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Kitzingen
Neues Einkaufszentrum in Etwashausen nimmt Gestalt an: Gärtner kritisieren "Flächenfraß" und haben Existenzsorgen
Auf der sprichwörtlichen grünen Wiese sollen ein Discounter, Drogerie und Fachmärkte entstehen. Bedenken gibt es, aber können sie das prominente Projekt noch stoppen?
Wo der Lochweg in die Nordtangente mündet, möchte Wolfgang Rosentritt sein Einkaufszentrum bauen. Entstehen soll es auf der grünen Wiese im Hintergrund.
Foto: Eike Lenz | Wo der Lochweg in die Nordtangente mündet, möchte Wolfgang Rosentritt sein Einkaufszentrum bauen. Entstehen soll es auf der grünen Wiese im Hintergrund.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 12.04.2025 02:33 Uhr

Diesmal war der Investor nur interessierter Zuhörer. Nachdem Immobilienentwickler Wolfgang Rosentritt dem Kitzinger Stadtrat sechs Wochen zuvor die Pläne für sein neues Einkaufszentrum am Lochweg in Etwashausen detailreich vorgestellt hatte, begleitete er am Donnerstagabend die Abstimmung darüber schweigend. Rosentritt kam, sah – und dürfte zufrieden wieder gegangen sein.

Nach erneuter Diskussion über Sinn und Nutzen eines Nahversorgers und weiterer Fachmärkte entlang der Nordtangente stimmte der Stadtrat letztlich dafür, einen Bebauungsplan an dieser Stelle auf den Weg zu bringen. Das ist zwar noch keine Zustimmung zu dem Projekt, aber ein erster wichtiger Schritt dahin. In diesem Stadium der Planung können Ämter und Behörden, aber auch Verbände oder Privatleute Anregungen und Bedenken vorbringen, die dann die Verwaltung und schließlich der Stadtrat abzuwägen haben.

Kritik an dem Vorhaben gibt es im Stadtrat nach wie vor, vor allem wegen des zu erwartenden zusätzlichen Verkehrs auf der Nordtangente und weil die Märkte im Überschwemmungsgebiet gebaut werden sollen. Manfred Paul (SPD) sagte, die Kreuzung des Lochwegs mit der Tangente sei schon jetzt überlastet. Von Klaus Sanzenbacher (Grüne) kam der Einwand, angesichts "vermehrter Hochwässer" sei die Planung an dieser Stelle ein "absolutes No-Go".

Braucht es neben E-Center und Kaufland einen dritten Markt?

Auch Andrea Schmidt (Grüne) warnte vor einem Eingriff in einen "so sensiblen Bereich" und bezweifelte, dass es in Etwashausen einen weiteren Nahversorger braucht, wo es mit Kaufland und E-Center doch schon zwei große Märkte in der Nähe gebe. Kitzingen könne mit seinem "Überangebot" locker 50.000 Menschen ernähren, "ohne dass jemand verhungert". Für Stephan Küntzer (CSU) würde indes ein "weißer Fleck in der Nahversorgung" verschwinden.

Rosentritt plant mit einem Discounter, der keine Konkurrenz zu den beiden genannten Vollsortimentern sein soll und zudem als Magnet für den ebenfalls auf dem Gelände vorgesehenen Drogeriemarkt wirken soll.

Gärtnerobermeister ist nicht glücklich mit den Plänen

Bis zu zwei weitere Fachmärkte hätten auf dem Areal Platz. Allerdings ist der Zuschnitt bislang noch gar nicht klar. Ein Teil der überplanten Fläche gehört dem Bruder eines Stadtrats, ein anderer Teil dem Gärtnerobermeister Christian Gräbner, der mit dem Vorhaben Rosentritts nicht glücklich ist und schon gegen die an dieser Stelle geplante (und später wieder verworfene) BRK-Rettungswache Sturm gelaufen war.

Auch der Stadtrat hatte auf die Pläne des BRK einst skeptisch reagiert, die Rettungswache stand bei einer Abstimmung im Frühjahr 2022 auf der Kippe. Letztlich scheiterte sie daran, dass das BRK sich wegen zu hoher Kosten aus dem Projekt zurückzog.

In der Sitzung am Donnerstag ergriff Gärtnermeister Andreas Nagel das Wort. Er stellte die Frage nach dem "Mehrwert des Einkaufscenters" und brachte abermals die Bedenken seiner Etwashäuser Kollegen vor. "Uns beunruhigen der Flächenfraß und die Existenzbedrohung."

Gegenüber dem Einkaufscenter entsteht ein Wohngebiet

Darauf ging Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) nicht ein, wohl aber auf den Einwand von Andreas Moser (CSU), der eine "klare Linie der Stadt" an dieser Stelle vermisste. Einem vor fünf Jahren auf der anderen Seite geplanten ähnlichen Projekt habe das Bauamt ablehnend gegenübergestanden, jetzt sei man plötzlich dafür. Das, so der OB, sei der veränderten Planung geschuldet und müsse im Kontext mit der Wohnbebauung gesehen werden.

Der alte Etwashäuser Bahnhof ist derzeit ein Lost Place. Bald könnte hier, direkt neben der Nordtangente, das Wohngebiet 'Gartenstadt' entstehen.
Foto: Eike Lenz | Der alte Etwashäuser Bahnhof ist derzeit ein Lost Place. Bald könnte hier, direkt neben der Nordtangente, das Wohngebiet "Gartenstadt" entstehen.

