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Kitzingen
Demo am Samstag: Laute Rufe nach barrierefreiem Bahnhof in Kitzingen
Barrierefreiheit für den Bahnhof ist in den Plänen der Bahn nicht vorgesehen. Gut 100 Menschen folgten deswegen dem Aufruf des VdK und demonstrierten. Von der Bahn war keiner da.
'Barrierefreier Bahnhof – jetzt' forderten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer vom VdK organisierten Demonstration.
Foto: Gerhard Krämer | "Barrierefreier Bahnhof – jetzt" forderten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer vom VdK organisierten Demonstration.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:45 Uhr

"Wir sind hier, wir sind laut, denn der Bahnhof ist verbaut", skandierten die Demonstranten und Demonstrantinnen. Gut 100 waren es dann – am Bahnhof gestartet – am Landwehrplatz. Einige, wie Seniorinnen mit Rollatoren, reihten sich auf Höhe der Bundesstraße 8 in den Zug ein. Mit dabei auch Abgeordnete aus Bundes- und Landtag sowie Vertreter aus dem Bezirks- und Kreistag sowie dem Stadtrat. Auf dem Weg wies Max Michelsen immer wieder auf Stolpersteine und neuralgische Punkte wie Stufen oder unebenes, holpriges Kopfsteinpflaster hin.

Vdk-Präsidentin Verena Bentele war krank und konnte nicht dabei sein

Mit dabei wollte auch die VdK-Präsidentin Verena Bentele sein. Die hatte jedoch am Abend zuvor krankheitsbedingt absagen müssen. Für ihren Besuch war auch schon der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Kitzingen vorbereitet gewesen, weswegen Oberbürgermeister Stefan Güntner dem VdK-Bezirksgeschäftsführer Carsten Vetter die Aufgabe ans Herz legte, Verena Bentele in die Kreisstadt zu holen.

'Barrierefreier Bahnhof – jetzt' forderten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer vom VdK organisierten Demonstration.
Foto: Gerhard Krämer | "Barrierefreier Bahnhof – jetzt" forderten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer vom VdK organisierten Demonstration.

Vetter überbrachte die Grüße von Verena Bentele, die sich wünsche, dass die Bilder von dieser Veranstaltung weit gestreut würden. Seit vielen Jahren kämpfe der VdK für Barrierefreiheit. Vetter erinnerte an ein Treffen mit der Bahn im Jahr 2009 in Kitzingen. "Danach passierte wenig", zog Vetter die traurige Bilanz.

"Große Worte, aber die Taten folgten leider nicht."
Astrid Glos über Seehofers Ankündigung, dass die bayerischen Bahnhöfe bis 2023 barrierefrei sind

Vertreter der Bahn glänzten bei der Veranstaltung durch Abwesenheit, was nicht nur die Bürgermeisterin und Integrationsbeauftragte Astrid Glos bedauerte. Denn der Kitzinger Bahnhof tauche immer noch nicht in der Ausbauliste der Bahnhöfe für die Ertüchtigung in Sachen Barrierefreiheit auf. "Er ist ein Paradebeispiel für nicht gelebte Barrierefreiheit", ärgerte sich Glos.

Das Wollen von der Bahn fehlt

Zwar wurden kleine Hürden schon immer durch den Bauhof unbürokratisch erledigt, lobte Glos. Doch die größeren bräuchten Realisierungswettbewerbe oder – wie am Bahnhof – brauche es "das Wollen", insbesondere seitens der Bahn. Vollmundig habe der frühere Ministerpräsident Horst Seehofer von barrierefreien Bahnhöfen und insgesamt von Barrierefreiheit in Bayern in den Jahren 2020 bis 2023 gesprochen. "Große Worte, aber die Taten folgten leider nicht." Deshalb bat Glos alle anwesenden Vertreter aus dem Bundes- und Landtag, sich für die zeitigen Ausbau stark zu machen.

