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Volkach
"Glücksgriff für die Stadt Volkach": Jürgen Lenssen bietet 150 moderne Kunstwerke für die Kartause Astheim an
Eine neue Idee für die Nutzung der Kartause Astheim liegt auf dem Tisch. Kunstsammler Jürgen Lenssen, einst Kunstreferent der Diözese Würzburg, überrascht mit einem genauen Plan.
Offen bleiben und eine moderne Kunstausstellung bekommen soll die Kartause in Astheim, die früher die Diözese Würzburg als Museum genutzt hatte.
Foto: Daniel Peter (Archivbild) | Offen bleiben und eine moderne Kunstausstellung bekommen soll die Kartause in Astheim, die früher die Diözese Würzburg als Museum genutzt hatte.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 19.01.2025 02:28 Uhr

Dieser Satz des Fördervereins bringt es auf den Punkt: "Mit der Kartause Astheim besitzt ein kleiner Ort einen großen kulturellen Schatz." Auf der Internetseite des Freundeskreises Kartause heißt es aber auch: "Er kann nur durch unser gemeinsames Engagement gepflegt und erhalten werden." Doch das ist kein leichtes Unterfangen, so schön das frühere Kartäuser-Kloster mitten in dem Volkacher Ortsteil auch sein mag.

Mönche leben dort schon über zwei Jahrhunderte nicht mehr. Die Diözese Würzburg hatte bis vor einem Jahr ein Museum mit sakralen Gegenständen aus unterfränkischen Kirchen und von privaten Leihgebern betrieben. Dann kam dessen überraschendes Ende. Nun folgte der nicht minder überraschende Auftritt eines Mannes im Volkacher Stadtrat, der als Priester und Kunstsammler beide Welten vereint.

Bereits zwei Ausstellungen mit Kunstwerken ausgestattet

Jürgen Lenssen war einst Domkapitular sowie Kunst- und Baureferent der Diözese Würzburg. Mittlerweile hat er unter anderem das Museum Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) und das Kloster Wechterswinkel (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit Kunstwerken aus seiner Sammlung ausgestattet. Ähnlich lautet nun seine Idee für die Kartause Astheim: In der Stadtratssitzung am Montagabend bot er an, der Stadt Volkach rund 150 Kunstwerke aus seiner persönlichen Sammlung zu stiften, um sie dort auszustellen. 

Jürgen Lenssen ist Priester und ehemaliger Kunstreferent der Diözese Würzburg. 
Foto: Thomas Obermeier (Archivbild) | Jürgen Lenssen ist Priester und ehemaliger Kunstreferent der Diözese Würzburg. 

Die Volkacher kennen Jürgen Lenssen bereits von seiner Arbeit für die Kapelle "Maria im Weingarten". Dort gestaltete er 2002 den Innenraum neu und hängte die berühmte "Maria im Rosenkranz" zurück an ihren ursprünglichen Platz im Chorbogen. Sein modernes Altarbild des auferstandenen Christus – entstanden in seinem Atelier in Astheim – löste damals, vorsichtig ausgedrückt, allerdings nicht gerade Jubelstürme aus.

"Wir haben hier ein Bauwerk von besonderem Wert, das im gesamten fränkischen Raum einmalig dasteht."
Jürgen Lenssen über die Kartause Astheim

Anders die Reaktion jetzt auf sein Angebot, das er dem Stadtrat sogar schon mit einem detaillierten Plan präsentierte. Eine museale Nutzung der früheren Klosteranlage biete sich als günstigste Lösung an, dazu passe auch das Heizungs- und Lichtkonzept der Kartause. "Wir brauchen nur noch Kunstwerke", sagte Jürgen Lenssen lächelnd. Genau diese würde er "der Stadt Volkach schenken". Zudem wisse er von weiteren Künstlerinnen und Künstlern, die Werke stiften würden.

