
Die Sonne brennt vom blauen Himmel, die Wetter-App zeigt 32 Grad an. "Eigentlich wollten die Schausteller schon um 14 Uhr anfangen, aufzubauen", sagt Janine Sachs. "Doch bei der Hitze haben die Jungs erst mal beschlossen, drei Stunden Siesta zu machen", verrät die Schaustellerin aus Niederwerrn lachend.
Ein paar Schritte weiter hallen Motorengeräusche verschiedener Lkws über den Festplatz. Schausteller Enrico Nachtigall ist gerade angekommen und möchte sein Fahrgeschäft, die Raupenbahn, den Packwagen mit den Gondeln und die Campingwagen auf die vorgesehenen Plätze parken.

Hilfe erhält Nachtigall von Patrick Sachs. Er sitzt in seiner Fahrerkabine und versucht, Nachtigalls Wohnwagen in die vorgesehene Lücke zu bugsieren. Kontinuierlich piepst der Laster, der den langen Wohnwagen langsam im Rückwärtsgang hinter sich her zieht. Sachs beweist Millimeterarbeit.
Ein Angestellter von Nachtigall wischt sich mit dem T-Shirt die Schweißperlen aus dem Gesicht. "Das hält man nicht aus!", sagt er und atmet laut aus. Trotz der Hitze müssen Fahrgeschäfte und Campingwägen auf ihre Position gebracht werden. "Morgen um 15 Uhr ist Bauabnahme", erklärt Janine Sachs.
Für die Schausteller ist Janine Sachs die wichtigste Lotsin

Für Besucherinnen und Besucher des Weinfests ist Sachs diejenige, die das "Lustige Entenangeln" betreibt. Aber für die Schausteller ist sie eine zentrale Ansprechpartnerin, die ihnen den Strom- und Wasseranschluss sowie die Müllcontainer zeigt. So wie die Schaustellerin dafür sorgt, dass ihre Plastikenten munter im Kreis schwimmen und darauf warten, geangelt zu werden, koordiniert sie vor Ort die Anordnung der Fahrgeschäfte und Campingwagen. "Manchmal geht es dabei zu wie im Kindergarten", sagt die 31-Jährige und lacht.
Sachs möchte nur das Schöne zeigen. Deswegen verschwinden die Campingwagen der Schausteller hinter bebilderten Bauzäunen. "Die Besucherinnen und Besucher des Weinfests sollen sich wohlfühlen und angenehme Stunden verbringen."
Bei angenehmen 22 Grad schallen am Morgen des Eröffnungstags Posaunenklänge über den Festplatz. Auf der Bühne sitzen Musikantinnen und Musikanten der Big Band Fränkisch Swing, die die Gäste später mit ihrer Musik unterhalten. Gerade läuft der Soundcheck.
Rechts neben der Bühne befindet sich der Festzeltbetrieb der Metzgerei Rösch. Egal ob Fränkische Bratwurst oder gegrillte Ente: Hungrige haben eine große Auswahl. Angestellte laufen wuselig umher und bereiten sich auf den Mittagstisch vor. Hähnchen, Haxen und Enten drehen sich knusprig braun am Spieß.

"Ich habe heute um 5 Uhr angefangen zu arbeiten", sagt Geschäftsführerin Simone Schönleben. Egal ob Salate, Bratwürste oder Zaziki: Die Mitarbeitenden der Metzgerei stellen alle Produkte selbst her. Schönleben achtet auf Regionalität und kauft das Schweinefleisch von Bauern aus Mittelfranken. "Unsere mittelfränkische Bratwürste werden hier gut angenommen", ist sich Schönleben sicher.
Ratsherr und Weinprinzessin sorgen dafür, dass alle eine gute Zeit haben
Links hinter der Bühne befindet sich die Festleitung in einem Holz-Container. Dort halten sich auch die Volkacher Weinprinzessin und der Ratsherr auf, wenn sie Organisatorisches besprechen oder eine Pause brauchen. "Ich war gerade bei den Schaustellern und habe guten Morgen gesagt", erzählt der Ratsherr Franz Lang. Ihm ist wichtig, dass alle Beteiligten gut ins Weinfest starten.

