
Früher waren Gaffer nur Leute, die herumstanden und glotzten. Nicht schön, aber auch nicht weiter schlimm. Dann kamen die Handykameras und die sozialen Medien, was den Gaffer mutieren ließ. Das Begaffte wird nun online gestellt, auf dass andere Gaffer gaffen können und die Digitalwelt weiter verschmutzt werde. Als es Anfang dieser Woche einen Lasterunfall auf der A 3 bei Rüdenhausen gab, waren sie wieder da, die Gaffer. Zückten die Handys und filmten. Diesmal aber war auch die Autobahnpolizei da. In vier Stunden wurden 80 (geschrieben: achtzig!) Unfall-Filmer entdeckt. Eigentlich müsste man die Gaffer filmen und online stellen. Dann könnten Gaffer Gaffer angaffen.

Das zweite große Thema der Woche kam rasant daher: die Raser. Zunehmend gibt es Beschwerden aus Baugebieten, wie jüngst in Iphofen, über zu schnelles Fahren. Wie sich zudem in dem einen oder anderen Leserbrief zeigte, taucht das Raser-Problem mittlerweile fast so häufig auf wie das Gaffer-Problem. Deshalb wurde der Blitzmarathon erfunden. Es ist immer wieder erstaunlich, dass trotz Ankündigung doch so viele Raser erwischt werden.
Eine besonders schöne Geschichte trug sich in diesem Zusammenhang im Kitzinger Land zu, als die Polizei einen Autofahrer anhielt, der zwar nicht raste, dafür aber mit dem Handy am Steuer hantiert hatte. Wie sich zeigte, hatte er just in dem Moment, als die Polizei ihn ins Visier nahm, eine Nachricht aufs Handy bekommen. Es war eine Warnung von seinem Vater: "Pass auf, heute wird geblitzt!" Da kann man schon mal rasend werden.
Eine Warnung hätten wir auch am Freitag gebraucht – es kam alles zusammen. Tag des deutschen Bieres. Internationaler Tag des Nasebohrens. Sprich-wie-Shakespeare-Tag. Nutze-die-Gelegenheit-Tag. Tag des Kirsch-Käsekuchens. Woher wir das alles wissen? Haben wir gelesen. Denn zufällig war auch noch Welttag des Buches. Mit etwas Geschick konnte man übrigens alles ganz gut auf einmal machen.
Wie immer zum Lesetag der Hinweis auf etwas Zauberei: Schieben Sie den Kirsch-Käsekuchen kurz zur Seite und nehmen Sie das Buch, das Sie gerade lesen. Schlagen Sie Seite 19 auf. Der zweite Satz, der dort steht, verrät Ihnen, wie Ihr Sommer wird. Bei mir ist es: "Hinter der Scheibe erschien die Straße wie immer." Hört sich jetzt nicht sooo spannend an. Aber das täuscht: Wir wissen ja, was auf den Straßen los ist und dass überall Raser und Gaffer lauern.