Karin Engelhardt weiß alles: Wer mit wem nicht kann, wo die Verwandtschaft vom Weinbesteller wohnt, wessen Kinder jetzt pubertieren und wer die Tür im Schlafanzug öffnet – egal zu welcher Tageszeit. Als Zustellerin des Paket-Dienstleisters Hermes hat sie zwar ein Tablet mit sämtlichen Lieferadressen des Tages über dem Lenkrad befestigt, aber eigentlich braucht sie es nicht. "Ich kenne meine Leute in und auswendig", sagt die 47-Jährige. Und sie beweist es der Reporterin, die sie trotz Weihnachtsstress durch drei Orte begleiten darf.
Wenn, dann geht nur Montag, hatte Engelhardt am Telefon gesagt. An den restlichen Tagen bis einschließlich Heiligabend sei keine Chance, nebenbei auch noch Fragen zu beantworten. Aber die Hüttenheimerin möchte zeigen, warum ihr Job sie auch nach neun Jahren noch begeistert. Und warum immer noch viele Menschen ein falsches Bild von der Arbeit eines Paketzustellers haben.
Die Nachbarin als gute Seele
Als Karin Engelhardt im Landkreis Kitzingen ankommt, hat sie schon mehrere Gemeinden im Steigerwald hinter sich: Donnersdorf, Michelau und Oberschwarzach mit seinen neun Ortsteilen sind unter anderem Teil ihrer Tour. Zudem Wiesenbronn, Rödelsee, Großlangheim und Kleinlangheim. Also rein in den Sprinter und los geht's in Wiesenbronn.
Erster Stopp: niemand zuhause. Karin Engelhardt flitzt über die Straße, klingelt gegenüber: "Hi Du gute Seele, ich nerv' Dich wieder mal", begrüßt sie mit einem Lächeln die Nachbarin. Und schon ist das Päckchen übergeben, ein Zettel im Briefkasten informiert, an wen. Bei Hermes muss die Empfängerin immer unterschreiben, außer man hat einen Ablageort festgelegt.
Die Botin weiß: Manche wollen gar nicht, dass sie klingelt. Sie verschwindet hinter Hoftoren, joggt in Carports, biegt um Hausecken zur Terrasse. Aber oft heißt es klingeln und warten. Und die Gelegenheit nutzen für nette Worte, ein kurzes Gespräch. "Das ist es, was Spaß macht an der Arbeit. Du freust dich, die Leute zu sehen", sagt Engelhardt und schnappt sich schon den nächsten Karton.
Beginn als Hermes-Botin im Steigerwald
Mit dem Steigerwald hatte sie damals angefangen. Nach der Babypause mit ihren Zwillingen, die heute 19 Jahre alt sind. Das Unterwegssein mochte sie vorher schon im Außendienst der AOK, wo sie Sozialversicherungskauffrau gelernt hatte. Über ihren Wechsel zu Hermes sagt sie: "Ich hab's nicht bereut, den ganzen Tag drinnen wäre nichts für mich."
Aber es gebe auch Tage wie zuletzt mit nasskaltem Nieselregen, "da fällst du abends tot um wie eine Mucke". Aber nicht an diesem letzten Montag vor Weihnachten. Der Himmel zeigt endlich mal wieder, wie schön er in Blau ist. Ton in Ton mit Engelhardts Augen, die alles zu sehen scheinen.
Auch den jungen Mann, der ein Stück vor ihr auf dem Gehsteig im Rödelseer Neubaugebiet Schlossgrund steht. Sie gibt Gas, als sie ihn vor seinem Neubau erspäht. "Ab heute wird eingezogen", sagt der Häuslebauer. Karin Engelhardt strahlt ihn an, drückt ihm Infos in die Hand und hat den Neukunden schon gedanklich abgespeichert. Kurz zuvor hat sie dort die Rödelsee-Tour vorbereitet: Kleinere Pakete nach vorne neben sich auf den Beifahrersitz, die Großen bleiben hinten im Laderaum. Das spart Zeit – und die ist knapp in dem Job.
