
Es könnte was werden mit dem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde: Ob der größte, bewohnbare Bocksbeutel der Welt wohl eine Chance hat, aufgenommen zu werden? Immerhin finden sich darin reichlich Besonderheiten wie der "Dubai Frame" – das größte Gebäude in Form eines Bilderrahmens. Es steht in der Stadt Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten und ist stolze 95 Meter breit und 150 Meter hoch.
Diese Maße sind allerdings weit entfernt von denen des Ferienhauses in Form eines Bocksbeutels, das nun doch im Osten Volkachs am Weingut Römmert, gegenüber dem gleichnamigen Sonnenhotel, entstehen wird. Riesig ist dieses vor allem im Verhältnis zum 23 Zentimeter hohen Original, dem modernisierten Bocksbeutel PS, dessen Form so wirklichkeitsgetreu wie möglich abgebildet werden soll. Die neue Version der Holzkonstruktion misst gut neun Meter an der breitesten Stelle und ist 11,60 Meter hoch.
Eine "Beleidigung fürs Auge" wurde der Riesenbocksbeutel genannt
Das sind rund 1,5 Meter weniger als in der ersten Variante, die der Volkacher Bauausschuss im Juni 2024 mehrheitlich abgelehnt hatte. Von einem "Klotz" und sogar einer "Beleidigung fürs Auge" war die Rede gewesen. Im Nachgang des Neins zum Bauantrag hatte Bauherr Peter Heidecker allerdings zügig gesagt, dass die Idee für ihn und seine Römmert Wein- und Ferienland GmbH damit noch nicht gestorben sei.

Den damals angekündigten, neuen Versuch wagte er nun. Mit einem Holzbauer aus der Region habe er eine bezahlbare Lösung gefunden, die Rundungen des Bocksbeutels nicht nur optisch zu gestalten, sondern wirklich zum Wohnen nutzen zu können. Dadurch bleibe die Innenbreite so groß wie vorher, die Außenbreite – und proportional die Höhe – verringerten sich aber. So bietet das Ferienhaus genug Platz für Schlafzimmer und Bad im Erdgeschoss, Wohnraum und kleine Küche im ersten Stock, Mini-Sauna und Liegen im 2. Stock sowie einen Freisitz mit Sternenblick im Flaschenhals.
Im Bauausschuss traf Peter Heidecker damit immer noch nicht auf überschäumende Begeisterung. Diesmal jedoch setzten sich die Befürworter der außergewöhnlichen Unterkunft mit 5:4 Stimmen knapp durch. In der Diskussion zuvor prallten noch einmal unterschiedliche Wahrnehmungen aufeinander.
Felix Engert (FWG) lobte, dass die neue Version des Ferienhauses nun "kleiner und kompakter" ausfalle. Zudem sei er oft auf das Thema angesprochen worden und die Meinungen dazu seien neutral bis positiv gewesen. Ähnlich sah das Simon Rinke (CSU), der sich bereits beim ersten Mal dafür ausgesprochen hatte: "Wir müssen froh sein, dass jemand Geld in die Hand nimmt und da investiert." Er verwies auf die positive Resonanz des Riesenbocksbeutels in der Bevölkerung und die Zustimmung online.
Nach vielen befürwortenden Kommentaren bei Instagram und zu den Artikeln direkt, wollte diese Redaktion in einer nicht-repräsentativen Umfrage wissen: "Gefällt Ihnen die Idee von einem riesigen Bocksbeutel als Ferienhaus in Volkach?" 449 Stimmen (knapp 73 Prozent) bewerteten es als "tolle Attraktion an einem guten Standort dafür", 98 Stimmen (knapp 16 Prozent) lehnten es als "eindeutig zu riesig, gefällt mir nicht" ab und 70 Stimmen (elf Prozent) war es egal.
Marlies Dumbsky (Grüne) erläuterte, warum sie sich dennoch damit schwertue. Sie verwies auf den am Weingut ausgestellten, bunten Trabi, die bereits vorhandenen Wohnfässer und nun noch den Riesenbocksbeutel: "Das hat nichts mit moderner, hochwertiger Architektur zu tun, sondern schon ein bisschen Freizeitland-Charakter." Tobias Thum (FWG) stimmte ihr zu: "Das ist so ein bisschen Las Vegas in den Erlachhöfen. Das entspricht nicht unseren Ansprüchen."

Für Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) passt der Standort gut: "Wir müssen unterscheiden, ob das in der Altstadt ist oder nicht." Ähnlich argumentierte Bauamtsleiter André Brezina. Er sehe das auch als "Event-Architektur", aber er sei überzeugt, "dass es nicht minderwertig ausgeführt wird".
Apropos Wertigkeit: Die beeindruckende Fassade des "Dubai Frame" glänzt mit goldverziertem Edelstahl. Ob es als größter, bewohnbarer Bocksbeutel der Welt am Ende reichen wird für den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde, steht freilich noch in den Sternen.
Was bilden sich manche Politiker eigentlich ein?