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Astheim
Spannendes Zukunftsprojekt: Was wird aus der Kartause in Astheim?
Nach der Kündigung und dem Auszug des Museums der Diözese: Die Stadt Volkach denkt über die weitere Nutzung der historischen Gebäude nach. Ein Ortstermin.
Nachdem das Bistum die Kartause in Astheim als Museum aufgegeben hat, denkt jetzt die Stadt Volkach über Möglichkeiten einer Nutzung nach.
Foto: Daniel Peter | Nachdem das Bistum die Kartause in Astheim als Museum aufgegeben hat, denkt jetzt die Stadt Volkach über Möglichkeiten einer Nutzung nach.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.03.2024 02:50 Uhr

Die Nachricht kam für Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein überraschend: Die Diözese Würzburg hat vor einigen Wochen ihren Pachtvertrag für die Kartause in Astheim gekündigt. Die mitten im Ort gelegene wunderschöne, alte Klosteranlage mit dem Priorat und der Klosterkirche steht nahezu leer, nachdem nun auch das dort untergebrachte Museums bis auf wenige Gegenstände ausgeräumt wurde.

Einziger Nutzer der allein rund 18.000 Quadratmeter umfassenden Räume dürfte also die Stadt Volkach sein. Sie hat dort bereits Teile ihres Archivs untergebracht. Welche weiteren Überlegungen gibt es? Hat sich die Stadt damit einen Klotz ans Bein gebunden, angesichts der Kosten für den Unterhalt?

Für Bürgermeister Bäuerlein, der selbst im Stadtteil Astheim wohnt, steht der Wert des gesamten Denkmals außer Frage. Wie auch für Markus Binzenhöfer vom 1989 gegründeten Freundeskreis der Kartause, der ebenfalls versucht, zum Erhalt des Monuments beizutragen. "Es ist kulturgeschichtlich wirklich einzigartig, ein Juwel", stellt Binzenhöfer die Bedeutung heraus.

Der Umgang mit einem Schmuckstück

Alles gut und richtig, jedoch muss das Schmuckstück unterhalten werden – was nicht ohne ist. So fließen allein rund 9000 Liter Heizöl pro Jahr in die Heizung, um die Räume zu temperieren, also frostfrei zu halten. Diese Kosten, wie auch weiter anfallende, trägt die Stadt.

Bürgermeister Heiko Bäuerlein stellt erste Ideen vor, was aus der Kartause werden könnte.
Foto: Daniel Peter | Bürgermeister Heiko Bäuerlein stellt erste Ideen vor, was aus der Kartause werden könnte.

Als "Klotz am Bein" sieht Bürgermeister Bäuerlein das Denkmal keineswegs. "Die Kartause ist in unserem Eigentum, also müssen wir damit umgehen." Man werde sie sicherlich nicht zum Lagerhaus umfunktionieren, meinte er scherzhaft. Bäuerlein schränkt in gleichem Zug ein, dass die Stat Volkach "natürlich keine Millionen" dort investieren könne. Ihm schwebt eine Nutzung vor, ähnlich wie beim Schelfenhaus in der Volkacher Stadtmitte.

Mehr Übungsräume für die Musikschule?

Dort dient das Obergeschoss für repräsentative Zwecke der Stadt, wie Weinproben, Empfänge und Kunstausstellungen. Unten ist die Geschäftsstelle der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, im Nebengebäude sitzt die Stadtbibliothek.

In Astheim könnten sich der Bürgermeister und auch Markus Binzenhöfer eine vermehrte Nutzung durch die Musikschule vorstellen. Ausstellungen und Konzerte sollen wie bisher stattfinden. "Wir wollen, dass die Räume lebendig bleiben", so Binzenhöfer. Er verweist dabei auf ein Konzert im April und eine Veranstaltung im Juni im Rahmen der Vinotonale.

