Das Netz der Sparkassenfilialen im Landkreis Kitzingen wird merklich dünner. Wie die Sparkasse Mainfranken Würzburg schon Ende Mai angekündigt hatte, wird es ab Jahresbeginn 2021 in mehreren Orten keine eigene Sparkassen-Filiale mehr geben. Dass die Leute an der Basis nicht begeistert davon sind, liegt in der Natur der Sache. Diese Redaktion hat sich bei Beteiligten umgehört und versucht zu erfahren, welche Folgenutzungen für die frei werdenden Räumlichkeiten denkbar sind.
In manchen Dörfern wird es nur noch Selbstbedienungs (SB)-Filialen mit Geldautomaten geben und in anderen Kommunen kooperiert die Sparkasse mit der VR Bank Kitzingen, um vor Ort wenigstens am Geldautomaten noch präsent zu sein. Mit Wirkung zum Jahresbeginn 2021 "wird das Filialnetz optimiert", wie es in der Pressemitteilung der Sparkasse heißt.
Dauerhaft in SB-Filialen ungewandelt werden die Standorte in Obernbreit und Prichsenstadt. Gänzlich geschlossen werden die Geschäftsstellen in Albertshofen, Kleinlangheim, Markt Einersheim, Marktsteft und Rödelsee. In Albertshofen und Markt Einersheim gibt es noch einen Trost für Sparkassenkunden, denn dank einer Kooperation mit der VR Bank Kitzingen können sie wenigstens die Geldautomaten in den Filialen der Genossenschaftsbank ohne Zusatzkosten nutzen.
Gewerbetreibende hat Interesse
Der Mietvertrag für die Filiale im Besitz der Gemeinde Albertshofen läuft noch bis 31. Dezember 2021, bis dahin kann die Sparkasse noch den Rückbau der Einrichtung regeln. "Wir haben einen Interessenten auf der Platte stehen", lässt Bürgermeister Horst Reuther wissen. Denn eine Gewerbetreibende aus dem Ort möchte ihr Geschäft vergrößern und würde die Immobilie gerne vor Ablauf des Mietvertrags schon übernehmen. Horst Reuther bedauert den Abzug der Sparkasse, diese Entwicklung sei aber zu befürchten gewesen.
Auch in Markt Einersheim bleibt den Sparkassenkunden ab Jahresbeginn nur noch der Gang zum Geldautomaten in der örtlichen VR Bank, sehr zum Missfallen von Bürgermeister Herbert Volkamer. Denn die Markt Einersheimer mussten erst vor zwei Jahren den Verlust der Filiale der Castell-Bank verkraften. "Ich habe meine Unzufriedenheit über die Schließung gegenüber den Verantwortlichen zum Ausdruck gebracht, doch gebracht hat es nichts", erklärt Herbert Volkamer. Der Sparkassen-Standort war in prominenter Lage gegenüber dem Rathaus. Und die Immobilie befindet sich in Privatbesitz. Da im Obergeschoss des Hauses bereits eine Mietwohnung vorhanden ist, könnte auch ins Erdgeschoss künftig möglicherweise eine Mietwohnung kommen.
Eigentum der Sparkasse in Marktsteft
Die einzige im Landkreis von der Schließung betroffene Filial-Immobilie, die Eigentum der Sparkasse ist, steht in Marktsteft am Kärrner-Platz. Dort waren die Sparkassenkunden 28 Jahre von Thomas Beer betreut worden, der mittlerweile nach Marktbreit versetzt wurde. In Marktbreit können nicht mobile Kunden einen Bring-Service für Geld oder auch eine telefonische Beratung an Anspruch nehmen. Geld abheben können die Marktstefter weiterhin vor Ort, denn durch die Kooperation mit der VR Bank hat sich die Sparkasse an den Geldautomaten der Genossenschaftsbank in der HEM-Tankstelle angedockt.
Nicht mehr vertreten wird die Sparkasse künftig in Rödelsee sein, auch wenn der Mietvertrag noch bis ins Jahr 2024 läuft. Denn die Sparkasse hatte erst im Jahr 2014 investiert, um in den Räumlichkeiten der ehemaligen Schreinerei Raunest eine nagelneue Filiale einzurichten. "Ich habe vor Monaten einen lapidaren Anruf wegen der Schließung bekommen, mehr weiß ich nicht", sagt die überraschte Hausbesitzerin Anita Freimann. Wegen der Corona-Pandemie waren in Rödelsee, wie in den anderen betroffenen Kommunen, heuer schon mehrere Filialen der Sparkasse nicht mehr besetzt.
Am längsten in einem Privathaus war die Sparkasse im Haus des Kleinlangheimers Karl-Heinz Emmert beheimatet. "Die Sparkasse war bei uns seit 1972 im Haus und uns wurde damals gesagt, dass die Sparkasse ewig bei uns bleibt", betont Karl-Heinz Emmert. "Ich bin seht enttäuscht", kommentiert der Hausbesitzer und Rentner die Kündigung nach 48 Jahren. Er hat keine Vorstellung davon, wie es mit dem Erdgeschoss seines Hauses in Sichtweite des Rathauses, das von der Sparkasse im Jahr 2006 zuletzt renoviert wurde, weitergeht.
