
Vergangenen November bekam die Mainschleifenbahn Besuch. Ein Pariser Uni-Professor hatte den Weg nach Volkach gefunden. Grund seiner Reise: Der Mann forscht zu Reaktivierungsvorhaben von Schienenstrecken in Europa. Als darüber jetzt im Verkehrs- und ÖPNV-Ausschuss des Landkreises berichtet wurde, konnte Christa Büttner kurz nicht an sich halten: Die Grünen-Kreisrätin mutmaßte, dass der Mann wissen wollte, warum es in Deutschland besonders langsam vorangehe.
Den Redebeitrag kassierte sie zwar gleich wieder als "Spaß" ein. Dass aber eine Reaktivierung heutzutage zu einer unendlichen Geschichte werden kann, hatte zuvor auch Freie-Wähler-Kreisrat Peter Kornell moniert: Der Volkacher Altbürgermeister konnte es gar nicht fassen, dass man zuletzt so lange auf der Stelle getreten habe. Seine Befürchtung: Die Reaktivierung könnte am Ende vielleicht immer noch "nicht in trockenen Tüchern" sei. Ob dieser Gemengelage sei er jedenfalls "nicht sehr optimistisch".
Ein Problem gelöst, zwei neue tauchen auf
Das wollte Frank Albert so nicht stehen lassen. Der Sachgebietsleiter Wirtschaftsförderung, Tourismus und ÖPNV ist so etwas wie der Chef-Beauftragte des Landkreises für das Projekt Mainschleifenbahn. Dass man eine solche Strecke nicht mal eben reaktivieren und ans DB-Schienennetz anschließen kann, war schnell klar. Dass allerdings so viele Hürden – trotz eines klaren politischen Willens – lauern, musste letztlich auch Albert schmerzlich lernen.
Den Optimismus konnte er sich aber bewahren: Er sei nach wie vor "positiv gestimmt", dass das Reaktivierungsprojekt gelingt. Dass es in 25 Minuten von Volkach nach Würzburg geht. Ohne umsteigen. Im Stundentakt.

Klar ist aber auch: Es regiert die Vorsicht. Weil es genügend Phasen gab, in denen man ein Problem löste – und prompt zwei neue auftauchten. Weshalb Frank Albert bei seinem Sachstandsbericht vor den Kreisrätinnen und Kreisräten mit einem Schaubild arbeitete, das neben der Aufschrift "Die Mainschleife kommt!" direkt dahinter auch diesen Hinweis enthielt: "Voraussichtliche Inbetriebnahme 2028/2029".
Dass eine Bahn-Reaktivierung höhere Kunst ist, deutet auch diese Information von Frank Albert an: "Im vergangenen Jahr wurden 20 Bahn-Kilometer in Deutschland reaktiviert!"
Auch Anfang 2025 lauern noch einige Fallstricke. Einer dieser Stricke ist der Neubau der Ortsumgehung Prosselsheim. Das Projekt ist mehr oder weniger mit der Mainschleifenbahn verzahnt. Etwa, was die möglichen Bahnübergänge anbelangt.
Die Mainschleifenbahn könnte auch erst nach 2030 starten
Eine Abhängigkeit, die sowohl finanziell als auch zeitlich vieles durcheinanderbringen könnte. Lässt die Umgehung auf sich warten, müsste irgendwie ein Plan B her. Es sei durchaus die Gefahr ist gegeben, dass aus der "voraussichtlichen Inbetriebnahme 2028/2029" aus vielerlei Gründen plötzlich "Mitte der 30er-Jahre" werden könnten, so Albert. Ursprünglich war man von einer Anbindung bis Dezember 2026 ausgegangen, später dann von Ende 2027.
Die staatliche Förderung ist inzwischen nach einer positiven Kosten-Nutzen-Analyse zwar gewährleistet, was aber nichts daran ändert, dass ein Dutzend Behörden im Spiel sind. Die Sache ist und bleibt komplex, auch weil an den Bahnhaltepunkten in Astheim, Escherndorf, Eisenheim und Prosselsheim viel zu tun ist. Gut möglich, dass der französische Uni-Professor bald wieder in Volkach auftaucht. Das Forschungsfeld ist jedenfalls groß genug.