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Kitzingen
Exotische Gewürze und Halal-Fleisch: Türkische Supermärkte bereichern Kitzingen – und planen weitere Filialen
In Kitzingen versorgen zwei türkische Supermärkte muslimische Menschen mit speziellen Produkten. Warum sie auch zahlreiche deutsche Kunden anziehen.
Verkäufer Mohammed Basem zeigt im Bahar-Supermarkt in der Kitzinger Siedlung ein Stück Halal-Fleisch.
Foto: Hartmut Hess | Verkäufer Mohammed Basem zeigt im Bahar-Supermarkt in der Kitzinger Siedlung ein Stück Halal-Fleisch.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:52 Uhr

Der eine hat seinen Standort in der Kitzinger Siedlung, der andere in der Kaiserstraße, doch trotz dieser eineinhalb Kilometer Entfernung haben zwei türkische Supermärkte in Kitzingen eine ähnliche Zielgruppe: Beide versorgen muslimische Menschen in und um Kitzingen mit speziellen Produkten. Beim Besuch beider Geschäfte wird schnell deutlich, dass nicht nur religiöse Regeln und kulturelle Vorlieben die Menschen dort einkaufen lassen. Die Läden eint, dass sie wenig lokale Produkte anbieten und dass sie sehr preisbewusste Kundinnen und Kunden haben.

So erläutert es Arif Kille, der zusammen mit seinem Geschäftsführer-Partner Osman Özkan den Pazar-Supermarkt in der Kaiserstraße leitet. Auf eine Fläche von 300 Quadratmetern ist der Laden mittlerweile angewachsen. Und er ist als Supermarkt ein Exot in der Kitzinger Altstadt, wo es nach der Norma-Schließung kaum noch eine Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel gibt.

Deutsche kaufen im Pazar Gewürze, Lamm und besondere Marmeladen

Doch nicht nur diese zentrale Lage lockt in den Laden – auch Deutsche. Auf rund 25 Prozent schätzt er deren Anteil in seinem Supermarkt in der Kaiserstraße. "Wir haben viele deutsche Kunden nur wegen unserer Gewürze", sagt Arif Kille.

Geschäftsführer Arif Kille (rechts) an der Kasse seines Supermarkts Pazar in der Kitzinger Kaiserstraße mit Kundinnen.
Foto: Hartmut Hess | Geschäftsführer Arif Kille (rechts) an der Kasse seines Supermarkts Pazar in der Kitzinger Kaiserstraße mit Kundinnen.

Der Pazar habe eine große Gewürz-Palette im Sortiment und befriedige vor allem die Nachfrage von Menschen aus Afghanistan und vom Balkan, aber auch deutsche Begehrlichkeiten wie die nach besonderen Marmeladen oder Lammfleisch. Zudem freuen sich laut dem Geschäftsführer viele Leute über Preise wie 2,99 Euro für ein Kilogramm Hähnchenschlegel. 

Poststelle bringt Laufkundschaft in den Supermarkt

In der Siedlung schätzt Mustafa Aydin den Anteil deutscher Kundinnen und Kunden auf rund 15 Prozent. Den Supermarkt in der Breslauer Straße gibt es schon länger, einst stand er unter deutscher Leitung.

Geschäftsführer Mustafa Aydin hat eine Poststelle in seinem türkischen Supermarkt in der Breslauer Straße in der Kitzinger Siedlung. Die Post bringt ihm einiges an Laufkundschaft.
Foto: Hartmut Hess | Geschäftsführer Mustafa Aydin hat eine Poststelle in seinem türkischen Supermarkt in der Breslauer Straße in der Kitzinger Siedlung. Die Post bringt ihm einiges an Laufkundschaft.

Seit drei Jahren führt dort Mustafa Aydin das Geschäft. Ein Vorteil seines Supermarkts sei die Poststelle, die einiges an Laufkundschaft bringt. Was ihn zudem von seinem Kollegen in der Innenstadt unterscheidet: Mustafa Aydin kann im Untergeschoss auch Non-Food-Produkte wie Teppiche, Kaffeemaschinen und andere Haushaltswaren anbieten.

Halal-Fleisch vom Großhändler ohne Gelatine

Ein Punkt, der beide Märkte verbindet: Sie haben keinen hiesigen Metzger als Lieferanten, sondern bei Pazar und auch beim Halal-Markt in der Siedlung ist es der Fleischgroßhändler Düren-AL. Das Unternehmen garantiert nach dem islamischen Recht hergestelltes Fleisch. Das heißt, dass die Tiere für das Fleisch nach einem besonderen Verfahren geschlachtet sein müssen, keine Gelatine verwendet und kein Schweinefleisch verarbeitet werden darf.

