
Wie Leo so daliegt, alle Viere von sich streckt und sich den Bauch kraulen lässt, man kann sich den Jagdhund nicht im Fluchtmodus vorstellen. Der Deutsch-Drahthaar weicht seinem Herrchen Horst Kuffner nicht von der Seite, als dieser zuhause in Großlangheim (Lkr. Kitzingen) von der abenteuerlichen Suche nach Leo erzählt. Von einer Woche voller Bangen, mit gebratenen Bratwürsten am Haus statt mit Hochzeitsvorbereitungen. Und von der Erkenntnis, dass es eine gute Strategie benötigt, einen Hund wieder einzufangen.

Begonnen hat die Geschichte mit einem Missverständnis zwischen Hund und Herrchen. Der Zweibeiner holt am Freitagabend, 12. August, noch etwas aus seinem vor dem Haus geparkten Auto - und sperrt den Vierbeiner dabei versehentlich aus.
Großangelegte Suche: Jägerinnen und Jäger sind gut vernetzt
Während er und seine Verlobte Sabine Fröhlich den Hund in seiner Hütte im Hof wähnen, liegt Leo vor dem Tor – und macht keinen Mucks. So lange, bis der Zeitungsträger ihn gegen 4 Uhr morgens am Samstag vermutlich erschreckt. Als Horst Kuffner da ein Bellen hört und zum Fenster hinausschaut, sieht er den sechsjährigen Rüden noch Richtung Hauptstraße rennen. Als er dem Hund zwei Minuten später hinterherfährt, ist dieser schon in der Dunkelheit verschwunden.
Was folgt, ist eine großangelegte Suche, in die nicht nur die Familien und Freunde des Paares einbezogen sind, sondern der halbe Landkreis Kitzingen. Horst Kuffner ist als Jäger und Pächter des Jagdreviers Großlangheim 1 gut vernetzt und informiert sofort seine Kolleginnen und Kollegen über das Verschwinden des Hundes. Die Suchmeldung verbreitet sich über WhatsApp und Facebook, die Familie hängt Flyer auf.

Dabei hatten die Kuffners und Fröhlichs in dieser Woche ganz andere Pläne: Für die Hochzeit von Sabine und Horst Überraschungen vorbereiten und an der Deko feilen zum Beispiel. Denn nach über sieben gemeinsamen Jahren hatten die 54-Jährige aus Untersambach (Lkr. Kitzingen) und der 58-Jährige am Samstag, 21. August, eine Verabredung mit dem Großlangheimer Bürgermeister zur Trauung am See.
Doch dieses Ereignis rückte völlig in den Hintergrund, sagt Sabine (jetzt Kuffner) rückblickend: "Es hatte niemand einen Kopf für diese Hochzeit und wir hätten sie nicht genießen können ohne den Hund." Also tun sie alles, um Leo so schnell wie möglich nach Hause zu bringen.
Horst Kuffner sieht seinen Hund, doch der rennt verstört davon
Dass es genau das Falsche ist, erklärt ihnen erst Andrea Schöpfel vom "Hundesuchhilfe Team Franken". So nennt sich eine engagierte Gruppe von Frauen, die gerade dabei sind, genau zu diesem Zweck einen Verein zu gründen: Sie helfen seit zwölf Jahren, vermisste Hunde aus ganz Franken zu finden und zu sichern. Und Schöpfel erklärt dem Paar, dass es die massive Suchaktion sofort stoppen soll.
Denn bereits am Samstag des Verschwindens sind viele Leute zur Suche rund um Großlangheim unterwegs, am Abend kommt ein Anruf aus Castell, wo Leo gesehen wurde. Tags darauf begegnet Horst Kuffner seinem Jagdhund sogar bei Wiesenbronn. Aus gut 50 Metern Entfernung ruft er ihn, doch Leo rennt verstört davon. Im Lauf des Sonntags konzentrieren sie die Suche am Weihersbach Richtung Kleinlangheim, umstellen dort ein ganzes Eck mit Autos und Fahrrädern – ohne Erfolg.
Dann der Tipp der Hundesuchhilfe: Sie sollen die ganze Suchmannschaft zurückpfeifen, sonst treibe man den Hund in die Ferne. Stattdessen kocht die Braut zuhause einen Sud aus Leberwurst, Thunfisch und Hundefutter, mit dem ihr Zukünftiger dann Spuren spritzt von seinem Revier Richtung Schwanberg zurück in den Ort. Zudem braten sie Bratwürste, stopfen sie in Socken und hängen diese ans Haus. Seine feine Nase soll den Jagdhund so nach Hause führen.
Jäger baut einen Zwinger mit Falltür und legt die Hundedecke hinein
Sobald die große Suchaktion gestoppt ist, melden sich immer wieder Menschen bei Horst Kuffner, die den Hund im Dorf und der nahen Flur sehen. Er ist sehr dankbar für diese große Unterstützung von allen Seiten. Und Sabine Kuffner ergänzt: "Wir haben zumindest gewusst, es geht ihm gut." Jeden Abend draußen unterwegs ist der Bräutigam trotzdem, während sie zuhause die Suppe für die nächste Spur kocht.

Am Donnerstag baut Horst Kuffner dann mit seinem Jägerkollegen Friedrich Nagler eine große Falle, die sie nahe des Weihersbachs aufstellen. Die Falltür wird ausgelöst, sobald der Hund im Inneren auf ein Brett tritt. Und der Plan geht auf: Als der Großlangheimer am Freitagmorgen zu der Falle geht, sitzt Leo dort auf seiner Decke und freut sich über die Ankunft seines Herrchens – als wäre nichts gewesen. "Und die halbe Familie hat geheult, weil er wieder da war", sagt Sabine Kuffner.
Die Rückkehr des Hundes war das schönste Hochzeitsgeschenk von allen
Und die Hochzeit? Die – und das Happy End der Hundesuche – wurde am Samstag im Untersambacher Dorfgemeinschaftshaus gefeiert. Die Braut bedankte sich in ihrer Hochzeitsrede erstmal für die große Hilfe bei der Hundesuche. "Das war das schönste Hochzeitsgeschenk von allen", sagt sie über die Rückkehr des Rüden.
Und Jagdhund Leo? Hat an dem Samstag seine Ruhe zuhause im Zwinger genossen. In Zukunft wird ein Tracker in seinem Halsband die Ortung erleichtern – sicher ist sicher. In die Flitterwochen zum Wandern fährt das frisch getraute Ehepaar Kuffner nach der ganzen Aufregung aber nur zu Zweit.
Ja, die Jagdhunde tragen öfters noch GPS-Tracker ….. leider desöfteren mit 2 Stahlstiften und einer anderen Funktion ausgestattet…. Ohne hier jemanden verdächtigen zu wollen 😉🤷🏻♂️