Leer standen viele Räume der Kartause Astheim, seitdem die Diözese die Nutzung als Museum aufgegeben hat. Das könnte sich nun zügig ändern.
Foto: Daniel Peter (Archivbild) | Leer standen viele Räume der Kartause Astheim, seitdem die Diözese die Nutzung als Museum aufgegeben hat. Das könnte sich nun zügig ändern.

Als Thema der Ausstellung schwebe ihm "Bilder von Menschen vor". Diese könnten nach Räumen und "Befindlichkeiten" aufgeteilt werden, von Verzweiflung bis zur Freude und Liebe. Moderne, zeitgenössische Kunst "als Spannung zu den kirchlichen Räumen" halte er dort für geeignet. Diese wecke auch das Interesse einer säkularisierten Gesellschaft und passe zum Tourismus an der Mainschleife. Das belebe die Kartause: "Wir haben hier ein Bauwerk von besonderem Wert, das im gesamten fränkischen Raum einmalig dasteht."

Höhe der Kosten muss noch ermittelt werden

Die Reaktion der Stadtratsmitglieder auf diese Vorstellung lässt sich als vorsichtige Zustimmung, gepaart mit Dankbarkeit, bezeichnen. Rimbachs Ortssprecher Georg Hünnerkopf, der das Angebot Lenssens einen "Glücksgriff für die Stadt" nannte, schloss sich CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner an. Gleichzeitig fragte er aber auch nach der Höhe der Versicherung, die die Stadt dafür aufbringen müsste. Und FWG-Fraktionssprecherin Anja Hirt hakte nach, wie die Öffnungszeiten an den Wochenenden mit Ehrenamtlichen abgedeckt werden sollen, wo doch schon das Museum Barockscheune genau damit zu kämpfen habe.

Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein wohnt selbst in Astheim und hofft  Jürgen Lenßen für die Nutzung der Kartause. 
Foto: Daniel Peter (Archivbild) | Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein wohnt selbst in Astheim und hofft  Jürgen Lenßen für die Nutzung der Kartause. 

Bürgermeister Heiko Bäuerlein freute sich ebenfalls über das Angebot für das "städtebauliche Juwel in Astheim", das seit Sommer leerstehe, "besenrein und geweißelt". Gleichwohl müsse die Verwaltung aber die Kosten genau ermitteln, die insgesamt auf die Stadt zukommen. Klar sei aber auch, dass man für Bauverwaltung und Heizung ohnehin zahlen müsse – auch bei Leerstand.

Weitere Pluspunkte der Anlage sind deren gute Bausubstanz, weitere Ideen für Konzerte und Trauungen sowie jener eingangs erwähnter Freundeskreis Kartause, der hinter dem Konzept steht. Seinem erklärten Ziel, "die Schönheit der historischen Räume und ihrer heutigen Ausstattung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen", dürfte er ein großes Stück nähergekommen sein.

Kartause Astheim

Geschichte: Das Kartäuser-Kloster Pons Mariae (Kloster Marienbrück) im Volkacher Stadtteil Astheim existiert seit 1409. Mit der Säkularisation 1803 wurde das Kloster aufgelöst und verkauft. Um 1950 kaufte die Gemeinde Astheim die Gebäude und hatte dort bis 1972 ihr Rathaus. Von 1999 bis 2024 nutzte die Diözese Würzburg die Räume als Museum.
Aufteilung: An die Kirche schließt sich die sogenannte Prokuratie an. Das ist ein Renaissancebau, zu dem auch die Johanniskapelle gehört. Im Obergeschoss gibt es einen Saal mit Stuckdecke, zudem acht schlichte Nebenräume und zwei Gänge im Erd- und Obergeschoss. Für die Ausstellung von Kunstwerken zudem geeignet wäre der Laienraum der Kirche.
Besonderheit: Die Kirche der Kartause hat einen großen Hochaltar, hochwertiges Chorgestühl sowie laut Jürgen Lenssen einen in Unterfranken einmaligen Lettner, eine Abtrennung zwischen dem Raum für die Priester und dem für die Brüder. Auch dort könnte Kunst einen Platz finden.
Quelle: bh
 
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