
Angelika Lamparter ist eine Eintagsfliege – eine Halloween-Eintagsfliege. Kurz, aber dafür umso gruseliger und bunter feiert sie den Tag vor Allerheiligen. Da steht dann nicht ein geschnitzter Kürbis vor dem Haus in Sickershausen, sondern 15. Nicht ein Skelett schreckt die Nachbarn, sondern mindestens vier – das bestellte Dackel-Skelett noch nicht dazu gezählt.

Wie viele Grablichter die 46-Jährige in den Hof stellt, weiß sie noch nicht, aber den schwarzen Schotter für die Friedhofsszene fährt Ehemann Daniel gerade in den Hof. "Der könnte fast noch etwas dunkler sein", sagt sie nach einem fachmännischen Blick. "Aber nachts sind ja alle Steine grau", sagt sie und lacht. Ein Skelett schiebt in einem Kinderwagen ein Babyskelett über den Friedhof, das Dackelskelett an der Leine. Den 70er-Jahre Kinderwagen dazu, hat Lamparter im Sommer vorm Sperrmüll gerettet. So stellt sie sich das vor, wie's dann wird, zeigt sich am 31. Oktober.
Die Bratwürste gibt's in der Halloween-Version
"Halloween ist ja nur an einem Tag", sagt sie und ihre Augen funkeln. Das heißt, am Montag wird aufgebaut, am Dienstag ist alles wieder weg. "Ein Eintagszirkus halt", sagt sie lachend. Für die Vorbereitungen braucht es aber doch schon etwas länger. Eigentlich überlegt sich Lamparter das ganze Jahr, wie sie was für Halloween verwenden kann. Das Schutznetz vom alten Trampolin wollte ihr Mann wegwerfen. Jetzt wird eine Hängematte für ein Skelett daraus.
Vier große Kisten mit Halloween-Artikeln stehen auf dem Dachboden. Die Kürbisse stehen zum Schnitzen bereit und im Stall wartet schon das Schwein. Das Schwein? Ja, denn extra zu Halloween werden bei Familie Lamparter für die Partygäste Bratwürste gegrillt. Dieses Jahr zum ersten Mal in der Halloween-Version. Viel verrät Daniel Lamparter, gelernter Metzger, nicht. Zwei Zutaten waren aber doch aus ihm herauszukitzeln: Chili und saure Gurken.
Statt Stress und Hektik: Freude und Spaß an Halloween

Das war vor sechs Jahren noch ganz anders. Da schmückte Angelika Lamparter zum ersten Mal Haus und Hof. "Da waren wir allein im Hof um die Ghetto-Tonne gestanden", erinnert sie sich. Mittlerweile nicht mehr. An Halloween trifft sich halb Sickershausen bei den Lamparters. Das ist auch der Grund, warum sich Angelika Lamparter jedes Jahr den gruseligen Stress antut. Sie rennt zwischen Haus und Hof, zwischen Kinderpunsch und Glühwein, zwischen Bratwurst und Süßigkeiten hin und her. "Wenn ich sehe, wie alle ihre Freude haben, dann bin ich glücklich", sagt sie. Stress und Hektik gebe es genug, Zeit zum Reden viel zu wenig.
Selbst Angelika Lamparters Haare leuchten orange wie ein Kürbis
Auch wenn Lamparter an Halloween selbst viel Rennerei hat, allein die Vorbereitungen machen sie glücklich. Hat sie deswegen auch orangefarbene Haare wie ein Kürbis? Lamparter, die in der Sickershäuser Druckerei arbeitet, lacht laut. Ihr Mann Daniel schmunzelt. "Wir waren auf einer Hochzeit mit dem Thema Herbst", erklärt sie ihre Haarfarbe. "Aber eigentlich sind ihre Haare immer bunt", ergänzt ihr Mann, der über die Halloween-Begeisterung seiner Frau öfter mal den Kopf schüttelt, aber doch mit großer Freude hilft.

Bunt ist auch der Lampartersche Weihnachstbaum – natürlich ohne Kugeln und Farbkonzept. Das war's dann auch mit der Weihnachtsdeko. "Ein Weihnachtshaus werden wir nicht", sagt Lamparter grinsend. In erster Ehe war sie mit einem Amerikaner verheiratet. Also kommt daher die Liebe zu Halloween? "Damit habe ich erst viel später angefangen", sagt sie nachdenklich. Was genau die Faszination für sie ausmacht, kann sie nicht in Worte fassen. "Es ist halt mein Ding", sagt sie und zuckt mit den Schultern.
Jetzt muss noch das alte, kaputte Spielhaus schwarz gestrichen werden. Lamparters Idee: eine Gruselhütte. Die Kürbisse warten auch noch darauf, geschnitzt zu werden. Viel Arbeit und die Gewissheit, dass an Montag um Punkt Mitternacht Schluss ist. Halloween ist schließlich nur an einem Tag im Jahr.