Es geht um die Wurst: Im oberfränkischen Pegnitz treffen sich bereits seit sieben Jahren Metzger aus Franken zum Bratwurstwettkampf. Der „Bratwurstgipfel“ gilt als jährlicher Höhepunkt der innigen Beziehung der Franken zur Bratwurst. Doch lokal ist die Gewichtung unausgeglichen: Am Sonntag, 28. Mai, kämpft mit der Metzgerin Stephanie Freund aus Sommerkahl (Lkr. Aschaffenburg) nur eine Teilnehmerin aus Unterfranken um die Wurstkrone. Dabei hat auch Mainfranken wursttechnisch einiges zu bieten.
An Ideen mangelt es nicht
Gleich zwei kuriose Formen des Fleischgerichts kommen aus dem Landkreis Kitzingen. In Biebelried wurden zum Beispiel angeblich die „Blauen Zipfel“ erfunden. Dabei werden die Bratwürste in einem Blausud aus Wurzelgemüse, Essig, Frankenwein, Gewürzbeilagen und – man höre und staune – Stockschwämmchen gekocht. Eine handschriftliche Bemerkung des bereits verstorbenen Seniorchefs Georg Leicht beweist: Im Hotel Leicht gab es 1969 die ersten „Blauen Zipfel“. Das Hotel bestätigt: Das sauer schmeckende Gericht hat bis heute seine Fans. Besucher aus Norddeutschland probieren die „Blauen Zipfel“ häufig.
Näher an die klassische Form kommt die „Meterbratwurst“. Erfunden wurde sie in der Gemeinde Sulzfeld (Lkr. Kitzingen). Sie unterscheidet sich von dem klassischen „Bäärle“ im Brötchen, wie der Name verrät, in der Länge: Es gibt sie als Viertelmeter, halben Meter oder – für Hungrige – als meterlange Bratwurst. Das erklärt auch das mainfränkische Sprichwort: „In Franken muss die Predigt kurz, aber die Bratwurst lang sein.“ Die Bratwurstliebe der Gemeinde geht noch weiter: 2009 hat Sulzfeld ein Rezeptbuch für Wurstschnecken, Bratwurst aus dem Wok und Bratwurst-Sushi herausgegeben.
Die amtierende Fränkische Bratwurstkönigin, Simone Schönleben von der Metzgerei Rösch, wohnt gleich nebenan im Landkreis Neustadt an der Aisch. Wer ihre Nachfolge antritt, wird am 28. Mai entschieden. 16 Metzger schicken je zwei Bratwurstvariationen ins Rennen: eine kreative und eine klassische. Ob grob, fein, kurz oder lang – das ist den Metzgern selbst überlassen.
Mit Majoran und Bier zum Sieg
Vergangenes Jahr gewann Simone Schönleben mit der Fränkischen im Bändeldarm mit Majorannote als klassische und mit ihrer Bierbratwurst als kreative Variante. Die Sommerkahler Metzgerei von Stephanie Freund hat damals knapp den Titel verpasst. Dieses Mal soll eine orientalische Wurst die Jury überzeugen. Drei Mal hat Stephanie Freund an dem Wettstreit der Metzger bereits teilgenommen. Warum sie als einzige Unterfränkin antritt, kann sie sich nicht erklären. Bratwurstmuffel kennt sie in ihrem Heimatort keine: „Bratwürste sind bei uns die absoluten Verkaufsschlager – das ganze Jahr über.“
Neben ihren zehn Standardsorten gibt es saisonal wechselnde Kreationen. Gerade liegt eine Spargel- und eine Bärlauch-Bratwurst in ihrer Theke aus. Im Winter gab es schon Apfelvariationen oder eine Wurst mit Preiselbeeren und Meerrettich. Die Verrückteste ihrer bisher 44 Sorten war neben der Pulled-Pork-Bratwurst, mit der sie letztes Jahr antrat, eine Gummibärchenbratwurst. Dafür hat sie Jelly Beans – Geleebohnen – mit in den Bratwurstteig gemischt. Das polarisiert: „Die einen fanden sie geil, für die anderen geht das gar nicht.“
Wer sich die Krone dieses Jahr aufsetzen darf, entscheidet eine Jury in zwei Runden. Die zwölf Juroren, darunter Gastronomen, Köche und Kantinenleiter, bewerten „nach festgelegten Kriterien anhand ihrer individuellen Einschätzung“, so Mitorganisator Michael Breitenfelder vom „Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz“, einem interkommunalen Zusammenschluss von Gemeinden entlang der A 9. Es zählen vor allem Aussehen und Geschmack der Wurst. Zehn Punkte können maximal vergeben werden. Die Bewertung darf nicht durch den Heimvorteil oder die Größe des Fanclubs beeinflusst werden. Deswegen sollen Besucher zwar probieren, aber nicht mitstimmen.
Im vergangenen Jahr kamen laut Handwerkskammer für Oberfranken 20 000 Besucher. Am Wettkampf haben zwar Unterfranken teilgenommen, aber vergleichsweise wenige. Das liegt laut Stephanie Freund wohl an der Entfernung: „Es ist auch immer ein Aufwand, nach Pegnitz zu kommen.“ Drei Stunden ist sie von Sommerkahl aus mit dem Auto unterwegs. Michael Breitenfelder findet es bemerkenswert, dass Teilnehmer bis zu 300 Kilometer Wegstrecke einfach auf sich nehmen, um dabei zu sein.
Der Griff nach der Wurstkrone
Die Anfahrt ist für Horst Schömig, Obermeister der Metzger-Innung Würzburg, zwar kürzer, dennoch geht er diesmal nicht zum Gipfel. „Der Zeitaufwand ist zu groß“, sagt er. Den anderen Metzgereien im Umkreis gehe es ähnlich.
Trotzdem hatte Horst Schömig alle Betriebe in Unterfranken per Mail nach Pegnitz eingeladen. Den Gipfel nach Unterfranken zu verlegen, wäre für Horst Schömig keine Alternative. „Das ist schon immer lustig und schön auf diesem Gelände. Die sollen das ruhig weitermachen.“
Stephanie Freund hat sich immerhin angemeldet. Wenn ihre Kreationen auch der Jury schmecken, könnte auch die Bratwurstkrone dieses Jahr nach Unterfranken gehen.
was soll da falsch sein?
Weißwurst- Königin ist nun mal! Um mehr oder weniger geht es nicht!