Am 23. April 1516 erließ Herzog Wilhelm IV. das bayerische Reinheitsgebot. Am "Tag des Bieres" besinnen sich Braumeister bis heute dieses Datums und feiern das älteste, noch immer gültige Verbraucherschutzgesetz. Doch nach feiern ist den Privatbrauereien in der Region im zweiten Jahr der Corona-Pandemie nicht zumute. In den Lagern verdirbt das Fassbier, weil Wirtshäuser seit fast einem halben Jahr geschlossen sind und die Biergärten nicht öffnen dürfen. Vom Lockdown haben vor allem die "Fernsehbiere" profitiert, wie die mittelständischen Brauer die werbestarke Konkurrenz der Konzerne nennen. Die Aussichten am mainfränkischen Bierhimmel sind also alles andere als heiter.
Zum "Tag des Bieres" haben die Brauereien aus dem Maindreieck zum Pressegespräch geladen. Der lose Zusammenschluss der beiden Ochsenfurter Brauereien Kauzen und Oechsner, Düll aus Gnodstadt, Kesselring aus Marktsteft, Wolf aus Rüdenhausen und Düll aus Krautheim zeigt die Verbundenheit, mit der sich die Brauer begegnen. Sie eint das Ziel, sich mit Qualität und Regionalität gegen die Beliebigkeit von Industrie- und Billigbieren zu behaupten. Und sie hoffen gemeinsam, die Corona-Krise gut zu überstehen.
Leichter Zuwachs beim Handel, totale Flaute in der Gastronomie
2020 hat die Pandemie den Brauereien das Frühjahrsgeschäft und die Festsaison verdorben. Doch wenigstens der lange Sommer habe einiges wieder wettgemacht. "Das Jahr war nicht gut", sagt Peter-Michael Himmel, Chef der Marktstefter Kesselring-Brauerei, "doch im Vergleich zu dem, was sich 2021 anbahnt, muss ich 2020 in neuem Licht betrachten." Auf fünf Prozent beziffert Karl-Heinz Pritzl, Seniorchef der Kauzen-Bräu, den Einbruch beim bayerischen Bierausstoß. Die mainfränkischen Brauereien mit ihrer engen Verbindung zur Gastronomie lägen wohl eher darüber. "Der Handel hat leicht zugelegt, aber lange nicht das, was die Gastronomie verloren hat", sagt Dietrich Oechsner. Auch wenn im Lockdown mehr zu Hause getrunken worden sei, Bier sei eben ein geselliges Getränk.
Besonders sorgen sich die Brauereien um die Wirtsfamilien, zu denen sie ein enges und mitunter jahrzehntelanges Verhältnis haben und denen sie vielfach schon mit Nachlässen und Stundungen unter die Arme gegriffen haben. Die Schließung der Gastronomie sei unverhältnismäßig und unfair, so ihr gleichlautendes Urteil. "Alle Gasthäuser haben in ausgeklügelte und wirksame Hygienemaßnahmen investiert; mit einem Handstreich wurde das alles über den Haufen geworfen", sagt Dietrich Oechsner.
Statt in der Gastronomie unter kontrollierten Bedingungen Kontakte zu ermöglichen, hätten sich viele Menschen im Privaten getroffen, meint der Junior-Chef der Kauzen-Bräu, Jacob Pritzl. Ganz zu schweigen von technischen Hilfsmitteln zur Kontaktverfolgung, wie der Luca-App, die lange Zeit von der Politik ignoriert worden seien. "Das Schließen der Gastronomie hat die privaten Treffen befruchtet und dort sind die Infektionen entstanden", vermutet sein Vater Karl-Heinz.
Martin Rank, Küchenchef und Braumeister im Gnodstadter Gasthaus Düll, und Karl Wolf von der gleichnamigen Brauerei in Rüdenhausen mit angeschlossenem Wirtshaus, erleben die Pandemie aus zwei Perspektiven, der des Bierbrauers und der des Gastronomen. Zwar werde das Speisenangebot "to go" vor allem an den Wochenenden sehr rege in Anspruch genommen, das reiche aber bei weiterem nicht aus, um die Verluste aus dem Wirtshausbetrieb auszugleichen, sagt Martin Rank.
Wird Pfingsten das neue Ostern?
