
Die mehrstöckigen Torten, die bunten Salate: Beim Anblick der Fotos auf der Homepage wird einem warm um den Magen und klar, woher das Genusshaus in Iphofen seinen Namen hat. Im März 2022 – Corona war gerade überwunden – hat es am Marktplatz seine Pforten geöffnet. Nach nicht einmal drei Jahren wird es Ende 2024 schließen.
Der Vorhang fällt ohne großes Spektakel. Eine etwas kryptische Annonce auf der letzten Seite des städtischen Mitteilungsblatts, ein paar dürre Sätze, ein Dank an die Leute. "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir unser Genusshaus Ende des Jahres, so wie Sie es kennen, schließen werden", schreiben die Betreiber Lisa Berger und Heiko Kolb. "Ganz herzlich" bedanken sie sich für die Treue und das Vertrauen.
Bis März 2025 bleibt zumindest der Laden geöffnet
Eine Gesprächsanfrage dieser Redaktion ließ Lisa Berger unbeantwortet. Der Zusatz "So wie Sie es kennen" deutet darauf hin, dass zumindest der Laden noch bis Ende März geöffnet bleibt. Imbiss und Café aber werden ab Januar dicht sein.
"Wir als Stadt bedauern natürlich die Schließung", sagt Bürgermeister Dieter Lenzer zu Wochenbeginn, als das Ganze kurz Thema im Stadtrat ist. Einen "nahtlosen Übergang" wünscht sich Otto Kolesch an dieser prominenten Stelle. Es gehe, sagt er, auch um Iphofens Image.
Die Stadt hat Millionen in die Sanierung des Gebäudes gesteckt. Jahrzehntelang war darin über zwei Etagen das Kaufhaus Stöhr untergebracht. Kurz vor Corona machte es der Enkel des einstigen Gründers dicht und verkaufte das marode Anwesen der Stadt. Die entschied sich – nach langer und kontroverser Debatte im Stadtrat – für eine große Sanierungslösung, überwarf sich zwischenzeitlich mit den Planern, geriet immer weiter in Zeitverzug und schaffte Anfang 2022 dann doch noch das Happyend.
Im alten Kaufhaus gibt es regionale und saisonale Genüsse
Von Anfang an stand das Genusshaus auf zwei Beinen: dem Laden mit regionalen Spezialitäten und dem großzügigen Gastronomiebereich mit wechselnder Tageskarte, Kaffee und Kuchen. Heiko Kolb verstand sein Handwerk als Koch und Caterer, Lisa Berger war die charmante Gastgeberin im Café. Die Idee beschrieb sie damals so: "Wir wollen Regionales und Saisonales mit dem gewissen Etwas auf den Teller bringen."

Aber das Konzept ging letztlich nicht auf. Schon zwischendurch gab es immer wieder Gerüchte und Spekulationen. Es ging um Öffnungszeiten und am Ende auch um das Angebot im Laden. Von einem üppigen Genussreich hatte der frühere Bürgermeister Josef Mend geträumt, seitdem die Stadt im Jahr 2001 erstmals Gastgeberin der Fränkischen Feinschmeckermesse gewesen war. Mehr Auswahl, ein größeres Sortiment hätte sich Zweiter Bürgermeister Hans Brummer gewünscht, wie er jetzt im Stadtrat anmerkte.
Bürgermeister Lenzer gibt sich "zuversichtlich", dass sich an diesem "guten Standort" eine saubere Nachfolgelösung ergibt und bald wieder ein Pächter zur Verfügung steht. Vielleicht sei der Wechsel auch eine Chance. Mit einem Interessenten ist die Stadt bereits im Gespräch, Details nennt Lenzer nicht. Es wird noch etwas dauern, bis dort im neuen Jahr wieder mehrstöckige Torten und delikates Essen zu finden sind.
"Irgendwie ähnelt das Angebot dem was es früher in der Iphöfer Vinothek gab. Schlecht war das nicht, aber die Vinothek mit Bistro öffnet ja auch wieder mit neuer Pächterin.
Gibt es dann ein fast identisches Angebot in einem Abstand von 200m? Da wird sich manch ein Touri wundern wenn er schon nach einem Schoppen doppelt sieht."
Ohne ganz neues Konzept wird es sicher auch mit neuen Pächtern nicht funktionieren.