Die Reaktivierung der Mainschleifenbahn zwischen Volkach-Astheim und Prosselsheim-Seligenstadt und die Ortsumgehung von Prosselsheim - beides ist in greifbare Nähe gerückt. Läuft alles nach Plan, ist Volkach zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 in Seligenstadt über den SPNV (Schienenpersonennahverkehr) an den ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) angebunden. Im Prosselsheimer Ortsteil Seligenstadt wäre dann ein getakteter Anschluss in Richtung Würzburg und Schweinfurt gewährleistet. Zeitgleich wird an der Ortsumgehung Prosselsheim geplant und gearbeitet, da beide Maßnahmen zwar landkreismäßig geteilt, aber verkehrstechnisch eng verzahnt sein werden.
Wie der aktuelle Stand beider Projekte ist, darüber informierte sich jetzt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) zunächst im Rathaus Prosselsheim und später während einer Fahrt mit der Mainschleifenbahn nach Astheim. Er wolle den Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern, so der Minister, "und in diesem Zusammenhang denkt man auch an stillgelegte Bahnstrecken und eine mögliche Wiederinbetriebnahme". Nachdem bei der Mainschleifenbahn die ersten Hürden bereits genommen seien, machte der Minister den Verantwortlichen in den Landkreisen Kitzingen und Würzburg auch viel Hoffnung auf eine tatsächliche Umsetzung.
Etwa 15 000 Fahrgäste pro Jahr im Tourismusverkehr
Seit 2003 fahre die Mainschleifenbahn im ehrenamtlich betriebenen Tourismusverkehr von Mai bis Oktober jeden Sonntag und im Weinherbst auch jeden Samstag, berichteten Alexander Schraml und Frank Albert, die Geschäftsführer der Mainschleifenbahn-Infrastruktur-GmbH (MIG). Im Schnitt befördere die Bahn pro Jahr bis zu 15 000 Fahrgäste.
Für die neue Nutzung sei im vorigen Monat ein Generalplaner gefunden worden, der im September mit der Grundlagenermittlung beginne. Als erstes werde die 10,7 Kilometer lange Strecke mit all ihren Bauwerken begangen, begutachtet und daraus der Sanierungs- und Optimierungsbedarf ermittelt, so die Verantwortlichen. "Wir gehen jetzt in die Detailplanung", sagte Kitzingens Landrätin Tamara Bischof als Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der MIG. Nun werde man sehen, "welche genauen Kosten auf uns zukommen und welche Fördermittel notwendig sind, um die Mainschleife schnell und umweltfreundlich an den Hauptbahnhof Würzburg anzuschließen".
Die Mainschleifenbahn habe nämlich eine besondere Bedeutung für die Region, um Verkehr von der Straße zu nehmen. Nun hofft die Landrätin, dass durch den Bau der Stammstrecke in München nicht zuviel Geld in den Regionen für derartige Projekte fehle. "Doch unser Ministerpräsident Markus Söder hat versichert, dass das nicht passieren werde", so die Landrätin weiter. Apropos Kosten: Im Frühjahr 2023 startet die MIG die notwendige Kosten-Nutzen-Analyse, die bald in die Ausschreibung gehen wird. Sie ist die Basis für mögliche Fördermittel, die dringend benötigt werden, um die fast elf Kilometer lange Bahnstrecke mitsamt Nebenbauten auf die Beine zu stellen.
Umgehungsstraße: Planfeststellungsverfahren Anfang 2023 ins Auge gefasst
In puncto Umgehungsstraße brachte Falk Piller, Planer im Bauamt des Landratsamtes Würzburg, den Minister, die lokalen Politiker und die anwesenden Mitglieder einer Prosselsheimer Bürgerinitiative auf den aktuellen Stand. Laufe alles glatt, könne schon Anfang nächsten Jahres das Planfeststellungsverfahren in die Wege geleitet und die Umgehung – südlich von Prosselsheim verlaufend – ziemlich zeitgleich mit dem Start der Mainschleifenbahn fertiggestellt sein.
Beides gehöre zusammen, so die Meinung der Planer, der Ausbau der Mainschleifenbahn hänge stark an der geplanten Ortsumgehung Prosselsheim. Beispielsweise entfielen zwei Bahnübergänge über die Staatsstraße 2260, insbesondere die "Sprungschanze" aus Fahrtrichtung Volkach. Der Bahnübergang im Bereich des "Weißen Hauses" entfalle ebenfalls. Der Radweg, der aktuell auf der vielbefahrenen Staatsstraße verläuft, werde durch einen neuen Radweg mit Anschluss an den 2-Franken-Radweg ersetzt.
Warum nur Tempo 50 erlaubt ist
Bei der Fahrt mit der Mainschleifenbahn, die als Freizeitbahn ohne Maskenpflicht gilt, informierte Wolfgang Schramm von der Mainschleifenbahn den Minister und die lokalen Politiker über die Bahn selbst und einige Widrigkeiten. So sei nur Tempo 50 erlaubt, da der Triebwagen (im Bahnjargon als "Schienenmoped" bezeichnet") kaum richtig gefedert sei. Was sich zum Fahrplanwechsel 2026 ändern dürfte, sobald die Bahn aus dem Freizeit- in einen SPNV-Modus wechsle.