeschäft eine markante Größe finden, dann wäre es wohl der Beitrag zum Primäreinkommen. Er liegt in Iphofen bei 8,0 Prozent und drückt aus, dass etwa jeder Zwölfte vom Tourismus leben könnte. Ein "sehr hoher Wert", wie Studienleiterin Milena Pippert sagt. Damit ist man nicht weit von der Mainschleife entfernt, wo die Zahl bei 9,3 liegt. Kitzingen bewegt sich mit 3,5 Prozent genau im Durchschnitt für Deutschland.
Wo steht Iphofen im Vergleich zur Mainschleife?
Was die reinen Zahlen angeht, spielt die Mainschleife in einer anderen Liga: 800.000 Tagesreisen im Jahr gegenüber 400.000 in Iphofen, 432.000 Übernachtungen gegenüber 69.000 und 66 Millionen Euro Bruttoumsatz gegenüber 25,7 Millionen Euro. Für Marco Maiberger, den Geschäftsführer des Tourismusverbands Fränkisches Weinland, spielt Iphofen touristisch dennoch "eine der ersten Geigen" in Franken. Volkach, Nordheim und Sommerach hätten zwar den Main vor der Haustür. Die große Stärke Iphofens aber sei, dass es hier neben dem Wein ein zweites Standbein gebe: die Natur.

Wohin geht die Reise in Iphofen, und wo liegt für Touristen die Schmerzgrenze?
Ob es in der Stadt mehr Gästebetten brauche, wurde Milena Pippert gefragt. Die Expertin fand darauf keine klare Antwort. Übernachtungsmöglichkeiten gebe es eigentlich in ausreichender Zahl, die Betriebe müssten nur sichtbarer werden. Und: Im Camping- und Wohnmobilsektor habe Iphofen "Luft nach oben".
Aber will Iphofen überhaupt mehr Gäste? Tourismuschefin Claudia Bellanti sagt: "Hätten wir zwölf Monate die Auslastung wie im September und Oktober, würde uns vermutlich die Luft ausgehen."
Laut Pippert empfindet inzwischen eine "deutliche Mehrheit" der Deutschen das Preisniveau in den Hotels und Restaurants als zu hoch. Andererseits seien viele Gäste bereit, mehr zu bezahlen, wenn aus ihrer Sicht das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme. Das dürfte in Iphofen mit seinem "hochpreisigen Tourismus" besonders wichtig sein. Marco Maiberger appellierte an die Betriebe, "nicht nachzulassen", machte ihnen aber auch Mut. "Der Tourismus ist in all der schwierigen Zeit ein Fels in der Brandung."
Anders gefragt, wenn die vielen Geschäftsessen, Übernachtungen, Weineinkäufe etc etc, von Besuchern der verschiedenen Knaufstandorte hier mit enthalten sind, dann schaut die Rechnung wieder ganz anders aus.
gez L. Hofmann