Gegenüber dem geplanten Einkaufscenter, auf dem Gelände des ehemaligen Etwashäuser Bahnhofs, plant Rosentritt das Wohngebiet "Gartenstadt". Dort sollen ab Anfang 2026 Wohnungen für bis zu 300 Menschen entstehen. Nach Willen der Stadt soll das Areal mit einem Kreisverkehr an die Nordtangente angebunden werden. Allerdings sei die Frage aufgetaucht, ob man den Investor verpflichten könne, den Kreisel aus eigener Tasche zu bezahlen. Diese soll im Rahmen des nun begonnenen Verfahrens geprüft werden. Alternative dazu wäre eine weitere Ampel. "Das wäre dann auch schon wurscht", sagte Stephan Küntzer (CSU).

Uwe Pfeiffle brachte die Meinung der Stadtratsmehrheit auf den Punkt: "Ich habe keine überzeugenden Gegenargumente gehört." Er hob – wie 15 weitere bei 11 Gegenstimmen – den Daumen für das Projekt und sagte: "Gefällt mir."

 
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  • Marc Stürmer
    Wo ist eigentlich eine Stellungnahme des Einzelhandelsverbands zu dem Thema, wie sich das geplante Einkaufszentrum hier auf die bestehenden Supermärkte auswirken wird?

    Wird das Zentrum die anderen Standorte kannibalisieren, es also zu einem Verdrängungswettbewerb kommen - oder ist genügend Kaufkraft vorhanden, dass auch in Zukunft aller Einzelhandel Bestand haben wird?

    Es wäre schon sehr aufschlußreich, auch hier über die möglichen Auswirkungen Klarheit zu haben. Denn sollte der Markt zu einem Verdrängungswettbewerb führen, sollte man sich die Genehmigung lieber sparen, denn dann erkauft man sich den schicken Neubau auf der grünen Wiese möglicherweise mit einem baldigen Leerstand woanders.
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  • Michael Gebert
    Dass man mit der Politik - auch im ländlich-bäuerlichen KT - nicht immer zufrieden ist, ist nicht verwunderlich, hat doch ein jeder so seine Meinung.
    Was ich jedoch nicht verstehe, ist, warum man sich seine "eigenen Leute" nicht mal zur Brust nimmt!? Immerhin müssen die angesprochenen Flächen ja auch erst mal an Herrn Rosentritt verkauft werden. Da scheint die Profitgier wohl auch nicht unerheblich zu sein.
    Dem ehemaligen Bahnhofsareal dürfte eine Bebauung hingegen wohl eher gut tun. Der Boden dort wird sicher nicht unerheblich belastet sein. Gerade im Bahnbereich wurde nicht immer ganz so auf Sauberkeit und Umweltschutz geachtet...
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  • Edgar König
    Ich würd mir eine kleine Markthalle in Etwashausen wünschen, etwa 1-2 Hektar groß.
    Da könnten viele regionale Landwirte und Händler ihre Waren zu fairen Preisen an die Bevölkerung verkaufen.
    Wer möglichst billige Lebensmittel will, ist in Kitzingen schon längst zu 100% versorgt.
    gez. R.König
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  • Olaf Priebe
    Ich wünsche mir Aldi und Rossmann nach Etwashausen!
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  • Elisabeth Hofmann
    Der OB ging nicht auf die Bedenken der Gärtner ein, so steht es im M P Bericht

    Nun liebe Gärtner, dann braucht ihr auch nicht den OB zur Etwashäuser Kerm einzuladen, wenn er für die Belange der Gärtner nichts übrig hat. Dann braucht er dort auch nicht öffentlichkeitswirksam mitzufahren

    Irgend jemand und irgendwo muss das Gemüse ja auch produziert werden, was in den vielen Supermärkten verkauft werden soll
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  • Manfred Conrad
    Sollte die Kitzinger Stadtratsfraktion ( angeblich Volkspartei nummer eins in Bayern) weiterhin nach Ihrer eigenen Meinung so abstimmen, brauchen wir uns nicht zu wundern wenn bei der nächsten Wahl die Ergebnisse dieser der im Osten Deutschland anglichen sind. Die Ängste der Gewerbetreibenden und bestehenden Anwohnern Ignorieren und diese in die enge Treiben. Sind diese Fraktionsmttglieder vom Volke gewählt oder vom Investor unterstützt ???. Mann könnte meinen die Etwashäuser mussten über Jahre Hunger leiden und mir ist auch noch keiner bekannt der verhungert ist. Frisches Gemüse kann auf versiegelter Flächen leider noch nicht geerntet werden. Ganz nach dem Motto die Etwashäuser Gärtner und Ihre Burschenschaft sie lebe hoch.
    Naja vieleicht heisst der neue Spot der Investor und sein Gelbeutel der lebe hoch.
    Mit freundlichen Grüßen
    Partyservice Conrad
    Matthias Conrad
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  • Gerlinde Conrad
    Zu unseren Stadtoberen fällt einem langsam nichts mehr ein und ihnen ist scheinbar alles egal! Hauptsache Rosentritt bekommt seine Stimmen und die Bürger sollen bei der nächsten Wahl ihre Stimmen wieder abgeben. Die MP Redaktion ist gegen Leserbriefe und freie Meinungsäußerung, bringt aber immer wieder die alten Bilder vom Starkregenhochwasser und in Zukunft vieleicht dann von Überschwemmungen im Lochweg! Ich bin gespannt ob OB Güntner diesmal zur Bürgerversammlung Etwashausen kommt oder ob wieder ein Fußballspiel wichtiger ist! K-H. Conrad
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