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Kitzingen
Die unendliche Geschichte der Mainschleifenbahn: Reaktivierung wird noch Jahre dauern
Das historische "Säuferbähnle" zum modernen Pendlerzug zwischen Volkach und Prosselsheim umzubauen, ist ein Mammutprojekt. Am Beispiel der Stadtwerke Ulm erfuhren die Verantwortlichen, warum.
Wann die Mainschleifenbahn zwischen Volkach und Prosselsheim im Regelverkehr fährt, liegt noch im Nebel. Es wird mindestens noch fünf Jahre dauern.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Wann die Mainschleifenbahn zwischen Volkach und Prosselsheim im Regelverkehr fährt, liegt noch im Nebel. Es wird mindestens noch fünf Jahre dauern.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 11.02.2024 21:56 Uhr

Die gute Nachricht vorneweg: Die politisch Verantwortlichen in den Landkreisen Kitzingen und Würzburg wollen an einem Strang ziehen, um die Mainschleifenbahn als regionale Zugstrecke im Dauereinsatz zu reaktivieren. Und grundsätzlich stehen die Chancen dafür nicht schlecht, auch weil es Fördergelder von staatlicher Seite geben könnte, wenn alle Bedingungen dafür erfüllt sein sollten.

Allerdings ist der Weg zu einer regelmäßigen Zugverbindung von Volkach-Astheim nach Prosselsheim-Seligenstadt noch weit. Das erfuhren Mitglieder des Kreistags Kitzingen und Vertreter des Kommunalunternehmens Würzburg bei einer gemeinsamen Sitzung am Montagnachmittag im Landratsamt Kitzingen. Sie hatten sich zwei Vertreter der Stadtwerke Ulm eingeladen, die ein ähnliches Projekt, die Wiederbelebung der Bahnstrecke Senden – Weißenhorn, erfolgreich verwirklicht haben.

Was Unterfranken bei der Mainschleifenbahn lernen kann

Gemeinsame Sitzung von Kreisräten aus dem Landkreis Kitzingen und Verwaltungsräten des Kommunalunternehmens Würzburg im Landratsamt Kitzingen zur Reaktivierung der Mainschleifenbahn zwischen Volkach-Astheim und Prosselsheim-Seligenstadt: (von links) Wirtschaftsförderer Frank Albert und Landrätin Tamara Bischof (beide Landratsamt Kitzingen), Landrat Thomas Eberth (Landratsamt Würzburg), Ralf Gummersbach und Philipp Roth von den Stadtwerken Ulm (SWU) und Alexander Schraml (Geschäftsführer im Kommunalunternehmen Würzburg).
Foto: Andreas Brachs | Gemeinsame Sitzung von Kreisräten aus dem Landkreis Kitzingen und Verwaltungsräten des Kommunalunternehmens Würzburg im Landratsamt Kitzingen zur Reaktivierung der Mainschleifenbahn zwischen Volkach-Astheim und ...

Die Verantwortlichen in Unterfranken wollten von den Kollegen aus Schwaben hören und lernen, wie man das Thema angehen muss und welche Falltüren es zu überwinden gilt. Zwei wesentliche Aussagen standen im Mittelpunkt von Gastreferent Ralf Gummersbach, Infrastrukturleiter der Stadtwerke Ulm (SWU): Erstens ist die Reaktivierung angesichts heutiger Baukosten nicht ohne staatliche Zuschüsse zu finanzieren. Zweitens braucht ein solches Projekt mindestens fünf Jahre Vorlaufzeit.

Die SWU hatte die zehn Kilometer lange Strecke Senden – Weißenhorn für rund 11,6 Millionen Euro reaktiviert. Dabei wurden neue Haltepunkte mit barrierefreien Zugängen und Park-and-Ride-Parkplätzen sowie neue Bahnübergänge gebaut. Die Gleisstrecke wurde zwar aufgearbeitet, aber nicht ausgetauscht. Im Nachhinein ein Fehler, wie Gummersbach erklärte. Die Schienen seien 100 Jahre alt und müssten nach nun bald zehn Jahren Betrieb doch noch ausgewechselt werden. 

Erfreuliche Fahrgastentwicklung bei der reaktivierten Bahn in Senden

Ein historischer Schienenbus ist heute noch das Verkehrsmittel der Mainschleifenbahn. Das soll sich in Zukunft ändern.
Foto: Andreas Brachs | Ein historischer Schienenbus ist heute noch das Verkehrsmittel der Mainschleifenbahn. Das soll sich in Zukunft ändern.

Erfreulich war für die SWU die Fahrgastentwicklung. Wie im Fall der Mainschleifenbahn wurden 1000 Fahrgastkilometer gefordert, damit die Strecke in Betrieb gehen durfte. Inzwischen sei man bei 1800 bis 2000 Fährgästen pro Tag. Was die Zugverbindung so attraktiv macht: Die SWU setzte von Anfang an auf einen Stundentakt zwischen ungefähr 5 und 23 Uhr – mit geringen Abweichungen auch am Wochenende. Künftig wolle man sogar versuchen, einen Halbstunden-Takt zu organisieren. Weiterer Pluspunkt: Die Bahn legt die Strecke doppelt so schnell zurück wie der Bus.

Bezogen auf die Mainschleifenbahn lernten die Zuhörer, dass es sinnvoll sei, eine einfache, aber moderne Infrastruktur zu erstellen. Wichtig sei, dass alle Beteiligten an einem Strang zögen. Befeuert durch Debatten um Klimaschutz und Energieeinsparung gebe es bis zu 90 Prozent Fördergelder vom Bund. Schließlich sei es nötig, rechtzeitig die Öffentlichkeit einzubeziehen, um Bedenken der Anwohner früh aufzunehmen. 

Für die Reaktivierung der 14 Kilometer langen Strecke Astheim – Seligenstadt rechnet man inzwischen mit Kosten von mindestens 20 Millionen Euro. Sie ist länger als die Verbindung Senden – Weißenhorn und hat deutlich mehr Bahnübergänge. Aber auch in diesem Fall soll möglichst viel Material der Strecke erhalten bleiben. Zurzeit fänden Untersuchungen und Begehungen statt, um Gewissheit über den Zustand zu erhalten, berichtete Frank Albert, zuständig für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr im Landratsamt Kitzingen. 

Zugleich sei man auf der Suche nach einem Projekt-Ingenieurbüro, das auf solche Themen spezialisiert sei. Im Landratsamt Kitzingen ist zusätzlich ein Projektsteuerer damit befasst. Ein Grund für diesen Personalaufwand: Die Fachleute sollen klären, was tatsächlich gemacht werden muss, aber auch unnötige Investitionen vermeiden helfen. Als nächstes muss eine Kosten-Nutzen-Analyse vorgelegt werden. Stellt der Fördermittelgeber schließlich die Signale auf grün, ist von einem Start des Regelbetriebs zum Jahreswechsel 2027/28 auszugehen.

 
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  • R. B.
    Träumen kann man ja mal. Ich bin sehr skeptisch.
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  • G. S.
    Also, wenn man andere Infrastruktur-Projekte so betrachtet, wäre das eine sehr kurze Realisierungszeit. Weiter so.
    Wenn dann noch die Zukunftsstiftung ihre Multifunktionshalle in Würzburg so schnell fertig bringen würde, wäre dies perfekt. Anreise mit der Bahn, Besuch eines Konzerts oder Sportveranstaltung, vielleicht noch nen Kneipenbesuch und dann bequem wieder zurück.
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