
Noch höher hinaus geht es kaum: Jörg Kampmeyer zählt seit einigen Monaten zu den Top-Managern in ganz Deutschland. Denn der Rheinländer ist einer von drei geschäftsführenden Gesellschaftern des Knauf-Konzerns in Iphofen bei Kitzingen - haftet also persönlich für ein Baustoff-Unternehmen, das Weltmarktführer ist und 35 000 Menschen beschäftigt.
Im Gespräch mit der Redaktion erzählt Kampmeyer, wie er mit derart viel Verantwortung umgeht, wann es zwischen ihm und Knauf gefunkt hat und wie lange er in dieser Position bleiben will.
Jörg Kampmeyer: (zögert) Ich denke, dass ich erreicht habe, in dieser Firma anzukommen. Das hört sich sehr einfach an. Aber Knauf ist ein großes Unternehmen, ein sehr heterogenes und bewusst dezentral geführtes Unternehmen.
Kampmeyer: Emotional - nein. Man hat mich hier mit offenen Armen empfangen und bestmöglich unterstützt. In der Komplexität des Geschäftes – da würde ich es nicht schwierig nennen, aber doch anspruchsvoll. Gips ist ein deutlich komplexeres Geschäft als es sich von außen vielleicht darstellt. Die große Herausforderung für mich war aber eindeutig die Covid-Krise, die sich mit meinem Einstieg bei Knauf überlagert hat. Ich hatte mir natürlich vorneweg Pläne gemacht, was ich hier in meinen ersten 100 oder 200 Tagen erreichen möchte. Auch die Firma hatte sich Gedanken gemacht. Da gab es ganz detaillierte Reisepläne und Übergabe-Meetings für mich. Die waren alle in der ersten Märzwoche obsolet.

Kampmeyer: Ich bin zuständig für die traditionellen Knauf-Regionen, also Europa, Afrika, Mittlerer Osten, Südamerika. Das war alles auf dem Reiseplan. Das war dann relativ schnell zu Ende. Wir haben Anfang des Jahres noch Nordeuropa geschafft, sind in Deutschland ein bisschen unterwegs gewesen, aber dann gingen die Grenzen zu.
Kampmeyer: Ja, genau. Ich denke ich habe erreicht, in dieser schwierigen Situation ein neues Verständnis für die Ausrichtung des Unternehmens bei den wesentlichen Vertriebs- und Marketing-Themen zu wecken und die laufenden Programme neu auszurichten. Ich will allerdings sehr vorsichtig sein mit dem Wort "Ich". Denn wir sind ein Führungsteam und wir haben gemeinsam erreicht, dass wir die Krise der vergangenen Monate erfolgreich durchgestanden haben.
Kampmeyer: Dazu kann ich keine Aussage machen. Aber wir gehen davon aus, dass wir das Jahr positiv abschließen werden im Vergleich zum Vorjahr. Die Firma hat in den vergangenen Monaten fantastisch reagiert. Ich habe dabei ab Anfang März das Krisenmanagement geleitet. Das war wie Formel-1-Fahren im neuen Auto ohne Aufwärmrunde.
Kampmeyer: Ich habe das sehr intensiv vorher auch schon gemacht und daher einiges an Erfahrung mitgebracht. Was zusätzlich geholfen hat: Ich war im Führungsteam unter uns dreien derjenige, der noch freigespielt war. Ich hatte einfach die Möglichkeit, mich dem voll zu widmen.
Kampmeyer: Knauf hat eine ausgesprochen dezentrale Unternehmenskultur. Der Erfolg unseres Unternehmens ist ganz stark verankert in der lokalen und vollständigen Verantwortung unserer Geschäftseinheiten. Diese Krise hat uns aber alle und von heute auf morgen vor eine Situation gestellt, die wir so noch nie erlebt haben. Und die in ihrer Dramatik im März noch überhaupt nicht einschätzbar war. Da dann in kürzester Zeit ein gezieltes Zusammenwirken aller Länder und Geschäfte zu etablieren, war das Wesentlichste, was wir in jenen Monaten erreicht haben. Ein zentrales Projektmanagement und global koordinierte Maßnahmenpakete aufzusetzen– und das alles in einer Weise zu tun, dass es nicht die Kultur des Dezentralen bei Knauf bricht: Ich glaube, das war ein großer Erfolg.
Kampmeyer: Absolut. Die Kunden kenne ich, die Themen kenne ich. Die Produkte sind anders, der Vertriebsweg ist anders, aber die Grundherausforderung am Markt ist ähnlich.
Kampmeyer: Gar nichts. Ich sehe mich auch hier nicht im Rampenlicht. Wir hatten bei Hilti immer den Ansatz, im Team zu arbeiten. Wir arbeiten auch bei Knauf im Team.

