Seit Jahren will Immobilienunternehmer Wolfgang Rosentritt das ehemalige Bahnhofsareal in Etwashausen bebauen, das er erworben hat. Erst sollte es ein Einkaufszentrum werden; dann entschied er sich zum Bau von rund 200 Wohnungen.
Beide Male bekam Rosentritt Gegenwind. Zuletzt hatten vor allem benachbarte Betriebe Sorge, dass die neuen Nachbarn eines Tages wegen Lärmbelästigung gegen sie klagen könnten. Aber auch andere Anwohner fürchteten Beeinträchtigungen durch die massiven Neubauten. So sprach Rosentritt mit seinen künftigen Nachbarn und verhandelte mit der Stadtverwaltung, die nach eigenen Angaben "kritisch draufgeschaut und es sich nicht leicht gemacht hat". Schließlich kam man gemeinsam auf eine Variante, die allen Betroffenen bestmöglich gerecht werden soll. Rosentritt plant nun ein "Urbanes Gebiet" auf seinem Grundstück.
Das heißt, vereinfacht gesagt, dass er von einer reinen Wohnbebauung abrückt und nun in größerer Form Gewerbe zulässt. So sah sein Antrag an den Stadtrat vor, der in der jüngsten Sitzung behandelt wurde, Flächen für Gastronomie, eventuell mit Beherbergung, soziale, kulturelle und medizinische Einrichtungen und andere Gewerbebetriebe zu ermöglichen. Sinn der aktuellen Planung: ein Miteinander von Wohnen und Arbeiten zu schaffen, wobei die Gewerbe das Wohnen "nicht wesentlich stören" dürfen, wie es in der Definition für das "Urbane Gebiet" heißt.
Urbanes Gebiet will das Wohnen und das Arbeiten vereinbaren
Baurechtlich ist diese Gebietsform mit dem Mischgebiet verwandt, allerdings hat das "Urbane Gebiet" weniger scharfe Grenzwerte fürs Gewerbe und schreibt auch nicht vor, dass Wohnen und Arbeiten etwa zur Hälfte vertreten sein müssen. Auf den Punkt gebracht: Im "Urbanen Gebiet" wird den Anwohnern mehr Lärm zugemutet.
Das hat den Hintergrund, dass mit den bereits bestehenden Firmen Conrad und Kaidel Gewerbe vorhanden ist, das im bebauten Bereich Bestandsschutz genießt und das künftig auch durch die zuziehenden Nachbarn hingenommen werden muss. Mehr noch: Weitere Gewerbeansiedlungen, die sich allerdings an Lärmschutzauflagen halten müssen, sollen bewusst möglich sein.
Diese Logik, die die Interessen der bestehenden und kommenden Anwohner berücksichtigen will, stieß im Kitzinger Stadtrat auf breite Zustimmung. Am Ende waren nur Andrea Schmidt und Klaus Sanzenbacher (beide Grüne) gegen diesen Kompromiss. Sie hatten unter anderem Bedenken wegen der Verkehrsanbindung an die Staatsstraße. Geplant ist, per Abbiegespur in das neue Areal ein- und auch auszufahren. Schmidt befürchtet, dass damit verstärkt Verkehr auch in die kleineren Anwohnerstraßen fließen werde.
Nur zwei Grüne stimmen gegen das Projekt am ehemaligen Bahnhof
Inwieweit die Staatsstraße und die auf der anderen Seite liegenden Gewerbebetriebe die neuen Anwohner am ehemaligen Bahnhof beeinträchtigen könnten und wie die Unternehmen dort sich weiterentwickeln können, waren für Sanzenbacher ungeklärte Fragen.
Der durch zahlreiche Bauvorhaben in Kitzingen bekannte Investor Wolfgang Rosentritt hat nun jedenfalls grünes Licht für sein Projekt.