
Wettanbieter hätten an dieser Frage ihre helle Freude: Kommt ein autonomer Shuttle-Verkehr vom Dettelbacher Bahnhof in die Kernstadt? Die Frage ist, wie sich am Montagabend in der Stadtratssitzung zeigte, völlig offen. 50:50 – das dürfte der allgemeine Eindruck gewesen sein, nachdem Jochen Benz von der ZF Mobility Solution seinen Vortrag beendet hatte. Die Firma mit Sitz in Friedrichshafen und einem Ableger in Schweinfurt ist ein führender Anbieter für fahrerlose Busse, die in Unterfranken gerne die eine oder andere Strecke in Betrieb nehmen würde.
Während beim Standort Dettelbacher noch alles möglich scheint, hat sich ein weiterer potenzieller Standort erledigt: Kitzingen, das sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt und eine fahrerlose Buslinie geplant hatte, ist aus dem Rennen. Wie Benz betonte, sei man dort an dem Ampel-Problem gescheitert. Dort hätten zu viele Lichtanlagen umgebaut werden müssen, was sich wirtschaftlich schlichtweg nicht darstellen lasse. Benz: "Das ist gegenwärtig nicht finanzierbar!"

Damit ist Dettelbach aktuell der einzige bekannte, mögliche Standort in Unterfranken für die fahrerlosen Busse. Allerdings: ZF stellt sich in Unterfranken eine Handvoll Strecken vor. "Cluster Unterfranken" nennt Benz das und verweist darauf, dass dadurch die allgemeinen Kosten geringer würden. Besser rechnen würde sich das beispielsweise bei der Überwachung und Wartung der Anlagen.
Der Shuttle-Verkehr kostet mindestens elf Millionen Euro
Gerechnet wurde überhaupt viel im vergangenen Jahr: Vor gut zwölf Monaten war Benz schon einmal im Stadtrat gewesen. Damals stellte er die Grundidee vor und nahm neben einer positiven Grundstimmung den Auftrag mit, die ganze Sache durchzurechnen. Jetzt präsentierte er die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie: Der Shuttle-Verkehr könnte ab 2028 laufen – wenn das mit den Kosten geklärt ist. Und die sehen so aus: In einer ersten Phase wären für die Bereitstellung der Infrastruktur, die Anschaffung der Shuttles und einen sechsmonatigen Testbetrieb einmalig elf Millionen Euro nötig. In einer zweiten Phase geht es dann um die jährlichen Kosten: Die würden bei um die 470.000 Euro liegen. Abzüglich der Einnahmen geht man pro Jahr aktuell von einer Unterdeckung von 100.000 Euro aus.
Die spannende Frage ist nun: Gibt es jemanden, der die elf Millionen hinblättert? Die Suche nach einer entsprechenden staatlichen Förderung verlief bisher ergebnislos. Für Bürgermeister Matthias Bielek ist genau das "der Knackpunkt": Ohne diese Förderung sei das Projekt "unrealistisch und eine Träumerei". Und auch für die Kostenphase zwei müsse noch eine Lösung gefunden werden: Hier bräuchte es einen Konzessionär, der die Strecke betreibt. Das könnte beispielsweise die Deutsche Bahn sein, die ebenfalls in die laufende Planung mit eingebunden ist und durchaus Interesse signalisiert hat.
Neuer Streckenverlauf: Die alte Bahntrasse ist aus dem Spiel
Neben den Kosten steht jetzt noch etwas fest: Der Streckenverlauf wurde verändert. Die frühere Strecke der Lokalbahn, die von 1900 bis 1967 zwischen Dettelbach und dem außerhalb liegenden Dettelbach-Bahnhof verkehrte, soll nun doch nicht genutzt werden. Zunächst war die fast sechs Kilometer lange Trasse als idealer Verlauf angesehen worden, weil ein Großteil der Strecke auch nach über fünf Jahrzehnten noch fast vollständig vorhanden und überwiegend sogar im Besitz der Stadt war. Endpunkt wäre dann der ehemalige Stadtbahnhof gewesen.
