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Sulzfeld
Die Sulzfelder Firma Wahner sieht sich für alle Baustellen gerüstet
Kaum eine Baustelle kommt ohne Gerüst aus: ob Eigenheim, Industriebau oder zig Meter hohe Kirchtürme. Die Firma Wahner aus Sulzfeld profitiert vom anhaltenden Bauboom.
Eine Runde Tischkicker mit dem Chef: Für Unternehmer Thorsten Wahner (rechts) aus Sulzfeld gehört auch das dazu.
Foto: Andreas Stöckinger | Eine Runde Tischkicker mit dem Chef: Für Unternehmer Thorsten Wahner (rechts) aus Sulzfeld gehört auch das dazu.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:40 Uhr

Ohne Gerüst geht am Bau nichts. Das weiß kaum einer so gut wie Thorsten Wahner. "Für Bauherren ist es oft ein notwendiges Übel. Ohne geht es nicht, aber es soll schnell hin, nichts kosten und schnell wieder weg. Dabei ist das Gewerk Gerüstbau für den Erfolg einer Baustelle extrem wichtig", so beschreibt der Gerüstbaumeister aus Sulzfeld die Bedeutung seines Betriebs.

Schon seit Jahren hat sich das 1853 in Sulzfeld als Maler- und Tüncherbetrieb entstandene Unternehmen auf den Gerüstbau spezialisiert. Zusammen mit seinem Vater Benno fungiert Thorsten Wahner als Geschäftsführer. Er hat einen Meistertitel im Gerüstbau, wie auch im Malerhandwerk und forcierte ab 2001 den Ausbau des Bereichs Gerüstbau.

Der Betrieb mit rund 60 Beschäftigten wuchs vor allem in den letzten fünf, sechs Jahren noch einmal deutlich, eine Folge des anhaltenden Baubooms. Bei etwas über acht Millionen Euro lag der Umsatz der Eugen Wahner AG zuletzt.

Lagerplatz für Gerüste wird knapp

Aber das Unternehmen kämpft wie viele andere auch mit den unterbrochenen Lieferketten. Manche Baustelle dauert länger, als geplant. Kurzerhand sah sich Wahner daher gezwungen, neue Gerüstteile anzuschaffen. Weil auch die Preise dafür erheblich gestiegen sind, bedeutete dies für den Betrieb eine enorme Investition. Im Gegensatz zu anderen Gewerken konnte er diese Mehrkosten allerdings nicht an die Kunden weitergeben, erklärt er.

Die Gerüste der Eugen Wahner AG werden nicht nur für Häuser und Gebäude benötigt, sondern auch in der Industrie. Sie kommen etwa im Zementwerk in Wertheim zum Einsatz, wenn der größte Zementofen Europas gewartet oder repariert werden muss.

"Wir bauen ständig auf und ab, für Reparaturen und Wartungsarbeiten."
Thomas Wahner, Firmenchef

Gerüste werden auch bei Knauf, bei Franken Guss, in der Zuckerfabrik in Ochsenfurt, beinahe das gesamte Jahr über gebraucht. "Wir bauen ständig auf und ab, für Reparaturen und Wartungsarbeiten", sagt Wahner. Außerdem sind die Spezialisten aus Sulzfeld auch bei der Ausbesserung der Main-Schleusen gefragt.

Manchmal muss es schnell gehen, etwa wenn die Produktion bei großen Kunden steht. Oder wenn ein Unwetter Schäden anrichtet. Für diese Fälle hat Wahner eine Art Rufbereitschaft unter seinen Mitarbeitern, die in kurzer Zeit verfügbar sind. "Da kann ich mich auf meine Leute verlassen", sagt der Chef.

Der Herr über die Gerüste: Geschäftsführer Thorsten Wahner vom gleichnamigen Gerüstbaubetrieb in Sulzfeld am Main.
Foto: Andreas Stöckinger | Der Herr über die Gerüste: Geschäftsführer Thorsten Wahner vom gleichnamigen Gerüstbaubetrieb in Sulzfeld am Main.

Etwa zwei Drittel seiner Aufträge kommen von Stammkunden aus der Industrie, sagt Geschäftsführer Thorsten Wahner. Der Rest sind öffentliche Ausschreibungen und der klassische Hausbau. "Wir stellen auch sehr kleine Gerüste, manchmal nur ein Feld."

