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KITZINGEN
Hochsaison im Paketzentrum: Fordernde Arbeit am Förderband
Corona und die Weihnachtszeit sorgen für Hochbetrieb: 500.000 Pakete laufen derzeit täglich über die Förderbänder im DHL-Frachtzentrum in Kitzingen. Jonas Lehrmann ist einer von 700 Mitarbeitern, die dafür sorgen, dass die Pakete zügig bearbeitet werden.
Foto: Michels | Corona und die Weihnachtszeit sorgen für Hochbetrieb: 500.000 Pakete laufen derzeit täglich über die Förderbänder im DHL-Frachtzentrum in Kitzingen.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 02.01.2021 02:14 Uhr

Viele zusätzliche Hände packen mit an und das rund um die Uhr: Nur so ist der riesige Berg an Paketen zu bewältigen, die momentan im DHL-Paketzentrum in Kitzingen ankommen, sortiert und weiterverteilt werden. Die Hoch-Zeit, die traditionell vor Weihnachten herrscht, wird durch die Corona-Pandemie in diesem Jahr gleich doppelt verschärft: Es ist noch mehr zu tun als sonst vor Weihnachten und es gilt, die Hygiene- und Schutzmaßnahmen auch dann zu beachten, wenn es hektisch wird.

„Wir haben Starkverkehr. Und zwar schon seit knapp sieben Wochen“, sagt Bernhard Michels. Er leitet seit April 2019 das Postfrachtzentrum am Dreistock vor den Toren Kitzingens, gehört dem Unternehmen aber schon seit mehr als 38 Jahren an. „So etwas wie jetzt habe ich noch nie erlebt. Punktuell ja, aber nicht über einen so langen Zeitraum.“

Circa 300 000 Pakete werden normalerweise am Tag im Kitzinger Frachtzentrum bearbeitet, das 1994 als eines der ersten in Deutschland seine Tore öffnete. Hier laufen alle Pakete über die Förderbänder, die in der Region aufgegeben und in alle Welt verschickt werden. Und alle Pakete, die an Menschen in den Postleitzahlgebieten 96 und 97 adressiert sind. Der 96er Bereich reicht über 105 Orte von den Haßbergen bis Sonneberg in Thüringen, die 97 umfasst 263 Orte rund um Würzburg bis hin zum Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg.

In den Tagen vor Weihnachten wird traditionell viel verschickt. Für die Mitarbeiter im Frachtzentrum bedeutet das viel Arbeit. Die Zahl der Pakete, die über die insgesamt zwei Kilometer langen Förderbänder, genauer die Codier- und Auflegelinien sausen, schnellt in die Höhe: „In Starkzeiten verarbeiten wir hier 500 000 Pakete in 24 Stunden“, sagt Michels.

Etwa eineinhalb Wochen vor Heiligabend beginnt diese Starkzeit normalerweise. In diesem Jahr war es weit früher der Fall. Schon seit Anfang November herrscht in der riesigen Halle auf dem mehr als elf Hektar großen Gelände Hochbetrieb. Eine Auswirkung von Corona: Viele Menschen bestellen lieber als durch die Städte zu bummeln und direkt in den Läden zu kaufen, viele renovieren oder dekorieren um, suchen sich neue Hobbys... Und der eine oder andere schickt Leuten, die er wegen der Pandemie nicht besuchen kann, ab und an ein Päckchen, nicht nur zu Weihnachten.

200 000 Pakete mehr pro Tag, das ist auch in einem großen Zentrum wie dem in Kitzingen nicht nebenher zu bewältigen. Normalerweise wird hier mittags, abends und nachts gearbeitet, am Morgen und am Vormittag herrscht Ruhe. In der Hoch-Zeit ist das anders, da bedeutet „am Tag“ tatsächlich „in 24 Stunden“. Damit die Pakete zügig beim Empfänger ankommen, hat Bernhard Michels eine Vorschicht geschaltet. Jetzt laufen die Förderbänder rund um die Uhr.

400 bis 500 Mitarbeiter arbeiten normalerweise im Kitzinger Postfrachtzentrum. Die Zusatzschicht ist mit dieser Zahl nicht zu bewältigen. Damit schon früh mit dem Sortieren begonnen werden kann, hat Bernhard Michels das Team auf etwa 700 Leute aufgestockt. Die Zusatzkräfte zu finden war zum Glück nicht allzu schwer. Zum einen, weil vor Weihnachten oft die gleichen Leute einspringen und schon so was wie Stammkräfte geworden sind. Zum anderen profitiert das Zentrum davon, dass viele Firmen in der Region wegen der Corona-Pandemie Kurzarbeit fahren. Dadurch suchen mehr Menschen als sonst einen Nebenjob. Sie haben Zeit und freuen sich über die Möglichkeit, ihr Einkommen aufzustocken. „Trotzdem suchen wir immer Leute“, betont Michels, denn den einen oder anderen Wechsel gibt es immer mal.

Mit mehr Händen zum Sortieren und Anpacken ist es allerdings nicht getan. Schließlich müssen die Pakete auch weiter transportiert werden, zu den anderen Frachtzentren und zu den Kunden. Bundesweit, so schätzt Bernhard Michels, sind etwa 13.000 Fahrzeuge mehr im Einsatz als sonst.

Wie in allen Betrieben wirkt sich Corona natürlich auch im DHL-Zentrum auf die Arbeit aus. Hygienevorschriften müssen eingehalten werden, der Abstand zwischen den Mitarbeitern muss ausreichend groß sein, der Zeitaufwand für das Bearbeiten der Pakete ist höher. Und alle tragen eine Maske, wenn sie die Pakete auf die Bänder legen – was bei einem 250-Gramm-Päckchen kein Problem ist, bei einem 31,5 Kilogramm schweren Paket dann allerdings schon. „Es ist schon fordernd, unter diesen Bedingungen an den Förderbändern zu arbeiten“, ist sich der Chef bewusst. Er ist froh, dass die Mitarbeiter so gut mitziehen und trotz der vielen Arbeit und der erhöhten Belastung mit vollem Einsatz dabei sind.

Mit Spannung hat Bernhard Michels die Entscheidung der Regierung verfolgt, ob das öffentliche Leben noch weiter heruntergefahren wird. Wirklich überrascht hat ihn die Nachricht vom harten Lockdown aber nicht. „Das war zu erwarten“, sagt der 54-Jährige. „Es bleibt ja auch kein anderer Weg, um die Gesundheit der Menschen zu schützen.“ Jetzt, da die Läden zu sind, wird sich sicherlich noch der eine oder andere mehr Waren liefern lassen, die er normalerweise in den Geschäften besorgt. Es bleibt also weiterhin viel zu tun in der großen Halle am Rande von Kitzingen.

Wer jetzt noch Geschenke versenden will, sollte sich sputen, rät Bernhard Michels. Was bis Samstag, 19. Dezember, 12 Uhr, aufgegeben wurde, kommt auf jeden Fall pünktlich an.

Paket reiht sich an Paket und das rund um die Uhr: Dass über einen so langen Zeitraum so viele Pakete zu bearbeiten sind, hat der Leiter des DHL-Frachtzentrums Kitzingen, Bernhard Michels, bislang noch nicht erlebt.
| Paket reiht sich an Paket und das rund um die Uhr: Dass über einen so langen Zeitraum so viele Pakete zu bearbeiten sind, hat der Leiter des DHL-Frachtzentrums Kitzingen, Bernhard Michels, bislang noch nicht erlebt.
 
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