Kampmeyer: (Lacht.) Also, Alexander Knauf und ich haben uns vor zwei, drei Jahren mal getroffen, als er bei Hilti in Liechtenstein war zwecks Austausch. Dann ist es halt so: Man erinnert sich an ein gutes Gespräch, das man mal hatte. Wahrscheinlich war es hier ähnlich bei Herrn Knauf, dass er sich gesagt hat: Mensch, das war doch gar nicht so schlecht damals. Und irgendwann kriegt man dann einen Anruf. Am Ende ging alles ganz schnell.
Kampmeyer: Ich konnte mir damals nach dem Gespräch durchaus vorstellen, einmal bei Knauf zu arbeiten. Das hatte auch persönliche Gründe: Ich hatte das Gefühl, dass ich sehr gut mit Alexander Knauf als Kollege klarkäme und ich hatte auch den Eindruck gewonnen, dass die Knauf-Gruppe etwas erreichen wollte, was mit meiner Auffassung des Geschäftes einhergeht. Als dann der Anruf kam, dass es um den persönlich haftenden Gesellschafter gehe, dann war mir schnell klar, dass das hochinteressant sein könnte.
Kampmeyer: Mal so, mal so. (Lacht.) Ich vergleiche das mit einem Skispringer: Der geht ja auch nicht sofort auf die 170-Meter-Schanze. Da wächst man rein. Dazu gehört ein bisschen Talent, ein bisschen Glück und viel Handwerkszeug. Von daher baut man sich über die Zeit einen Erfahrungsschatz und eine Toolbox auf, die es einem ermöglicht, auch in einem größeren und anderen Kontext klarzukommen.

Kampmeyer: Überhaupt nicht. (Lacht.) Ich glaube aber, dass ich ein Verständnis dafür habe, welche Anforderungen die Digitalisierung an uns als Unternehmen stellt und welchen Weg wir gehen müssen, um erfolgreich zu sein.
Kampmeyer: (Zögert.) Ich war immer schon ein verantwortungsbewusster Manager und habe immer gelernt, mit dem Geld des Unternehmens oder des Unternehmers so umzugehen, als wäre es mein eigenes. Deswegen handle ich hier bei Knauf auch nicht anders. Ich bin mir aber der besonderen Verantwortung für meine Familie durchaus bewusst.
Kampmeyer: Da können Sie nicht viel machen. Ich habe ausreichend Vertrauen in das Unternehmen und in meine Fähigkeiten sowie in die meiner Kollegen.
Kampmeyer: Ich glaube, das wäre zu weit ausgeholt. Mein Einstieg ist vielmehr dem Umstand geschuldet, dass der Konzern substanziell gewachsen ist und dass deshalb die Führungskapazität an die Grenzen gekommen war.

Kampmeyer: Als großartige Unternehmer, die mit viel Mut und Herzblut dieses Geschäft betreiben.
Kampmeyer: Ich verstehe sie als fordernde Aufsichtsräte - bei uns heißt das Gesellschafter. Gesellschafter, die möchten, dass das Geschäft und ihre Lebensleistung in guten Händen sind. Ich sehe sie auch als ausgesprochen bereitwillige Ratgeber an, die mir persönlich in den vergangenen Monaten enorm zur Seite gestanden und geholfen haben.
Kampmeyer: Ja.
Kampmeyer: Ich will hier für den Rest meines Berufslebens tätig sein.