
Die Skepsis ist der Euphorie gewichen: Nicht nur die Kitzinger, sondern auch die Würzburger Kreisräte sind geschlossen für die Reaktivierung der Mainschleifenbahn. Am Montag erklärten sich beide Kreistage in einer gemeinsamen Sitzung in Volkach bereit, die Reaktivierung zu unterstützen und das finanzielle Risiko, mit dem die Pläne durchaus verbunden sind, einzugehen. Die Rede war von "einem Meilenstein", von "einer großartigen Chance für die Region" und einem "Riesengewinn".
Geredet wird viel darüber, doch dass eine stillgelegte Bahnstrecke tatsächlich wieder in Betrieb genommen wird, ist selten. Gerade mal 21 Streckenkilometer wurden in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland wiederbelebt, kritisierten Mitte Oktober der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Allianz pro Schiene. Dabei gäbe es viele Trassen, die dafür in Frage kommen würden. Doch so eine Reaktivierung ist komplex, langwierig, mit Kosten und Unwägbarkeiten verbunden. Die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof bezeichnete den Weg als "steinig und schwer".
Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen wäre heute eine Reaktivierung der Strecke nicht möglich
Als sich vor 30 Jahren, im Jahr 1994, einige Ehrenamtliche zusammentaten mit der Idee, die Strecke der Mainschleifenbahn vor dem schon eingeleiteten Rückbau zu retten und wiederzubeleben, quittieren viele das mit Kopfschütteln. Auch als die Strecke zwischen Volkach und Seligenstadt längst an den Wochenenden wieder für den touristischen Verkehr von einem Schienenbus befahren wurde, konnten sich viele nicht vorstellen, dass daraus jemals mehr werden könnte. Ein echter Schienenpersonennahverkehr? Ein Anschluss an die Strecke nach Würzburg? Ein Stundentakt? Die Skepsis war groß, insbesondere im Landkreis Würzburg, während der Kreis Kitzingen über die Jahre immer wieder Geld in den Erhalt der Strecke steckte.

Seit Montag ist es nun auf einem Bauschild am Haltepunkt Astheim zu lesen: "Die Mainschleifenbahn kommt! Volkach-Würzburg im Stundentakt – in 25 Minuten – ohne Umsteigen". Die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof und ihr Würzburger Amtskollege Thomas Eberth enthüllten das Schild, nachdem kurz vorher sowohl der Kreistag Kitzingen als auch der Kreistag Würzburg, dessen Kommunalunternehmen für den ÖPNV zuständig ist, geschlossen dafür gestimmt hatten, dass die Mainschleifenbahn-Infrastruktur-Gesellschaft (MIG) die nächsten Planungsschritte für die Reaktivierung gehen soll. Dabei wurde mehrfach betont: Ohne das große Engagement der Ehrenamtlichen in der Vergangenheit wäre eine Reaktivierung heute nicht möglich.
Frank Albert hatte über den Stand der Dinge, das weitere Vorgehen und die Kosten informiert. Eine externe Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) hat erbracht, dass die Reaktivierung volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Diese Erkenntnis ist die Grundlage dafür, dass Bund und Freistaat eine hohe Förderung in Aussicht gestellt haben. 90 Prozent soll der Fördersatz für die 20,7 Millionen Euro teure Maßnahme (ohne Planungs- und sonstige Kosten) betragen. Die mündliche Förderzusage gab es Ende August.
Untersuchung zeigt: Die Reaktivierung ist volkswirtschaftlich sinnvoll
Die NKU hat zudem die Skepsis beseitigt, die bei vielen Würzburger Kreisräte noch da war. So sagte Landrat Thomas Eberth, die Mainschleifenbahn habe in seinen Gedanken bis vor einiger Zeit "nicht die größte Rolle gespielt". Dass die Reaktivierung volkswirtschaftlich sinnvoll sei, habe ihn umgestimmt.
Mehrere Redner sprachen von einer großen Chance für die ganze Region. Nicht nur der Raum Volkach würde profitieren, auch der östliche Landkreis Würzburg und ein Teil des Landkreises Schweinfurt. Vorteile habe die Reaktivierung auch für die Stadt Würzburg. Zum einen werde damit für Würzburg das "Hochglanztourismusgebiet Volkach" erschlossen. Zudem fahren weniger Autos in die Stadt, wenn die Pendler und Bürger im Stundentakt mit dem Zug fahren können. Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein sprach von einem modernen S-Bahn-Verkehr. Und tatsächlich ist die Strecke bereits als S6 im Region-S-Bahn-Mainfrankenkonzept berücksichtigt.
