16 Jungs und Mädels sitzen am Beckenrand des Dettelbacher Hallenbads und lauschen den Anweisungen ihrer beiden Schwimmlehrer. Aufgeteilt in zwei Gruppen, die Beine ins Wasser baumelnd, dürfen sie erst mal kräftig strampeln. Wasser spritzt, die Kinder lachen. Hermann Weickert und Jürgen Zink sind in ihrem Element.
Die beiden arbeiten seit 24 Jahren Seite an Seite im landkreiseigenen Hallenbad und haben bisher rund 2500 Kindern das Schwimmen beigebracht. Dabei sei ihnen nicht von Anfang an klar gewesen, dass dies ihr Traumjob wird, betonen sie im Gespräch.
Aus zwei Elektrikern wurden zwei Schwimmmeister
Jürgen Zink bewarb sich als gelernter Elektriker im Hallenbad und wurde kurze Zeit später als erster Auszubildender des Landkreises Kitzingen in Lindau zum Fachangestellten für Bäderbetriebe (FAB) ausgebildet. Mittlerweile ist er Schwimmmeister. Hermann Weickert, ebenso gelernter Elektriker und 15 Jahre lang Berufstaucher, schlug denselben Weg ein.
"Wir sind da so reingewachsen", sagt Jürgen Zink mit einem Schmunzeln. Und wie sie das sind! Souverän und mit energischer Stimme begegnen sie ihren jungen Schülern im Wasser. Dabei zeigen die beiden Männer selbst vollen Körpereinsatz, wenn sie die Kinder nach einem Sprung ins Wasser auffangen und sie, den ersten Meter schwimmend, zurück zum Beckenrand schicken – immer mit einem persönlichen Wort, einer direkten Ansprache. Routiniert wirken die zwei, aber keineswegs gelangweilt.
"Beruflich können wir uns blind aufeinander verlassen, aber privat sind wir grundverschiedene Typen." Hermann Weickert lacht. "Das stimmt, er ist schon sehr einzigartig", kontert Jürgen Zink mit einem Seitenblick auf seinen Kollegen. Damit hat er recht.
Hermann Weickert nennt sich selbst "einen alten Haudegen"
Humor und Disziplin gehören für den "alten Haudegen", wie sich Hermann Weickert selbst bezeichnet, zusammen. Mit Spaß und der nötigen Ernsthaftigkeit fordert er liebevoll seine Schützlinge. Selbst wenn er mal streng ist, hat er ein Lächeln auf den Lippen.
"Meine Tochter lernt hier mit Begeisterung schwimmen", bestätigt eine Mutter aus Buchbrunn. "Die beiden motivieren die Kinder durch ihre vereinnahmende Art."
Kuchen von den Eltern ist immer gern gesehen
Ein persönliches Erfolgserlebnis sei es, wenn Eltern mit ihren Kindern gern kommen, sagt Jürgen Zink. Hermann Weickert nickt und fügt feixend hinzu: "Die Wertschätzung ist toll, besonders wenn jemand Kuchen für uns mitbringt."
Der Beruf werde oftmals unterschätzt, erklären sie. Neben dem Unterrichten der Kinder sind sie zuständig für den kompletten Bäderbetrieb, von der Reinigung bis hin zu technischen Überprüfungen. Zudem haben sie zu jeder Zeit die Aufsichtspflicht über alle Gäste und müssen im schlimmsten Fall als Lebensretter zur Stelle sein.
Zudem habe sich im letzten Jahrzehnt die Erziehung geändert. "Das erleben wir hier hautnah", erklärt Hermann Weickert. Außerhalb solch einer Ausbildungssituation sei das unproblematisch und das Meiste ein Zugewinn für die Kinder. "Aber wir haben festgestellt, dass Eltern sowie ihre Kinder weicher geworden sind. Die Kleinen werden zu schnell zu viel gelobt und ein wenig überbehütet", bemerkt Jürgen Zink. "Man muss den Kindern zwar Sicherheit geben, eine wichtige Sache für uns ist es zum Beispiel, einem Schüler während der Schwimmstunde nie den Rücken zuzukehren. Dennoch brauchen sie Raum für eigene Erfahrungen."
Leuchtende Kinderaugen und ein gestärktes Selbstbewusstsein
Hart, aber herzlich, scheint die Devise der beiden Kollegen zu sein. Die leuchtenden Kinderaugen geben ihnen recht. "Gleich in der ersten Schwimmstunde hat meine Tochter einen Ring hochgeholt. Das war toll für sie", lobt eine Mutter aus Neuses am Berg die Vorgehensweise der erfahrenen Schwimmlehrer.
"Pädagogisch und didaktisch wurden wir sehr gut ausgebildet", erklärt Jürgen Zink. "Wie man das umsetzt, haben wir selbst durch Erfahrung gelernt. Heutzutage ist das wohl alles etwas komplizierter geworden."
Immer weniger junge Leute wollen Schwimmmeister werden
Für diesen verantwortungsvollen Beruf seien immer weniger junge Leute bereit. "Denen wird es auch nicht leicht gemacht", sagt Hermann Weickert. "Bald wollen wir mal in Rente gehen, und wir hoffen, dass bis dahin diese Lücke gefüllt werden kann." Er sagt das mit einem Schmunzeln – und meint es doch sehr ernst.
Aus dem gesamten Landkreis Kitzingen und sogar aus dem Randgebiet Würzburg kommen Eltern mit ihren Kindern zum Schwimmkurs ins Dettelbacher Hallenbad. Sie schauen, in der Eingangshalle sitzend, durch die große Glasscheibe zu, wie Hermann Weickert und Jürgen Zink einen Schüler nach dem anderen auf einem Schwimmbrett durch den Nichtschwimmerbereich gleiten lassen. Zuvor wurde der Beinschlag erklärt und nun achten die beiden penibel darauf, dass die Kinder diesen verinnerlichen. Sofort greifen sie ein und korrigieren, wenn es noch nicht ganz klappt.
Das Ablegen des Seepferdchens ist Ziel des Schwimmunterrichts. „Dies ist ein wichtiger Sicherheitsnachweis“, betont Jürgen Zink. Und so sorgen er und Hermann Weickert dafür, dass noch zahlreiche weitere Kinder den kleinen Aufnäher stolz an ihrer Badekleidung tragen dürfen.