Die Fahne der Castell-Bank weht noch in der Kitzinger Friedrich-Ebert-Straße, doch nicht mehr für Kunden, die zum Schalter wollen. Der Schalterbetrieb der ältesten Privatbank Bayerns im Besitz der Fürstenhäuser Castell und Rüdenhausen ist seit November vergangenen Jahres geschlossen, nur Beratung finden dort noch statt. Dieser Standort ist ein Paradebeispiel für die ausgedünnte Banken-Landschaft im ländlichen Raum. Die Großbanken haben sich mit Ausnahme der Hypo-Vereinsbank aus der Großen Kreisstadt verabschiedet und auch im Landkreis hat die Anzahl an personalbesetzten Filialen stark abgenommen.
Die Sparkasse Mainfranken hatte zuletzt zum Jahresbeginn 2021 ihre Filialen in Markt Einersheim, Albertshofen, Kleinlangheim, Marktsteft und Rödelsee dicht gemacht. In Albertshofen, Markt Einersheim und Marktsteft betreibt die Sparkasse seitdem wenigstens noch einen Geldautomaten in Kooperation mit der VR Bank Kitzingen. In Rödelsee und Kleinlangheim dagegen sind die Lichter komplett ausgegangen.
Kostendruck zwang Sparkasse zu Schließungen
Stefan Hebig, Pressesprecher der Sparkasse Mainfranken, nannte damals wegbrechende Zinsüberschüsse durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank als Hauptgrund für das Ausdünnen des Filialnetzes, das zum Jahresbeginn 24 Filialen in Unterfranken betraf. Das habe zu einem enormen Kostendruck geführt und die Verantwortlichen der Sparkasse zum Handeln gezwungen. Als weiteren Grund führte Hebig den Umstand an, dass Kundinnen und Kunden verstärkt digitale Service- und Zahlungsverkehr-Lösungen nachfragen würden. Heute hat die Sparkasse noch zwölf personenbesetzte Filialen im Landkreis, dazu vier Selbstbedienungs-Standorte und fünf Geldautomaten in der Kooperation mit der VR Bank. Außerdem soll demnächst in Wiesentheid ein zusätzlicher SB-Standort eingerichtet werden.
Wie gerade der ländliche Raum vom Bankensterben betroffen ist, zeigt Markt Einersheim. Vor einem Jahrzehnt gab es neben der Sparkasse die VR Bank und die Castell-Bank. Als die Castell-Bank im Jahr 2016 Schluss machte, war Bürgermeister Herbert Volkamer nicht der einzige, der in der Folgezeit zur Sparkasse wechselte – im guten Glauben, dass die Sparkasse auch in Zukunft vor Ort präsent sein wird.
Nach der VR Bank kam aber noch der Rückzug der Sparkasse und jetzt gibt es nur noch einen Geldautomaten in der Vogelsang-Gemeinde. Wer Bankangelegenheiten mit Sparkassen-Personal regeln will, muss deshalb nach Iphofen fahren. Laut Hebig plant die Sparkasse derzeit keine weiteren Veränderungen im Filialnetz. Für die Kontoführungsgebühren praktiziert die Sparkasse seit geraumer Zeit individuelle Modelle für die Kundinnen und Kunden.
VR Bank macht weniger Gewinn
"Wir haben unsere Aufgaben im Filialnetz schon erledigt", sagt derweil Roland Köppel, Vorstand der VR Bank Kitzingen. Tatsächlich sind von der Genossenschaftsbank keine weiteren Schließungen zu erwarten, hat sie doch vor einigen Jahren das Personal aus allen ihren 14 Filialen abgezogen. Einen normalen Schalterbetrieb gibt es nur noch in der Kitzinger Zentrale, dazu kommen noch sechs Geldautomaten-Standorte.
"In den vergangenen fünf Jahren sind uns drei Millionen an Zinsüberschüssen entgangen", nennt Roland Köppel eine konkrete Zahl. "Wir waren die letzten Mohikaner mit kostenlosen Kontoführungsgebühren", betont Köppel. In dieser Frage sei die VR Bank bis vergangenes Jahr ein Musterknabe gewesen. Doch zum Jahresbeginn hat die VR Bank ein Beiträge-System eingeführt, das für jede Kundin und jeden Kunden persönlich berechnet wird. "Unsere Bilanzsumme hat sich in einer Dekade verdoppelt, aber unter dem Strich machen wir weniger Gewinn", beschreibt Köppel die schwierige Lage der Banken.
In eine ganze andere Richtung geht es dagegen bei der im Oktober 2021 fusionierten Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald. Dort waren und sind alle 25 Zweigstellen – nur 18 liegen in Landkreis Kitzingen – mit Personal zu unterschiedlichen Öffnungszeiten besetzt, nur die Geschäftsstellen in Kirchschönbach und Lindach sind coronabedingt temporär nicht besetzt.
Mehr Kunden durch Präsenz
Sparsames Wirtschaften, gute Kundendurchdringung und passende Volumina gepaart mit einem engagierten Team würden es ermöglichen, auch in Zukunft persönlich für die Kunden da zu sein, erklärt Martin Weber, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald. Auch wenn der Kostendruck für entfallenden Zinsüberschüsse und immer mehr Regeln allgegenwärtig sind. "Wir planen, mit über 20 Geschäftsstellen in die kommenden Jahre zu gehen, das dichte Netz ist unsere große Stärke", erklärt Weber die Ansprüche seiner Genossenschaftsbank. Das zahlt sich dahingehend aus, dass die Raiffeisenbank mit ihrer Bilanzsumme von 850 Millionen Euro stetig neue Kunden dazu bekommt. Sie gehen von den Mitbewerbern weg, weil dort eben keine Bankmitarbeiter mehr vor Ort sind.
Am östlichsten Zipfel des Landkreises gibt es noch einen Raiffeisenbank-Standort in Geiselwind, der zu der 2005 fusionierten Raiffeisenbank Ebrachgrund im Verbund mit Schlüsselfeld und Wachenroth gehört. Dort steht das Team um Alena Morgenroth den Kunden telefonisch zur Verfügung.
Da hat er dumm geguckt und ich tat was er wollte. Gesehen habe ich ihn schon lange nicht mehr, er hat wohl zu viele Kunden überredet.