Was sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat? "Wir hatten letztes Jahr verhältnismäßig bald eine Perspektive, die Außengastronomie öffnen zu können", sagt Rank. Heuer werde eine mögliche Öffnung von Woche zu Woche weiter verschoben. "Du hängst in der Luft und kannst nichts planen", so Rank. Auch längst eingeplante Investitionen würden erst einmal auf Eis gelegt. "Immer wenn wir geglaubt haben, es könnte wieder losgehen, wurde uns der Stecker gezogen", bestätigt Peter Michael Himmel. "Vielleicht ist Pfingsten jetzt das neue Ostern", so seine Hoffnung.
Es wird ein Leben nach der Pandemie geben. Wie viele Brauereien überleben werden, sei allerdings ungewiss. "Der Verdrängungswettbewerb, dem wir schon seit Jahren ausgesetzt sind, hat noch mal richtig Fahrt aufgenommen", meint Jacob Pritzl. Ermutigend sei dabei, dass die Biertrinker inzwischen lieber zu regionalen Produkten greifen, sagt Peter Michael Himmel. "Der Bezug zur Heimat wird honoriert, das merken wir seit Jahren, und in der Corona-Krise noch mal besonders", so Himmel.
"Wir bekommen unheimlich gutes Feedback von unseren Kunden, Corona hat das noch verstärkt", meint auch Dietrich Oechsner. "Das ist eine Chance, weil auch die Neugier auf unterschiedliche Biertypen gestiegen ist", sagt Karl-Heinz Pritzl. Das Pilsner als verbreitetste Sorte und das Hefeweizen verlieren dabei Anteile zugunsten von dunklen Landbieren, kräftigem Bock oder mildem Hell, das vor allem bei jüngeren Kunden immer besser ankommt. "Die Spezialbiere sind eindeutig auf dem Vormarsch", urteilt auch Martin Rank, "das Bier darf wieder individuell schmecken."
"Es gehört inzwischen zum guten Ton, ein einheimisches Bier anzubieten", hat Dietrich Oechsner festgestellt. Doch dem konsequenten Streben nach Regionalität sind inzwischen ebenfalls Grenzen gesetzt. Bei der Braugerste habe Deutschland inzwischen nur noch eine Eigenversorgungsquote von 80 Prozent, sagt Karl-Heinz Pritzl. Der Rest muss importiert werden. Da falle es auch den mainfränkischen Brauern immer schwerer, Malz aus heimischem Anbau einzukaufen. Zudem schlage sich die CO2-Besteuerung im energieintensiven Braubetrieb massiv auf die Kosten nieder.
Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg bleibe aber die hohe Qualität des heimischen Bieres, ist Karl-Heinz-Pritzl überzeugt. "Es wird dir niemand aus Mitleid ein Bier abkaufen, sondern nur wenn es schmeckt." Aber darum ist dem Kauzen-Chef nicht bang. Dafür sorge allein schon die Konkurrenz zum Wein, gegen den sich das mainfränkische Bier seit jeher behaupten muss. "Dort wo der Wein gut ist, muss das Bier besser sein", sagt Pritzl.
Davon abgesehen sind mainfränkische / bayerische Biere sicher Geschmackssache. Muss nicht jeder mögen.
Wer glaubt, kleine Brauereien sind besser, der irrt gewaltig!
Rufen Sie bei der Brauerei Ihres Vertrauens an und fragen den Braumeister, ob er mit Naturhopfen, Hopfenpellets (sieht aus wie kleine Klowürfel) oder Hopfenextrakt braut. Die beiden letzteren benötigt man für die industrielle Brauweise im geschlossenen System, auf das die allermeisten Brauereien seit den 90er Jahren umstellten. Geht schneller, statt 3 Monate 6 Wochen und bequemer (Convenience Bier). Es "zeichnet sich aus" durch
1. hellere Farbe
2. kleinporigeren Schaum
3. schlechtere Schaumhaltung
4. faderen Geschmack
5. beim Weißbier schmutzige chemische Farbe
Bier aus Naturhopfen hat Bernsteinfarbe!
Ein Biergartenbetreiber aus Ochsenfurt sagte mir, dass eine kleine Brauerei der Region eine Braumaschine kaufte, mit der man auf Knopfdruck 10 Biersorten brauen kann. Weißbier herkömml. brauen wurde hingeg. nur südl. der Altmühl beherrscht (Ausnahme Meysel BT).