zurück
Der Verklärte im Weingarten
Volkach Die Neugestaltung des Innenraums der Wallfahrtskirche "Maria im Weingarten" am Volkacher Kirchberg sorgt bereits im Vorfeld der Altarweihe am morgigen Sonntag, 8. September, für öffentliche Diskussionen.
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.10.2017 20:06 Uhr
Wie die Pressestelle der Diözese Würzburg mitteilt, wurde in den vergangenen Wochen unter Leitung von Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen Tilman Riemenschneiders "Maria im Rosenkranz" vom Altarraum an ihren ursprünglichen Platz im Chorbogen zurück gehängt. Zelebrationsaltar und Ambo wurden geschaffen, das Wallfahrtsbild der schmerzhaften Muttergottes und die Darstellung Anna Selbdritt an den Seitenaltären wurde mit einem Rahmenwerk umgeben. Weiter schuf Lenssen ein neues Altarbild.

Auslöser der 95 000 Euro kostenden Neuerung waren zum einen eine größere Stiftung - zu den Stiftern zählt auch Leo Kirch - sowie der 40. Jahrestag des Madonnenraubs. Darüber hinaus sind knapp 50 Jahre vergangen, seit die neugotische Ausstattung entfernt wurde. "Die Neugestaltung möchte sowohl allen Motivationen Rechnung tragen, aus denen heraus der Kirchberg aufgesucht wird, als auch an die architektonischen und historischen Vorgegebenheiten anknüpfen", verdeutlicht Lenssen das Konzept.

Nach dem Madonnenraub 1962 und der spektakulären Rückführung in den Weingarten wurde Riemenschneiders Werk aus Sicherheitsgründen in den Chorraum gehängt. Jetzt befindet es sich wieder an seinem Ursprungsort. Der alte Haken der Aufhängung weist darauf hin. "Hier im Chorbogen erhält die Madonna auch Streiflicht aus den Langhausfenstern und dominiert den Raum", unterstreicht Lenssen die Veränderung. Wer auf sie blicke, nehme zugleich den Altar als das Christussymbol schlechthin und das auf ihn verweisende neue Altarbild wahr. So werde Maria zur Pforte der Christusbegegnung, heißt es in der Pressemitteilung der Diözese.

Das Altarbild hat Lenssen in den vergangenen Sommerwochen in seinem Atelier in der Kartause Astheim gemalt. Für den Kunstpriester eine sehr schwierige Aufgabe, da das neue Altarbild mit den farbenfrohen, im Stil der Neugotik gefassten Chorfenstern aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und mit der in den Chorbogen versetzten Riemenschneider-Madonna korrespondieren sollte. "Das Altarbild muss sich als Ende des Weges durch diesen Kirchenraum natürlich sehr zurückhalten. Von daher habe ich farblich ganz reduziert gearbeitet, weshalb es ein ganz helles Bild wurde, das den verklärten und auferstandenen Christus darstellt", erläutert Lenssen. Das zeitgenössische Werk zeigt eine sehr vage angedeutete Gestalt und beschränkt sich auf ganz wenige rote und blaue Farbtupfer, die den Glasfenstern entnommen sind. "Das Bild soll sich zurückhalten, damit es nicht in ein Spannungsverhältnis mit der Madonna tritt." Nach Lenssens Worten ahnt man die Gestalt des Verklärten mehr, als dass man sie sieht. Das Bild erschließe sich dem Betrachter nur, wenn er sich länger davor hinsetze und schaue. "Mit dem ersten Blick allein erfahre ich nichts."

Sehr erfreut zeigt sich Lenssen, dass die Volkacher Kirchenverwaltung ein zeitgenössisches Bild für die bekannte Wallfahrtskirche wünschte. Der Kunstreferent sieht dies, ebenso wie bei der jüngsten Neugestaltung der Wallfahrtskirche Maria Sondheim in Arnstein, als Frucht seiner Arbeit in den vergangenen Jahren. In den Gemeinden beobachte er eine größere Aufgeschlossenheit und Bereitschaft für zeitgenössische Kunst.

Volkachs Pfarrer Theo Hau bestätigt dies: "Wir wollten ein Bild, das den Raum abschließt; eine nur angedeutete, aber keine massive figürliche Darstellung. Das Bild sollte nicht von der Madonna ablenken." Das Einverständnis der Kirchenverwaltung für ein zeitgenössisches Werk sei vorhanden gewesen. Mit dem nun entstandenen Altarbild sei man im Prinzip einverstanden, bekräftigt der Volkacher Pfarrer.

Zu den weiteren Veränderungen im Innenraum der Wallfahrtskirche gehört das neue Chorgestühl. Es will daran erinnern, dass im 14. und 15. Jahrhundert Beginen auf dem Kirchberg lebten. Versetzt wurden deshalb die beiden steinernen Epitaphien vom Chorraum ins Langhaus. Zelebrationsaltar, Ambo und Sitzplätze für Priester und Altardienst entsprechen der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Kosten teilen sich die Diözese Würzburg mit 40 000 Euro, die Stadt Volkach mit 10 000 Euro und der Bezirk Unterfranken mit 5000 Euro. Neben den bereits eingegangenen Spenden in Höhe von 10 000 Euro sind weitere Spenden in Höhe von 30 000 Euro nötig. Die Altarweihe mit Weihbischof Helmut Bauer findet am morgigen Sonntag bei einem Festgottesdienst um 930 Uhr statt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top