Die richtige Sortierung ist das A und O, schon morgens im Marktbreiter Depot. Ab 2 Uhr Uhr kommt dort ein Zwölftonner mehrmals aus dem Lager Eibelstadt an, ab 4 Uhr teilen die Sortierer die Pakete auf die 38 Touren auf. Arbeitsbeginn mit täglichem Coronatest für alle Fahrerinnen und Fahrer ist 8 Uhr. Dann geht's ans Beladen des Wagens – und da macht Karin Engelhardt keiner was vor, wie ihre Chefs Hans-Ulrich Weber und Markus Klein wissen. Sie hat eine erstaunliche Fehlerquote: Null. "Bei Karin kommt nie was, das ist fast schon ein Wunder", sagt Weber anerkennend.
Hund Anton fährt manche Touren mit
Ihre Kundinnen und Kunden wissen das zu schätzen, das offenbart sich schnell. Die 47-Jährige achtet aber auch auf die kleinen Dinge: Bei der Puppenbadewanne mit der offensichtlichen Verpackung passt sie auf, dass kein Kind daneben steht. Und als ein künstliches "Miau" aus einem Paket dringt, schüttelt sie es kurz – und sich dann vor Lachen.
Die gute Laune, so scheint es, kann ihr niemand nehmen, auch wenn es vor Weihnachten "schon drauf geht". Aber Ausbeutung? Karin Engelhardt winkt ab: "Keine Spur! Klar ist die Weihnachtszeit stressig, aber das wird ja vergütet. Für umme schaff' ich nicht."
Also auf in den Vorweihnachtsendspurt. In dem sieht die Hüttenheimerin Leute, die sich sonst das ganze Jahr über nichts liefern lassen. Bei anderen ist sie hingegen vier- oder fünfmal pro Woche, bei manchen dreimal im Jahr. Im Kopf hat sie trotzdem alle – und für jeden ein nettes Wort.
Und die Menschen danken es ihr, nicht nur während einsamer Corona-Lockdown-Wochen. Im Advent gerne mal mit kleinen Geschenken, die die Hermes-Botin in die Hand gedrückt bekommt. Diese nehmen dann ausnahmsweise mal den umgekehrten Weg. Ein wenig stolz zeigt Karin Engelhardt eine solche Tüte: "Für unsere Lieblings-Hermes-Botin" steht darauf – mit Herzchen hintendran.
Es ist schon skurill bei uns in Deutschland. die Leute (inkl medizinisches Personal) die den ganzen Tag rennen und schuften werden nicht adäquat bezahlt.
Das haben sie allemal verdient.
der schnellen gerdi wie sie mein mann nannte
sie war bei uns in frankenwinheim immer bestens gelaunt und hiflsbereit
als hundeliebhaerin freu ich besonders dass es den treuen Anton
noch gibt
jetzt liefert sie in kleinlangheim unserer tochter aus
und wenn zufällig mal vor ort sind gibt eine laute lachende begrüssung
liebe gerdi mach weiter so
Mit Be- und Entladen schätze ich mal s0 15 Std pro Tag
Klingeln keiner zuhause. Beim Nachbarn . keiner zuhause.
Zettel schreiben. Kostet alles Zeit
Oh, du fröhliche
Heutzutage gibt es die Möglichkeit einen Ablageort anzugeben. Dann wird das Paket dort hinterlegt. Per mail bekommt man die gelungene Zustellung aufs Handy - schneller, einfacher und besser geht es nicht!
der Ablageort ist bei mir 11km weg.
Mit dem ÖPNV ca 3 Std hin und zurück mit Umsteigen.
Wer macht das schon.
Ich bestelle im Jahr 2-3 Pakete und nur mit DHL
und 300 Pakete am Tag auf einer Überlandtour...RESPEKT
das schaffen andere Logistiker auf einer Stadttour grad so...
mit Helfer für ein paar Stunden...
Lenk und Ruhezeiten gelten für diese Pseudo Sprinter ja auch nicht
dann wäre ja schon ne ganze Stunde weg...
mir hat es auch lange Jahre Spaß gemacht
bis der Körper sagt...es reicht...
schöne Weihnachten allen die uns täglich mit Ware versorgen...
und denn anderen natürlich auch