Der Zeitplan für die Reaktivierung ist ambitioniert. Ende 2028 soll der einstündigte Takt gelten, gefahren mit modernen Hybridfahrzeugen, mit 38 Fahrten täglich von Montag bis Freitag, 36 an Samstagen und 34 an Sonn- und Feiertagen. Von Volkach geht es über die Haltepunkte Markt Eisenheim, Prosselsheim, Seligenstadt bei Würzburg und Rottendorf bis zum Würzburger Hauptbahnhof, wobei der Stundentakt, der ab Volkach gelten soll, ab Seligenstadt und dann nochmal ab Rottendorf verdichtet wird. Die Haltepunkte Prosselsheim, Eisenheim und Volkach sollen umgebaut werden, barrierefrei, mit Park-and-Ride-Anlagen. Die Kreise Kitzingen, Würzburg und Schweinfurt werden ihre Buskonzepte an den neuen Haltepunkt anpassen.

Die MIG wird die Reaktivierung nicht selbst umsetzen, das sei nicht zu schaffen, erklärte Frank Albert. Sie wird mit einem Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen eine Kooperation eingehen mit dem Ziel, dass der Partner später das gesamte Projekt übernimmt. Mehrere Unternehmen haben ihr Interesse bekundet.
Das finanzielle Risiko für die Landkreise Kitzingen und Würzburg wird nach jetziger Planung auf einen Bilanzverlust von jeweils 1,6 Millionen Euro beziffert, wenn es beim Verkauf des Projekts keinen Erlös geben sollte oder die Reaktivierung doch nicht erfolgt. Warum er bei dieser Berechnung einen möglichen Verkaufserlös von 0 Euro eingesetzt hat, erklärte Frank Albert: Es bringe wenig, eine Zahl hinzuschreiben, die dann viel niedriger oder höher ausfallen könne. Deshalb gehe man lieber vom "worst case", also dem schlimmsten Fall, aus.
Geplant ist, die Reaktivierung der Strecke zeitgleich mit der Planung und dem Bau der Umgehung Prosselsheim durchzuführen. Sie könnte aber auch dann erfolgen, wenn sich das Straßenbauprojekt verzögert oder doch nicht zustande kommt, erklärten die beiden Landräte.
Im Rheinland spricht man hinter vorgehaltener Hand , das der ÖPNV-Fahrplan auf dem flachen Land tagsüber ausgedünnt werden muß, da er immer unwirtschaftlicher wird.
Doch niemand traut sich, das laut zu sagen.
Ist bei uns ähnlich, Oft sind Busse während des Tages leer.
Habe vor einiger Zeit beim Kaffee trinken in Randersacker 7 Busse in knapp3/4 Stunde gezählt.
3 Fahrgäste sind ausgestiegen, 6 sind eingestiegen.
Am Ende wird es doch zu einer "Schnellstraße" für die Würzburger, die bis dahin ohnehin kein Auto mehr fahren werden (kein bezahlbarer Parkplatz, ausreichende Infrastruktur), zum Schöppeln an die Mainschleife. Ein paar wenige Volkacher werden wohl die Möglichkeit nutzen, zur Arbeit nach Würzburg zu fahren. Brauchen aber nach wie vor wie die anderen "Landleute" ein Auto. Zum Einkaufen fahren die Landleute ohnehin nicht mehr nach Würzburg - Discounter und Internet machen es längst möglich. Das viele Geld wäre besser in einer Infrastruktur untergebracht, die auch im Busverkehr außerhalb von Volkach bessere Taktverbindungen ermöglicht. Auf dem Land wird man nach wie vor auf das Auto zurückgreifen und beides - Auto und Bus/Bahn - ist auf Dauer zu teuer! Und wer weiß: Die nächste Bundesregierung könnte auch anders denken.
https://bayern.vcd.org/der-vcd-in-bayern/mainfranken-rhoen/regional-s-bahn-konzeptentwicklung-von-vcd-und-pro-bahn-bereits-22019
Seh ich das richtig? Nach dieser Skizze führt die S6 von WÜ via Seligenstadt nach Volkach und dann wieder zurück nach Seligenstadt und erst dann nach SW? Das d.h. von WÜ nach SW muss man mit ihr über Volkach & zurück fahren? Und für diesen Umweg werden 20,5 Mio Steuergelder ausgegeben? Damit der Weiler Seligenstadt zum Knotenpukt wird?
Während die jetzt schon S-bahnähnliche Erfurter Bahn (EB) von SW/Stadt-SW/Mitte-SW/Hbf-...-KG im "Mainfrankenkonzept" überhaupt nicht vorkommt!? Auch nicht die EB KG-HAB-GEM! Auch nicht die elektrifizierte Strecke GEM-Arnstein-SW Hbf und damit eine mögliche Ringbahn SW Hbf-KG-HAB-GEM-Arnstein-SW Hbf, die die EB gerne betreiben möchte und jetzt leer, ohne zuhalten. von GEM nach SW fahren muss!
In Seligenstadt wird lediglich eine Weiche zum abbiegen Richtung Würzburg gebaut. Eine Weiterfahrt Richtung SW ist nicht vorgesehen.
- ob der Schienenbus dann noch gelegentlich fahren wird?
- wo S1 - S5 fahren sollen?