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Kitzingen
Eine Partei verliert ihr fränkisches Gesicht: Warum Uwe Hartmann die Bayernpartei verlassen hat
Umbrüche, eine veränderte Tonlage, Animositäten: Die Bayernpartei steht in Kitzingen ohne ihre Speerspitze und fast ohne Mitglieder da. Wie es weitergeht, ist offen.
Uwe Hartmann ist aus der Bayernpartei ausgetreten und macht jetzt im Kitzinger Stadtrat und Kreistag auf eigene Rechnung weiter.
Foto: Hartmut Heß | Uwe Hartmann ist aus der Bayernpartei ausgetreten und macht jetzt im Kitzinger Stadtrat und Kreistag auf eigene Rechnung weiter.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:48 Uhr

Uwe Hartmann ist bekennender Franke. Bis Anfang dieses Jahres war er auch bekennendes Bayernpartei-Mitglied. Mehr noch: Er war im Landkreis Kitzingen und selbst in Unterfranken das Gesicht seiner Partei. Das hat sich inzwischen geändert: Zum 15. Januar trat der 60-jährige Kitzinger aus der BP aus. Es passte einfach nicht mehr. Mit der Landesvorstandschaft war es zuletzt – so empfand es Hartmann immer mehr – ein Gegen- statt ein Miteinander.

Zu sehr will sich Hartmann nicht über die genauen Gründe auslassen; an Nachkarten ist ihm nicht gelegen. Nur so viel: Nach der Landtagswahl im Oktober 2023 gab es intern Umbrüche. Ein Generationswechsel, mit dem teilweise ein veränderter Ton einher ging. Oft sehr respektlos, wie Hartmann immer wieder habe feststellen müssen. Der Graben wurde tiefer, es staute sich immer mehr auf. Irgendwann war für Hartmann klar: Das Fass ist voll – und er zog die Konsequenzen.  

Ein typisches Uwe-Hartmann-Wahlplakat – damit ist es vorbei.
Foto: Viktoria Krzyszczyk | Ein typisches Uwe-Hartmann-Wahlplakat – damit ist es vorbei.

Der Schritt dürfte Hartmann trotz allem nicht eben leicht gefallen sein. Dafür war er zu lange dabei, hatte der Bayernpartei auch im Frankenland Gewicht gegeben. Und das als Spätberufener: "Um nicht immer nur zu meckern", war Hartmann 2005 in die Politik gegangen.

Anpacken, Schwerpunkte setzen – dafür kam ihm die bis dahin in Franken brach liegende Bayernpartei wie gerufen. Zum Vorzeigemann war es deshalb nicht weit: Mehrere Jahre agierte er als Orts-, Kreis- und Bezirksvorsitzender sowie Landesgeschäftsführer. Für die Bayernpartei errang er Sitze im Kitzinger Stadtrat und im Kreistag.

Hartmann und seine bodenständige Art

Es seien "gute Jahre" gewesen, betont der Kitzinger. Mit seiner gemütlichen und bodenständigen Art kam er an, fühlte sich als Speerspitze der Bayernpartei in der Region wohl, wurde Direktkandidat für die Landtagswahl. Egal auf welchen politischen Ebenen Wahlen anstanden – der heute 60-Jährige zeigte als Kandidat immer Flagge.

Mit vollem Einsatz. Er hauchte der fränkischen Flanke der Bayernpartei Leben ein. Eine Flanke, die erst richtig zu existieren begann, als Hartmann und seine Frau Birgit loslegten. Hartmann war nach eigener Aussage der erste Bayernpartei-Mandatsträger in Franken seit 54 Jahren.

Mit Hartmanns Abgang setzte ein kleines Beben ein: 25 weitere Mitglieder gaben zeitgleich ihr Parteibuch zurück – bei gerade einmal 34 im gesamten Landkreis. Was nichts anderes bedeutet als: Die Bayernpartei liegt aktuell in Unterfranken brach. Im Grunde so wie zu der Zeit, bevor der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann das Ruder übernahm.

Hartmann macht weiter als Stadt- und Kreisrat

"Wenn ich nicht gerade an Politik denke, denke ich an meine Familie", hatte Hartmann einmal im Interview gesagt. Dafür hat er jetzt Zeit, auch wenn er sowohl im Stadtrat als auch im Kreistag bis zu den nächsten Wahlen auf eigene Rechnung weitermachen will. Im Stadtrat – dort stehen die nächsten Wahlen 2026 an – bildet Hartmann schon länger eine Ausschussgemeinschaft mit SPD-Frau Astrid Glos, die sich Mitte 2021 von der Fraktion losgesagt hat. 

In einem schlimmen Zustand befand sich das Haus von Uwe und Birgit Hartmann in Etwashausen nach dem Brand im vergangenen Juni. Ausgelöst hatte das Feuer der Herd (vorne links) in einem Nebengebäude.
Foto: Barbara Herrmann | In einem schlimmen Zustand befand sich das Haus von Uwe und Birgit Hartmann in Etwashausen nach dem Brand im vergangenen Juni. Ausgelöst hatte das Feuer der Herd (vorne links) in einem Nebengebäude.

"Vielleicht", sagt Hartmann mit Blick auf die letzten Monate, "bin ich auch einfach nur dünnhäutiger geworden." Der Mann, der sich gerne für soziale Projekte und die Umwelt engagiert, musste einen Brandanschlag auf sein Auto verkraften.

Brandanschlag auf das Auto von Uwe Hartmann 

Ein 31-Jähriger, der inzwischen verurteilt wurde, wollte dem Politiker mit der Aktion einen Denkzettel verpassen, weil der sich  für eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausgesprochen hatte. Auch das Wohnhaus der Familie Hartmann, vor dem das Auto geparkt war und in dem der Politiker und seine Frau zur Tatzeit schliefen, war in jener Februarnacht 2022 beschädigt worden.

Ein Brandanschlag auf das Auto von Uwe Hartmann im Februar 2022 sorgte für überregionale Schlagzeilen.
Foto: Feuerwehr Kitzingen | Ein Brandanschlag auf das Auto von Uwe Hartmann im Februar 2022 sorgte für überregionale Schlagzeilen.

Im vergangenen Juni kam dann das nächste Unglück: In Hartmanns Anwesen in Etwashausen brach ein Brand aus und richtete enormen Schaden an. Dass die Nerven danach blank lagen, versteht sich von selbst.

Während Hartmann nun ruhigeren Zeiten entgegengeht und einiges an Ärger weniger hat, steht die Zukunft der Bayernpartei in der Region in den Sternen. Ob und wie es weitergeht, ist völlig offen: Eine Anfrage in der Geschäftsstelle der Bayernpartei in München blieb bisher unbeantwortet.

 
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