Verkäuferin Askin Tzamali (links) bedient im türkischen Pazar-Supermarkt in der Kaiserstraße in Kitzingen eine Kundin an der Fleischtheke.
Foto: Hartmut Hess | Verkäuferin Askin Tzamali (links) bedient im türkischen Pazar-Supermarkt in der Kaiserstraße in Kitzingen eine Kundin an der Fleischtheke.

Was in der Innenstadt einen Pluspunkt darstellt, ist die Fischtheke bei Pazar mit sieben Frischfischarten wie der Roten Meerbarbe oder osteuropäischem Karpfen von einem Hamburger Lieferanten. Auf lokale Backwaren setzt Mustafa Aydin in der Siedlung und hat Produkte der Marktbäckerei Fuchs aus Markt Einersheim in der Ladentheke.

"Wir haben die Vision, weitere Läden in Ochsenfurt, Lohr und vielleicht auch Dettelbach zu eröffnen."
Arif Kille, Pazar-Geschäftsführer in Kitzingen

Auch Arif Kille betont: "Wir sind kein rein türkischer, sondern wollen auch ein deutscher Laden sein." Wegen Kundenwünschen arbeite er auch mit dem Edeka-Lager im Mainfrankenpark zusammen. Zudem verrät der 43-Jährige Geschäftsführer: "Wir haben die Vision, weitere Läden in Ochsenfurt, Lohr und vielleicht auch Dettelbach zu eröffnen."

Preiserhöhungen macht die Kundschaft nicht mit

Durch eine Expansion könnten sich für ihn die Einkaufkonditionen verbessern. "Unsere Margen sind schmal, am Preis können wir nicht schrauben, das macht unsere preisbewusste Kundschaft nicht mit", erklärt Arif Kille. Damit hat er dieselben Erfahrungen gemacht wie Mustafa Aydin in der Siedlung.

Seltene Fische wie diese Rote Meerbarbe präsentiert Verkäuferin Askin Tzamali im Pazar-Supermarkt in der Kaiserstraße in Kitzingen.
Foto: Hartmut Hess | Seltene Fische wie diese Rote Meerbarbe präsentiert Verkäuferin Askin Tzamali im Pazar-Supermarkt in der Kaiserstraße in Kitzingen.

Der Laden ist für mich ein neues Kapitel in meinem Leben", sagt Arif Kille und verweist auf eine Arbeitsbelastung von über 70 Stunden pro Woche, wie er seine persönliche Situation in einer hart umkämpften Branche schildert. Gleichzeitig verkündet er stolz: "Wir haben vieles, was Kaufland nicht hat."

Seine Kundschaft wüsste die besondere Angebotspalette zu schätzen. Zudem überzeugten die türkischen Supermärkte mit günstigen Preisen. Denn, so Arif Kille, er kalkuliere nur mit 40 Prozent Gewinn, während die großen Konkurrenten wie Edeka und Rewe bis zu 100 Prozent veranschlagten. Das führe dazu, dass die türkischen Supermärkte in ihrer Kundenkartei auch Restaurants im Landkreis Kitzingen haben.

Öffnungszeiten: Bei Pazar gelten ausgedehnte Öffnungszeiten, montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr. Der türkische Supermarkt in der Siedlung hat an den gleichen Tagen von 8 bis 19 Uhr offen.

 
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  • Peter Koch
    @MP
    Mich würde auch interessieren wie da geschlachtet wird. Mit Betäubung, was in D fast immer der Fall ist, oder mit Ausnahmegenehmigung ohne Betäubung.
    Was ich weiß gilt das Fleisch als Halal wenn nach der Betäubung nur noch ein Muslim oder Jude nach den gemeinsamen Regeln schlachtet.
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  • Manfred Englert
    Guten Morgen Herr Hess,

    auch mich würde dieses "besondere Schlachtverfahren" ganz stark interessieren und möchte deswhalb wissen, wie dort die Tiere geschlachtet werden.
    Meines Wissens gilt bei uns in Deutschland das "Gesetz zum Schlachten von warmblütigen Tieren". Sollte es sich bei diesem "besonderen Verfahren" um das in meist muslimischen Staaten verbreitete Schächten handeln?

    Für eine Recherche Ihrerseits und Beantwortung meiner Frage ein Danke im Voraus.
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  • Liebe Mainpost, um hier eine objektive Information sicherzustellen, sollte vielleicht einmal beschrieben werden, wie denn dieses „besondere Verfahren“ zur Herstellung des besagten Halal-Fleisches aussieht.
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  • Michael Gebert
    Sie meinen, dass die Tiere bei vollem Bewusstsein mit einem Kehlschnitt und dem darauf folgenden Ausbluten getötet werden? Das wäre ja barbarisch...
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  • Stefan Fuchs
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  • Hans-Georg Heim
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