"Ich habe erfahren, dass 20 000 Kundenkontakte pro Jahr für eine Weiternutzung notwendig gewesen wären, doch es seien nur noch 9000 gewesen", schildert Bürgermeisterin Gerlinde Stier die Situation. Deswegen sei die Filiale als nicht mehr zukunftsfähig eingestuft worden und die Kunden müssen fortan mit der nächstgelegenen Filiale in Wiesentheid vorlieb nehmen. Für viele Sparkassenkunden gestaltete sich das Jahr 2020 als Gewöhnungsprozess, denn als Folge der Corona-Pandemie waren nicht wenige Filialen schon seit Monaten personell verwaist.
Dichtestes Filialnetz in Bayern
"Mit unseren vielfältigen Zugangswesen und unserem zukünftigen Standortnetz sind wir weiterhin ihr starker Finanzpartner", ist auf Plakaten in den bald geschlossenen Filialen zu lesen. "Was ich als schwachen Trost empfinde", sagt ein Sparkassenkunde, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die versetzten Sparkassen-Mitarbeiter haben vor geraumer Zeit eine "klare Anweisung" bekommen, keine Auskünfte zu der Entwicklung geben zu dürfen und auch Pressesprecher Stefan Hebig ist kurz angebunden und verweist auf die Pressemitteilung vom 28. Mai.
Die Sparkasse verfolge das Ziel einer "tragfähigen Zukunftsstruktur" und die Sparkasse "betriebswirtschaftlich leistungsfähig zu erhalten", so Stefan Hebig. Mit künftig 66 personenbesetzten Beratungscentern sowie 31 Selbstbedienungs-Standorten in ihrem Einzugsgebiet werde die Sparkasse weiterhin das dichteste Filialnetz in Bayern haben. Dabei würden 90 Prozent der Kunden einen Beratungscenter schneller als in zehn Minuten erreichen und einen SB-Automaten binnen acht Minuten.
Gestiegener Kostendruck
Die Ausdünnung des Filialnetzes sei eine Folge der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, denn die Zinsüberschüsse als Haupteinnahmequelle der Sparkassen seien spürbar rückläufig und erzeugen einen gestiegenen Kostendruck. Zudem würden die Kunden immer mehr digitale Service- und Zahlungsverkehrslösungen nachfragen. Alle Veränderungsprozesse seien darauf ausgerichtet, "die neuen Herausforderungen aktiv annehmen um unseren Kunden in der Region weiterhin ein überzeugendes Gesamtpaket zu bieten", teilt die Sparkasse der Presse mit.
Ob das dann für die Sparkasse geschäfttüchtig oder gewinnmaximierend ist, das können Albatros und Gutzuwissen vielleicht erklären. Vielleicht hätten die Sparkassen in der Vergangenheit auch einfach nur auf die Errichtung ihrer Glas- und Prunkbauten verzichten sollen. Da wurde auch sehr viel Geld sinnfrei verbrannt.
Übrigens Acrus: Nur Bares ist Wahres. Frag mal Handwerker danach. Bargeldlos zahlen ist einfach. Auch wenn man nichts mehr hat....
Die Thematik wurde im 1. Halbjahr bei Ankündigung der Filialschließungen in alle Richtungen diskutiert und kommentiert! An den Fakten (sprich Schließungen bzw. Argumentation der Sparkasse) hat sich nichts geändert. Also Deckel zu machen! Jeder Kunde oder Nichtkunde hat es selbst in der Hand darauf zu reagieren.
Bargeld wird immer weniger ein Zahlungsmittel werden.
Schlecht für denjenigen, der nicht immer funktionierende elektronische Medien hat und Internetzugang. Aber dass ist ja schon so ähnlich wie mit den Telefonzellen. Ohne ein Handy ist man im Notfall aufgeschmissen. Schlecht wer keins hat oder es sich nicht leisten kann.
Problematisch ist es nur für die Anderen
Nachdem es sich bei einer Bank (auch der Sparkasse) nicht um einen gemeinwohlorientierten Staatsbetrieb sondern um ein am Markt agierendes Unternehmen handelt, muss Sie sich auch wie ein solches verhalten. Ohne Gewinne muss über kurz oder lang der Geschäftsbetrieb ganz eingestellt werden, und das möchte doch sicher keiner!
Veränderungen sind manchmal unbequem aber notwendig.
Handeln - solange man noch handlungsfähig ist - ist die Devise!
Hier muss ich eindeutig widersprechen. Bei den Sparkassen in Bayern handelt es sich um Anstalten des Öffentlichen Rechtes und sind dem Gemeinwohl verpflichtet. Deshalb sind die Sparkassen auch im Besitz von Kommunen (Städten und Landkreisen). Hier leitet sich b auch die Bezeichnung von Gewährsträgern ab. An der Sparkasse Mainfranken sind die Städte Würzburg, Kitzingen und Iphofen, sowie die Landkreise Main-Spessart, Würzburg und Kitzingen beteiligt und halten anteilig das entsprechende Stammkapital. Gewinne aus den Bankgeschäften werden in eine Stiftung überführt. Daraus werden unter anderem die Spendenschecks verteilt, mit den sich dann in der Öffentlichkeit auch gerne die Politiker schmücken. Falls die Sparkassen Verluste machen sollten, müssen die Gewährsträger (Steuerzahler) dafür gerade stehen und diese ausgleichen, also auch sie und ich. Mit so einem Hintergrund lässt sich eigentlich leichter wirtschaften wie bei einer Privatbank.