Die Mainpromenade in Kitzingen, die Dorferneuerungen in Schwarzach und Großlangheim oder der Innenhof des Iphöfer Knauf-Museums: Thomas Wirth, Gudrun Rentsch und Ralph Schäffner haben mit arc.grün, einem Büro für Landschafts- und Städteplanung, in 25 Jahren viele Orte im Landkreis Kitzingen verändert. In rund 75 Prozent der Gemeinden waren sie schon tätig, schätzen die drei Inhaber. Zeit für eine Unterhaltung über die spannendsten Projekte, die Veränderung der Arbeit in Zeiten des Klimawandels – und den neuen Kampf um Flächen.
Thomas Wirth: Am spannendsten sind die terroir f-Punkte; das hat mir am meisten Spaß gemacht. Die Herausforderung war, mit den Orten zu arbeiten und diese Aussichtspunkte in den Weinbergen auf den Ort zu beziehen.
Gudrun Rentsch: Für mich war es die Bimbach-Renaturierung zwischen Kitzingen und Großlangheim. Das ist eine Ausgleichsfläche für die Nordtangente. Heute fühlt sich dort der Biber wohl.
Ralph Schäffner: Es ist toll, die komplette Kitzinger Mainpromenade von der Feuerwehr bis zum Ruderclub zu gestalten. Ein richtiges Schatzkästchen ist auch der Innenhof des Knauf-Museums geworden. Da konnten wir auf engem Raum ein bisschen zeigen, was wir drauf haben.
Wirth: Die Genehmigungsverfahren dauern länger, sie sind komplexer geworden, mehr Gutachten oder Berechnungen nötig.
Schäffner: Aber dafür haben wir mehr Erfahrung, die das kompensiert. Zudem sind wir gut vernetzt, haben Kontakt zu vielen Behörden aufgebaut.
Rentsch: Das Verständnis bei den Leuten ist gewachsen. Die Aufenthaltsqualität ist wichtiger geworden.
Schäffner: Die Dorferneuerung in Großlangheim ist ein gutes Beispiel dafür: An der Hauptstraße haben wir damals um jeden Baum gekämpft, hätten gerne noch breitere Gehwege geschaffen, was die Staatsstraße nicht zuließ. Aber das Seeumfeld hat unheimliche Freiraum-Qualität bekommen.
Wirth: Und natürlich ist es dann eine Bestätigung für uns, wenn wie in Großlangheim oder Kitzingen die Weinfeste an diese Plätze verlegt werden.
Rentsch: Der Kampf um die Fläche hat sich extrem verstärkt. Und gleichzeitig fehlt häufig ein Konzept zur langfristigen Planung, zum Beispiel um das Ökokonto anlegen zu können.
Wirth: Da ist die strategische Entwicklung ganz wichtig, wie wir es bei den Integrierten Ländlichen und Städtebaulichen Entwicklungskonzepten, also ILEK und ISEK, machen.
Rentsch: All diese Klimafragen sind natürlich ein extrem spannendes Thema. Man nehme nur die Fragen der Bewässerung oder – Stichwort Wiesentheid – die der industriellen Nahrungsmittelproduktion. Entscheidend ist: Wie schaut in Zukunft eine landwirtschaftliche Nutzung aus, von der die Bauern noch leben können?
Rentsch: Das muss man regional denken, wie es zum Beispiel gerade die Allianz Würzburger Norden versucht. Da überlegen wir zusammen mit Agrarwissenschaftlern und Technikern, wie wir eine Bewässerung für ein größeres Gebiet entwickeln könnten. Das halte ich für die bessere Alternative zur Salatfabrik. Aber auch die regionale Rohstoff-Versorgung mit Gips und Sand ist ein ganz extremes Thema. Wir begleiten auch Vorhaben der LZR und versuchen diese so naturverträglich wie möglich zu gestalten.
Wirth: Genau. Wir haben die ganze Woche for future, nicht nur friday.
Rentsch: Vieles liegt stark an der Zusammensetzung der Gemeinderäte und an den Bürgermeistern. Es gibt immer noch Gemeinden, die nur auf Wachstum setzen.
Wirth: Gemeinden, die sich Gedanken über ihre Innenentwicklung machen, kommen da deutlich weiter.
Rentsch: Und der Umgang ist oft zwiespältig: Man will zwar was machen fürs Klima, aber konkrete Maßnahmen festzuschreiben, ist trotzdem schwierig. Umweltthemen werden manchmal auch vorgeschoben, nur weil man etwas nicht möchte.
Wirth: Ja, die Bürgerbeteiligung ist Standard und das ist auch gut so. Allerdings hat sie zwei Gesichter. Anfangs kommen vielleicht 100 Leute; dann wird's weniger über die Jahre. Oft bleibt nur ein Häufchen Engagierter übrig. Dann muss man klar machen: Unser erster Ansprechpartner ist der repräsentativ gewählte Gemeinderat; dort muss die Entscheidung stattfinden.
Schäffner: Inzwischen werden Maßnahmen geschoben oder gekürzt, weil das Budget überschritten ist. Wir haben ein gutes Verhältnis zur Bauwirtschaft, aber kämpfen auch mit deren enormer Auslastung und den Preissteigerungen. Grundsätzlich muss man betonen, dass ohne die Fördermittel vom Amt für Ländliche Entwicklung und aus der Städtebauförderung vieles gar nicht machbar wäre.
Wirth: Rüdenhausen und die Planung für die Volkacher Mainlände, der Parkplatz vor den Toren Sommerachs, die Dorferneuerung Kleinlangheim mit Start in Atzhausen, und weiter geht's in Kitzingen an der Mainpromenade.
(Alle drei lachen und sagen laut:) Nein!
Schäffner: Neben den Klimafragen gibt es noch so viele interessante Themen, zum Beispiel die Veränderung der Bestattungskultur wie in Iphofen.
Wirth: Oh ja, der neue Friedhof wird super! Überhaupt finden wir unseren Beruf nach wie vor extrem spannend – und es macht Spaß.