Auf diesen Rasen wären manch andere Sportvereine sicher neidisch: großes Feld, saftiges Grün! Der Hundeplatz des PSV Schweinfurt und Umgebung, direkt neben dem Aero-Club gelegen, ist groß wie ein Fußballplatz - und gut gepflegt. Aber hier trainieren keine Fußballer, sondern - wenn die Pandemie nicht gerade dazwischen kommt – Mensch und Hund. Und auch wenn der volle Name Polizei- und Schutzhundeverein es nahelegen würde - die Mitglieder sind keine Polizisten. Wobei das Verhältnis zu den Beamten gut ist, erklärt Martin Preißendörfer, der erste Vorsitzende der PSG. Denn die Polizei nutze den Platz auch zu Trainingszwecken.
Deutscher Schäferhund, Belgischer Schäferhund und Airedale Terrier sind dabei
Der Vereinsname ist mehr oder minder ein Überbleibsel aus den Gründungszeiten, aus den 1960er Jahren. Vor gut zehn Jahren belebte Preißendörfer mit einigen Mitstreitern den Schweinfurter Verein, bei dem sich alles um den Gebrauchshundesport dreht, dann neu. Heute ist der PSV mit seinen 15 aktiven und 42 passiven Mitgliedern "wie eine kleine Familie", sagt der Vorsitzende. Und die vielen Vierbeiner gehören eben auch dazu. Sie zählen zu den typischen Gebrauchshunderassen: Deutscher Schäferhund, Belgischer Schäferhund oder Airedale Terrier.
Auf dem Platz ist Teamarbeit gefragt
Preißendörfer spricht stolz über den Zusammenhalt im Verein. Im zwar eher spartanischen, aber liebevoll hergerichteten Vereinsheim neben dem Hundeplatz, in dem es kein fließend Wasser gibt, findet zu virusfreien Zeiten ein reges Vereinsleben statt. Auf dem Hundeplatz ist dann Teamarbeit gefragt: Teamarbeit zwischen Mensch und Hund. "Wenn der Hundeführer nicht mit seinem Hund klarkommt und nicht zu seinem Hund steht, wird es nie etwas werden", sagt der Vereinsvorstand.
Viel Liebe sei jedenfalls mit ihm Spiel. Preißendörfer und seine Frau Nicole, die er auf dem Hundeplatz kennengelernt hat, haben selbst drei Hunde. "Es ist unser Hobby, nach dem wir unser Leben planen." Der Gebrauchshundesport verlange viel Fleiß. Grundlage und Voraussetzung ist die Begleithundeprüfung, die als Einstieg dient. Mit ihr, können die Vereinsmitglieder dann an den Gebrauchshundeprüfungen teilnehmen. Eingeteilt sind sie immer in drei Kategorien: Fährte und Spur, Unterordnung und Gehorsam und Schutzdienst und Verteidigung.
Bilder vom Hund, der am Beißarm hängt
Auf Bilder von den Schutzdienst- und Verteidigungsprüfungen gehen auch die Klischees und Vorurteile zurück, denen die Vereinsmitglieder immer wieder begegnen: Der Hundeführer steht mit einem großen sogenannten Beißarm auf dem Platz, der Hund kommt in vollem Tempo angerannt und verbeißt sich in den Arm. Früher sei in der Ausbildung der Hunde viel mit Zwang gearbeitet worden, sagt Preißendörfer, das habe sich gewandelt. Jetzt stehe der Sport mehr im Vordergrund.
Und das Vorurteil, dass Hunde abgerichtet werden und dann auf Menschen gehetzt werden könnten? Das sei veraltet, sagt der PSV-Chef. Mittlerweile verlange der Sport, dass der Hund "freudig läuft und Ausstrahlung hat". Diese Entwicklung habe vor allem auch den Hunden gut getan: "Heute wird mit Leckerli als Belohnung gearbeitet."
Konzentration und "Nasenarbeit" bei der Fährtensuche
Die größte Herausforderung für den Hund? Die Fährtensuche, sagt der Schweinfurter. Dann sei der Vierbeiner - zehn Meter an der Leine vor seinem Führer - mit viel Konzentration und "Nasenarbeit" maximal gefordert. Für die Gebrauchshunde seien solche Aufgaben wichtig, damit sie ausgelastet sind - schließlich wurden sie dafür gezüchtet. Belgische Schäferhunde etwa seien "keine Kuschel-Familienhunde", stellt Preißendörfer klar: "Wenn die nicht ausgelastet werden, können das zum Teil böse und durchgedrehte Hunde werden."
Zwei Mal in der Woche Training auf dem Hundeplatz sind das Minimum, wenn Prüfungen anstehen und sich Hund und Besitzer vorbereiten. Die Schweinfurter Hundesportler konnten in den vergangenen zehn Jahren etliche Erfolge vorweisen, regelmäßig nehmen Mitglieder an den Bayerischen und Deutschen Meisterschaften teil. Auch gegenseitige Trainingsbesuche und der Austausch mit anderen befreundeten Hundevereinen aus der Region gehören dazu.
Dass der Gebrauchshundesport eine Männerdomäne sei? Preißendörfer schmettert auch dieses Klischee lachend ab: "Frauen sind die besseren Hundeführer!" Und er geht davon aus, dass im Gebrauchshundesport der Anteil der weiblichen Aktiven sogar leicht überwiegt.
Nötige Begleithundeprüfung derzeit nicht möglich
Aufgrund der Coronamaßnahmen und Vorgaben steht der Trainingsbetrieb und somit auch das Wettkampfgeschehen derzeit still: "Wir werden wie Fußballer behandelt", sagt der PSV-Vorsitzende. Das führt dazu, dass viele mit ihren Hunden momentan nicht die nötige Begleithundeprüfung absolvieren können um später an Prüfungen teilnehmen zu können. Preißendörfer befürchtet, dass durch die Pause deshalb der ein oder andere im Hundesport auch künftig kürzer tritt.
Aber, da ist er sicher, beim PSV draußen auf dem Platz mit dem satten grünen Rasen wird es weitergehen. Und es werden wie früher wieder viel Geld und viel Zeit bei diesem besonderen Hobby draufgehen: "Man muss ein bisschen verrückt sein in den Hundesport", sagt der Vorstand. "Aber es ist eine Leidenschaft, die uns ein Leben lang begleitet."