Der Platz zum Lagern der Gerüstteile reicht am Firmensitz in Sulzfeld längst nicht mehr aus; in Kitzingen hat der Betrieb zusätzlich eine Fläche angemietet. Das meiste befindet sich sowieso im Umlauf, draußen auf den Baustellen. Insgesamt schätzt Wahner den Bestand an Gerüsten auf rund 150 000 Quadratmeter. Das ist zum Teil gekauft, zum Teil von Großhandel geleast. Dazu kommen noch Planen und Notdächer.

Konzentration auf Großprojekte

Auch größere Objekte, wie hier die Kirche in Mainbernheim, rüstet die Eugen Wahner AG ein.
Foto: Thorsten Wahner | Auch größere Objekte, wie hier die Kirche in Mainbernheim, rüstet die Eugen Wahner AG ein.

Bei den Baustellen hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren stärker auf große Projekte konzentriert. So ist die Firma bereits seit zwei Jahren an der Lorenzkirche in Nürnberg tätig. Daneben rüstete Wahner ein riesiges Gebäude auf der Bodensee-Insel in Lindau ein. Ein weiteres Großprojekt ist derzeit der Kirchturm in Mainbernheim.

Bisweilen müssen die Stahlteile bis in schwindelnde Höhen aufgestellt werden, was nicht immer einfach ist. "Wir haben zwei Kolonnen, die Spezialsachen erledigen. Die machen das am liebsten", berichtet Wahner. Nicht nur für diese Besonderheiten wird seit kurzem moderne CAD-Technik verwendet. Vorab wird de Baustelle in 3D am Computer räumlich exakt vorgeplant, was vieles später in der Praxis erleichtert.

Die Kirche in Mainbernheim mit den Gerüsten als 3D-Modell
Foto: Thorsten Wahner | Die Kirche in Mainbernheim mit den Gerüsten als 3D-Modell

An Aufträgen mangelt es der Gerüstbaufirma nicht. Als schwierig gestaltet sich dagegen die Suche nach Arbeitskräften oder Auszubildenden für die Branche. Bei der Suche nach Personal beschloss Thorsten Wahner, es auf anderen Wegen zu probieren, als die meisten in der Baubranche. Zunächst schaltete er Werbung in Kinos der Region.

"Ich bin froh über jeden Mitarbeiter, den ich habe."
Thomas Wahner, Sulzfelder Unternehmer

Dazu engagierte er eine Werbeagentur, mit der man gemeinsam Ideen entwickelte, wie eine Superhelden-Aktion, einen Firmencomic oder Filme auf Social-Media-Kanälen. Auf einer Ausbildungsmesse in Würzburg bekamen die jungen Besucher anhand eines mit einer 360-Grad-Kamera gedrehten Films einen Eindruck vom Gerüstbau. Dabei verschaffte ihnen eine Spezialbrille den Eindruck, als würden sie selbst in der Höhe, ganz oben auf einem Gerüst stehen.

"Die Resonanz war sehr gut; wir haben gleich einige Praktikanten gewonnen", freut sich Wahner. Im Vorjahr konnte er drei Lehrlinge einstellen. "Wenn wir sonst eine Annonce bei der Arbeitsagentur aufgegeben haben, ist nie jemand gekommen."

Der Gerüstbaumeister legt Wert auf ein gutes Betriebsklima. Die Gemeinschaft fördern, damit sich die Mitarbeiter in der Firma wohl fühlen – so lautet eine Maxime. So wurde im Betriebsgebäude eine Lounge gebaut, "da sitzen wir öfter nach Feierabend zusammen oder grillen auch mal", sagt Wahner. Und mit dem "Wahner Hell" können Chef und Belegschaft sogar mit einem eigenen Bier anstoßen.

Gemeinsam geht es auch mal zum Bowling oder zum Gokart-Fahren. Jeden Mittwoch ist außerdem "Vitamin-Tag", berichtet Wahner. Dann bekommt jedes Team jeweils eine große Tüte mit Obst mit auf die Baustelle. Donnerstags bringen die Beschäftigten reihum einen selbst gebackenen Kuchen mit.

"Ich bin froh über jeden Mitarbeiter, den ich habe", erklärt der Chef diese Angebote. "Und die Wertschätzung kommt auch zurück." Das zeigte sich, als die Mitarbeiter ihm und seinem Vater Benno einen "Firmen-Oscar" überreichten. Sie verliehen den Chefs den Preis als Anerkennung. Diese Ehrung bedeutet Thomas Wahner viel: "So etwas kannst du dir als Chef nicht kaufen; das musst du dir verdienen."

 
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