Für einen Moment blieb Peter Grieb die Spucke weg. Der Koordinator des Tierheim-Neubaus in Kitzingen bekam eine Nachricht, die alles andere als gut war für den Blutdruck. Vor der Grundsteinlegung musste – das ist vorgeschrieben - noch einmal der Kampfmittelräumdienst das Gelände an der Großlangheimer Straße untersuchen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt: Befinden sich Bombenblindgänger, Granaten, Panzerfäuste oder Patronenmunition im Boden?
Dann der Schreck: Über 140 Verdachtsfälle wurden von einer Spezialfirma ausgemacht. Wie schlimm ist es? Diese bange Frage hing zwei Tage im Raum, ehe nach näherem Hinschauen Entwarnung kam: Alles halb so wild, den befürchteten Bombenfund gab es nicht.
Das Aufatmen bei den Tierfreunden war entsprechend groß. Und vor allem: Der Zeitplan steht, es kommt zu keinen weiteren Verzögerungen. Das ehrgeizige Ziel: Noch 2024 will das Tierheim nach Möglichkeit öffnen. Nachdem Anfang dieses Jahres auch die endgültige Finanzierung geklärt worden ist, soll nun im März der Spatenstich erfolgen.
Peter Grieb, zweiter Vorsitzender des Kitzinger Tierschutzvereins und als Projektleiter zuständig für den 3,2 Millionen Euro teuren Tierheim-Neubau, rechnet damit, dass schon bis Oktober der Neubau stehen könnte. Möglich ist dies, da mit vorgefertigten, standardisierten Bauteilen gearbeitet wird. Die Rückendeckung ist dabei so groß wie noch nie: "Seitdem sich rumgesprochen hat, dass wir endlich in die Umsetzung kommen, merkt man nochmal eine größere Solidarität", freut sich Grieb.
Schon beim Radwegbau wurden zwei Bomben gefunden
Der zwischenzeitliche Schreck ist inzwischen auch überwunden. Die Befürchtungen, die eine oder andere Bombe zu finden, waren alles andere als abwegig: Zuletzt hatte es bei einem Radwegbau in der Nähe gleich zwei Bombenfunde gegeben. Der Grund ist klar: In Sichtweite befindet sich der Kitzinger Flughafen. Es fanden sich über die Jahre viele gefährliche Zeugen der Vergangenheit im Boden der rund 450 Hektar, die einst von der US-Army in Kitzingen genutzt wurden und 2007 an die Bundesrepublik übergingen.
Hauptproblem waren und sind dabei Bomben, die alliierte Flieger zum Ende des Zweiten Weltkriegs über Kitzingen abgeworfen hatten – vor allem im Bereich der Harvey Barracks. In den Jahren danach ging es darum, das Areal möglichst bomben- und schadstofffrei zu bekommen. Dazu wurden Luftbilder ausgewertet, Zeitzeugen befragt, geschichtliche Aufzeichnungen abgeklopft – und natürlich gab es immer wieder Vor-Ort-Untersuchungen.
Der Flugplatz war bevorzugtes Ziel der Alliierten
Die Harvey Barracks stachen deshalb heraus, weil sie auch schon während der Nazi-Zeit als Flugplatz genutzt wurden. Deshalb luden die Alliierten Tausende Sprengkörper über der Fläche ab. Weniger brisant waren seinerzeit die Verhältnisse in der Larson-Kaserne, dort fanden sich gerade einmal um die zehn Bomben-Verdachtsfälle.
Die Bomben waren dabei nicht das einzige Problem. Untersucht wurden vor dem Verkauf an die privaten Investoren auch Bereiche, wo Schadstoffe im Boden vermutet werden. Beispielsweise in den Harvey Barracks, wo bis 1920 eine Farbenfabrik gestanden hatte. Hier wurde der Boden durch Probebohrungen auf wassergefährdende Stoffe geprüft.
Untersucht wurden damals auch alle Wohnbauten der US-Armee, etwa in der Marshall-Heights-Siedlung. Hier ging es um mögliche "Wohngifte". Die Altlasten-Fahndung war alles andere als billig. Gut 500.000 Euro verschlang alleine die Untersuchung der Harvey Barracks, wie damals die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben meldete, über die der Verkauf der Flächen lief.