Diese Idee wurde inzwischen verworfen – es soll jetzt über die normalen Straßen gehen. Vom Bahnhof geht es über die Staatsstraße ins Industriegebiet Ost. Die Strecke müsste einmalig aufgerüstet und alle zwei bis vier Meter mit Magneten versehen werden. Das Shuttle kann bis zu 80 Stundenkilometer schnell fahren und 22 Personen transportieren. Dort könnten dann auch die Ladestation für die Shuttles sowie ein Kontrollzentrum entstehen.
Der gut 18 Kilometer lange Rundkurs dauert knapp eine halbe Stunde, beinhaltet fünf Haltestellen und würde nicht direkt in die Kernstadt fahren. Aktuell gehen die Planungen von zwei Shuttles und einem Ersatzwagen aus, die im 20-Minuten-Takt unterwegs sein könnten.
Das Kontrollzentrum müsse man sich als eine Art Leitstelle vorstellen, so Benz. Ein Mitarbeiter würde dort – ähnlich wie in einem Flughafen-Tower – die Shuttles überwachen. Diese Überwachung sei für mehrere Strecken möglich und standortunabhängig. Zudem würde das Depot auch noch als Werkstatt dienen.
Der Zeitplan könnte – wenn die Finanzierung steht – so aussehen: Ab 2025 beginnen die Infrastrukturmaßnahmen, für die zwei Jahre veranschlagt sind. Danach schließt sich ein sechsmonatiger Testbetrieb an, so dass ab 2028 theoretisch die Shuttle-Linie starten könnte. Wenn das alles so klappe, könne womöglich zu einem späteren Zeitpunkt der Mainfrankenpark oder der eine oder andere Stadtteil an das System angebunden werden, betonte der Bürgermeister.
Er warnte aber zugleich: Im Moment sei alles Zukunftsmusik. Das Thema kann also – was es für Wetten so spannend macht – ganz schnell beendet sein.
Zum Beispiel die geplante Buslinie Dettelbach <-> Düllstadt müsste doch relativ einfach von der Taktung her zu verbessern sein und eine Verlängerung zum Dettelbach Bahnhof oder sogar Mainfrankenpark (Rottendorf?) wäre sicher für weniger als 14 Mio € möglich.
Zumal ein 20 Minuten Takt bei stündlichen Zügen am Dettelbacher Bahnhof wenig Sinnvoll erscheint. Die meisten Leute würden also zu Stoßzeiten, wenn eben ein Zug fährt, das Angebot nutzen und die Sitzplätze würden schnell nicht mehr ausreichen. Und sobald ein Passagier steht ist das tempo auf 60 km/h beschränkt.
Am Ende ist es doch nur der Versuch Fördergelder abzuschöpfen anstatt wirklich die beste Lösung für einen guten ÖPNV zu finden.
ZF behauptet, dass das neue Shuttle der Autonomiestufe Level 4 entspräche. Das bedeutet, dass es auf allen öffentlichen Strassen ohne menschlichen Eingriff sicher fahren können muss. Man gibt, wie beim Navi, eine Route mit Zwischenzielen ein und los geht's. Wozu braucht es dann eine spezielle Infrastruktur mit Magneten entlang der Fahrstrecke?
Mir scheint, dass das Ding ein aufgemotztes Transportfahrzeug ist wie es heute schon in Industriehallen massenhaft unterwegs ist. Von Level 4 ist bei Orientierung an Magneten keine Spur. Und Tempo 80 kann es auch noch nicht, das soll später kommen. Außerdem dürfen Busse in denen Passagiere stehen müssen nur max. 60 km/h fahren. Bei 15 Sitzplätzen müssen aber 7 Leute stehen damit 22 in das Shuttle passen. Übrigens müsste ZF in der Lage sein so ein Pilotprojekt allein zu finanzieren wenn es wichtig ist um voran zu kommen.
https://www.zf.com/mobile/de/technologies/autonomous_driving/stories/autonomous_shuttle.html
Wo liegt in Dettelbach ein Industriegebiet Nord an dem der Shuttle halten soll? Auf meinem Weg von WÜ nach N sah ich oft den Mainfrankenpark und das Industriegebiet Ost. Nördlich von Dettelbach-Bahnhof ist der Industriepark Nord in Kürnach aber das nächste Industriegebiet.