Neben dem Ratsherrn steht die Volkacher Weinprinzessin Valentina Langer und fächert sich Luft zu. "In meinem Dirndl steht die Luft", sagt sie. Gleich geht sie auf die Bühne und begrüßt die Gäste, die ihren Frühschoppen genießen. "Ich bin zwar schon das zweite Jahr dabei, doch immer noch aufgeregt."
Langsam steigen die Temperaturen. Im Holz-Container der Festleitung schiebt sich der Ratsherr die Ärmel hoch und setzt seinen Hut kurzzeitig ab. "Ich werde heute sicherlich vier bis fünf Liter Wasser trinken", sagt die Symbolfigur des Weinfests. Bei 30 Grad sei sein Kostüm die Hölle. Daher plant Lang, sich einen neuen Hut zu besorgen, der Löcher an den Seiten hat.

Eine wichtige Aufgabe des Ratsherrn und der Weinprinzessin ist es, die Gäste auf dem Weinfest, aber auch die Winzerinnen und Winzer in ihren Ständen zu begrüßen. Dieser Aufgabe kommen die beiden Symbolfiguren mehrere Male am Tag nach. "Schön, dass wir die nächsten Tage beinander sind", begrüßt der Ratsherr die nächsten Winzer. Alle prosten sich zu.
"Trinksprüche habe ich hunderte drauf", gibt der Ratsherr zu. Doch nicht nur die beherrscht er. Die Volkacher Symbolfigur kann auf mehreren Sprachen "Prost" sagen, beispielsweise auf Finnisch. "Letztes Jahr habe ich Gäste aus Finnland getroffen. Sie fanden es super, als ich sagte: Kippis!", erzählt Lang fröhlich. An diesem Tag treffen Weinprinzessin und Ratsherr auf Gäste aus Brasilien, North Carolina (USA), Österreich und Dänemark.

"Schön hast du’s gemacht", lobt Irmgard Endres, Winzergenossenschaft Escherndorf, die Eröffnungsrede der Weinprinzessin. Über die Anerkennung und die gute Stimmung am Eröffnungstag sind Ratsherr und Weinprinzessin sichtlich froh.
Die erste BRK-Patientin am Eröffnungstag betreibt einen Stand auf dem Weinfest
Glücklich ist auch Lukas Zimmermann. Der BRK-Einsatzleiter hatte bis mittags noch keinen medizinischen Notfall. Zimmermann steht in der mobilen Sanitätsstation, in der es zwei Liegen und medizinisches Material gibt. Mittags sind neun BRK-Sanitäterinnen und Sanitäter im Einsatz, abends sogar 20. "Heute haben wir drei Schichten mit jeweils einem Einsatzleiter", erklärt Zimmermann. Das sei an langen Festtagen nötig. "Du musst immer konzentriert sein, vor allem bei der Hitze!"
Die mobile Sanitätsstation ist keine Notaufnahme, dient aber der medizinische Erstversorgung. "Wenn die Verletzung schlimmer ist, muss die Person ins Krankenhaus", erklärt der Einsatzleiter. Und schon wird der erste Einsatz des Eröffnungstages über das Funkgerät gemeldet: Eine Frau hat Verbrennungen erlitten.

Zwei Sanitäter begleiten die Verletzte in die mobile Sanitätsstation. Die Frau setzt sich auf eine Liege. Auf dem Weinfest betreibt sie einen Stand und hat sich die Hand an einer heißen Platte verbrannt. Das BRK-Team legt einen Verband an. "Die Verletzte fährt nun mit einem Bekannten ins Krankenhaus", sagt Zimmermann, der das Gespräch immer wieder kurz unterbrechen muss, um den Einsatz zu koordinieren. Ob die Patientin an diesem Tag noch weiterarbeitet?
Wer um 22 Uhr noch immer in seinem Geschäft steht, ist Schaustellerin Janine Sachs. Sie sieht müde, aber glücklich aus. Der erste Tag sei ein Erfolg gewesen. "Und es hat sich abgekühlt", freut sich Sachs, während ihre bunten Enten munter im Kreis schwimmen.