Auch Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner will rasch einen barrierefreien Bahnhof.
Foto: Gerhard Krämer | Auch Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner will rasch einen barrierefreien Bahnhof.

Täglich gebe es am Kitzinger Bahnhof etwa 2300 Ein- und Ausstiege. Dies bedeute für alle Reisenden, die Treppen zu überwinden, um die Gleise 2 und 3 zu erreichen – von Müttern oder Vätern mit Kinderwägen, Radfahrern, Menschen mit schwerem Gepäck, Rollstuhlfahrern, älteren Menschen oder von Menschen mit körperlicher Behinderung. Deshalb sei rasches Handeln notwendig. Das Zauberwort heiße hier nicht nur "Bitte, sondern: Bitte dringend".

Schon kleine Dinge können helfen

Dem konnte sich auch die Stimmkreisabgeordnete Barbara Becker in ihrer Rede am Landwehrplatz anschließen. Sie hatte zweieinhalb Tage im Wohnmobil am Bahnhof verbracht, um mit den Bahnkunden ins Gespräch zu kommen. Schon kleinere Dinge könnten Abhilfe schaffen, habe sie durch Gespräche erfahren. Ein U-Profil auf der Treppe für Räder oder die Verlegung des Haltepunktes in einer Richtung auf Gleis 1 seien einige Punkte.

Was nütze der beste ÖPNV, wenn die Bahnsteigkante das Hindernis sei, fragte stellvertretender Landrat Robert Finster. Der Bahnhof in Kitzingen sei von zentraler Bedeutung, sagte Finster – und fordert einen sofortigen Ausbau.

'Barrierefreier Bahnhof – jetzt' forderten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer vom VdK organisierten Demonstration und zogen etwa eine Stunde lang durch Kitzingen.
Foto: Gerhard Krämer | "Barrierefreier Bahnhof – jetzt" forderten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer vom VdK organisierten Demonstration und zogen etwa eine Stunde lang durch Kitzingen.

Das möchte auch Kitzingens OB Stefan Güntner. Schließlich gestalte die Stadt das Umfeld des Bahnhofs. Eigentlich wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, wenn die Bahn zwischen Neustadt an der Aisch und Würzburg Gleise erneuere. Hier stehe sich aber die Bahn mit ihren unterschiedlichen Zuständigkeiten im Konzern selbst im Weg.

 
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  • K. K.
    Da laufen doch unsere weltrettenden Politiker durch die ganze Welt und predigen jedem wie die Menschenrechte einzuhalten sind.
    Im eigenen Land, direkt vor der Haustüre sind sie aber nicht in der Lage solche kleinen Probleme zu bereinigen.
    Oder gelten diese Menschenrechte für die eigene Bevölkerungnicht? Vielleicht ist aber auch die Publicity für solch banale Kleinigkeiten zu gering.
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  • P. v.
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    Ich wüsste gerne wie massiv und öffentlichkeitswirksam Frau Becker bei ihrer Partei, der CSU aufgetreten ist, um die Situation zu verbessern. Da sieht und hört man nichts. Aber mit Schildchen durch Kitzingen laufen. Ich nenne das billige Wahlkampfpropaganda. Die CSU sitzt in München in der Regierung und könnte viel ändern. Dort kann Becker aber nichts bewirken. Sie ist schwach. Ich werde sie nicht wählen.
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  • P. v.
    Wer hat in den letzten ca 20 Jahren den Oberbürgermeister gestellt!!
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  • E. H.
    ja da laufen einige von der CSU mit. Ich frage mich nur, von welcher Partei der Verkehrsminister in den letzten Jahrzehnten gestellt wurde. Da hat sich viele Jahre nichts bewegt.

    Hat man sich nicht getraut, dem eigenen Minister Druck zu machen ??. Was soll man daher von der Aktion - die aus Sicht der Betroffenen und Leitragenden absolut berechtigt ist - also halten ??
    Richtig: nächstes Jahr sind Landtagswahlen und wer sitzt in München an der Macht ?? Pures Wahlkampfgedöns
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