So hatte sich Familie Berthel ihre Sommerferien nicht vorgestellt. Statt Tagesausflüge zu unternehmen und den Ferienpass zu nutzen, verbrachten Eltern und Kinder aus Wiesentheid im Landkreis Kitzingen fünf Wochen in Quarantäne. Ein Familienmitglied nach dem anderen hatte sich mit dem Coronavirus infiziert.
Tag Null für die Berthels: Freitag, 23. Juli. Da musste die vierjährige Paulina als Kontaktperson zum PCR-Test, am Morgen danach kam das positive Ergebnis per Smartphone. "Das war ein Schock, wir haben nicht damit gerechnet", sagt Dominik Berthel, der neben seinem Hauptberuf als Elektrotechnik-Ingenieur ab und an auch als freier Mitarbeiter für diese Redaktion berichtet. Paulina hatte sich im Kindergarten angesteckt. Und das erste infizierte Kind dort gehöre eigentlich gar nicht zu ihren üblichen engen Spielkameraden und -kameradinnen, erzählt Melanie Berthel.
Langes Warten auf das Testergebnis
Auf das Ergebnis von Paulinas Test folgte "ein langes auf den Kohlen Sitzen", sagt die 36-Jährige. "Keiner unserer Freunde oder Familie war bisher infiziert." Entsprechend neu war für sie das ganze Verfahren. Am Samstagnachmittag dann die Aufforderung vom Gesundheitsamt: Außer der vollständig geimpften Mutter galten alle Familienmitglieder als Kontaktpersonen und mussten 14 Tage in häuslicher Quarantäne verbringen. Die PCR-Tests der vier waren da noch negativ ausgefallen.
Die Familie trennte Betten, Esstische, Badezimmer-Zeiten. Melanie Berthel kümmerte sich in den folgenden Wochen um Paulina. Die sei eigentlich ein Papakind, sagt die Mama. "Ich habe sie zwei Wochen nicht umgezogen, nicht hochgehoben, habe teilweise Maske getragen", erzählt der Vater. Die Quarantäne sei schon befremdlich. Melanie Berthel sagt: "Das war hart."
Zur Sicherheit isoliert
Obwohl für sie selbst aufgrund ihrer Impfung keine Quarantäne galt, isolierte sich auch Melanie so weit wie möglich, zur Sicherheit. Und zurecht: Zehn Tage nach Paulinas positivem Test tauchten bei ihrer Mutter erste Symptome auf. Ein Kitzeln in der Nase, ein Druckgefühl in den Stirnhöhlen. Der tägliche Schnelltest: positiv! Der PCR-Test auch.
Da sie doppelt geimpft war, aber trotzdem Symptome hatte, wurde Melanie Berthel zu einer Studie der Würzburger Universitätsklinik zu Impfdurchbrüchen eingeladen. Für sie galt nun eine weitere Quarantänezeit von 14 Tagen, für beiden Söhne und für ihren Mann aber nicht. "Was wir von der Logik her nicht ganz verstehen", sagt Dominik Berthel. Für den 41-Jährigen, Clemens und Philipp galt also: Stichtag zur Freiheit bleibt der 6. August.
Doch just einen Tag davor hatte auch der Vater leichte Symptome - und einen positiven Test. Die beiden Söhne waren zwar offiziell raus aus der Quarantäne, "aber für uns war klar, dass die Kinder nirgendwo hingehen", sagt Melanie Berthel. Wer hätte schon Lust auf Besuch von Kindern aus einem infizierten Haushalt? "Und wir haben uns eh gesagt, wir ziehen die Quarantäne gemeinsam durch. Uns konnte ja auch keiner sagen, wie lange wir infektiös sind."
Zum Glück bei allen milde Verläufe
Gegen Ende der Quarantäne von Vater Dominik fiel dann plötzlich der Selbsttest des siebenjährigen Clemens positiv aus. Das hieß: noch mal länger Quarantäne, bis 26. August. Nur dem zweijährigen Philipp konnte das Coronavirus nichts anhaben. Der Rest der Familie ist "heilfroh", dass es bei leichten Verläufen blieb. "Vor Long Covid hatten wir doch Respekt", sagt Melanie Berthel.
Doch fast fünf Wochen in Quarantäne - wie hält man das aus? Für die ersten Tage hatten sich die Eltern einen Plan gemacht, wie die Kinder beschäftigt werden sollten. "Man braucht Struktur", sagt Dominik Berthel. Das Glück: ein eigener großer Garten. "Das Wetter war zum Glück auch so, dass wir viel draußen sein konnten." Im Sand spielen, schaukeln, Fahrrad fahren im Hof. Die Familie investierte in neue Spielsachen, Straßenkreide, neue Lego- und Duplosteine. Mit der Kinderbetreuung wechselten sich Vater und Mutter ab. "Ich hab meistens früh und abends ein paar Stunden Homeoffice gemacht", sagt Dominik Berthel. Seine Frau war als Lehrerin ohnehin in den Sommerferien.
Kraft gab die Hilfe von Verwandten und Freunden: "Da hingen früh die Brötchen an der Tür, da stand ein Karton mit Spielsachen, es kam Post mit Kinderfilm-DVDs. Die Leute haben sich Gedanken gemacht, wie sie uns helfen können. Das war sehr schön zu erleben."
Fazit nach fünf Wochen Quarantäne
Das Fazit nach fünf Wochen in Isolation? "Nervenzehrend war vor allem das Warten und Bangen, wie ein Testergebnis ausfällt", sagt Melanie Berthel. "Man macht sich schon Gedanken, ob alles gut ausgeht." Fast täglich hatte die Familie Kontakt mit dem Gesundheitsamt, ganz zufrieden ist die 36-Jährige damit nicht. "Ich hätte mich gerne mehr an die Hand genommen gefühlt." Nach eineinhalb Jahren Pandemie hätte sie erwartet, "dass es strukturierter vonstattengeht, nicht so schleppend und undurchsichtig".
Auch ihre eigene Mutter musste wegen kurzzeitigen Kontaktes in Quarantäne. "Aber nur auf mein Nachfragen hin", berichtet Melanie Berthel. Jeden Vormittag sollte sie für alle Familienmitglieder ein Symptomtagebuch ausfüllen – insgesamt über einhundert Mal. "Da kam am ersten Tag eine E-Mail mit der Aufforderung, 'wie mit dem Gesundheitsamt besprochen' - und ich wusste von nichts."
Dominik Berthel blickt nachdenklich auf Paulinas Infektion zurück. Das ansteckende Kind sei zwei Tage lang mit Symptomen in den Kindergarten gekommen. Sie würden niemandem einen Vorwurf machen. "Aber für die nächsten Wochen braucht es in Kindergärten und Schulen mehr Sensibilität", sagt Berthel. "Lieber einmal mehr testen, gerade bei Delta. Wenn das eine Kind zuhause geblieben wäre, hätten zehn Familien mit Kindern nicht in Quarantäne gemusst."
wenn man ein großes Haus mit Garten hat!
Nur wegen leichten Symptomen sein Kind nicht anzufassen. Unglaublich was in Deutschland abgeht wie die Politiker und sogenannten Experten die Leute verunsichern.