Weiträumige Anlage: die Kartause in Astheim.
Foto: Daniel Peter | Weiträumige Anlage: die Kartause in Astheim.

Was die Geschichte des um 1409 errichteten Bauwerks anbelangt, kennt sich Bäuerlein aus – weil er dort früher Führungen gehalten hat. Wie er betont, werde die Kirche noch regelmäßig genutzt, etwa bei Hochzeiten. Über den Verbindungsgang gelangt man zur Johanniskapelle, schließlich in die Räume des Priorats, dem einstigen Sitz der Verwaltung des bis 1803 bestehenden Kartäuserklosters.

Kunstwerke kommen ins Depot

Dort befanden sich das Museum der Diözese. In 17 Räumen, verteilt auf drei Geschosse und eine Ausstellungsfläche von insgesamt 18.000 Quadratmeter, waren die Exponate untergebracht. Jetzt sind die Vitrinen bis auf wenige bereits leer geräumt, die Kunstwerke kommen zunächst wohl in das Depot der Diözese unter. Leihgaben werden wieder zurück gegeben, an Gemeinden und Pfarreien des Bistums, schreibt die Diözese.

Warum die Kirche das Museum im Volkacher Stadtteil nach 25 Jahren Nutzung nun aufgegeben hat, weiß Jürgen Emmert, der Leiter der Abteilung Kunst. So habe der Zuspruch an Besuchern bei Führungen und auch bei Ausstellungen stark nachgelassen. Emmert hat aufgelistet, dass das Museum Kartause Astheim im Jahr 2017 inklusive Gruppen 707 Besucher verzeichnete. Im Jahr 2019 waren es 1032.

Der Blick in die Klosterkirche.
Foto: Daniel Peter | Der Blick in die Klosterkirche.

Die Zahlen seien mit jährlich rund 400 Einzelbesuchern bei den Öffnungszeiten des Museums an den Nachmittagen der Wochenenden "nicht befriedigend", zumal an einem touristischen Brennpunkt wie der Volkacher Mainschleife, so Emmert. Er führt weiter an, dass eine umfangreiche museale Neugestaltung unumgänglich wäre, um den heute nötigen Stand mit Möglichkeiten von Internet und Social Media zu erreichen, so Emmert.

Fristgerechte Kündigung zum 31. Mai 2024

Hinzu komme, dass es trotz des Engagements der Verantwortlichen "keine Möglichkeiten für eine erweiterte Trägerschaft des Museums gab". Die Diözese habe den bis zum 31. Mai 2024 laufenden Nutzungsvertrag mit der Stadt Volkach fristgerecht gekündigt. Ansonsten hätte sich der Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert.

Geschichtsträchtig: Über die Zukunft der Kartause in Astheim muss jetzt die Stadt Volkach entscheiden.
Foto: Daniel Peter | Geschichtsträchtig: Über die Zukunft der Kartause in Astheim muss jetzt die Stadt Volkach entscheiden.

Näheres zur Nutzung will der Freundeskreis der Kartause in einer Versammlung am Montag, 4. März, 19.30 Uhr, im DJK-Vereinsheim in Astheim vorstellen.

Kartause Astheim

Das Kartäuser-Kloster Pons Mariae (Kloster Marienbrück) im Volkacher Stadtteil Astheim existiert seit 1409. Mit der Säkularisation 1803 wurde das Kloster aufgelöst und verkauft.
Die Schmuckstücke dieser Anlage, Kirche, Kapelle und Priorat aus dem 15. Jahrhundert, haben sich auch nach der Säkularisation des Klosters 1803 bis heute erhalten. Um 1950 kaufte die Gemeinde Astheim die Gebäude und richtete dort bis 1972 ihr Rathaus ein. Von 1999 bis jetzt nutzte die Diözese Würzburg die Räume der Kartause als Museum der christlichen Bildkultur, Liturgie und Frömmigkeit.
Quelle: Stadt Volkach
 
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