In ihren Prospekten werben Supermärkte und Discounter mit Steaks und Bratwürsten. Zwei Schweinenacken für 2,99 Euro. Stephan Jamm berechnet dafür mehr als das Doppelte. Er ist Inhaber der Metzgerei Deininger in Markt Einersheim (Lkr. Kitzingen) und muss seinen Kundinnen und Kunden derzeit beibringen,dass die Preise gestiegen sind. So wie ihm geht es derzeit vielen Metzgerinnen und Metzgern.
Um uns herum steigen alle Preise, sagt Lars Bubnick, Geschäftsführer des Landesinnungsverbands für das bayerische Fleischerhandwerk. Sämtliche Produkte im Einkauf, Strom und Mieten – dafür müssen die Metzgereien mehr bezahlen als noch vor einem Jahr. Die Folgen für die Kundschaft: Für Fleisch und Fleischwaren mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im März 3,9 Prozent höhere Preise akzeptieren als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Im April stieg die Teuerungsrate in diesem Segment auf 10,9 Prozent. Das hat das Bayerische Landesamt für Statistik berechnet.
Metzgermeister Jamm: "Den Preiskampf kann man nicht gewinnen"
Betrachtet man die Fleischsorten im Detail, fällt auf, dass die Preise für manche Schweinefleisch-Produkte sanken. Das Schnitzel kostete im März 1,3 Prozent weniger als im Vorjahr, der Schweinebraten sogar fünf Prozent weniger. Wie kann das sein? Schließlich sind die Einkaufspreise für Schweinefleisch für Metzgerei-Inhaber Jamm und andere Selbstständige in den vergangenen Wochen und Monaten extrem gestiegen. Die Erklärung: In der Statistik sind auch die Preise erfasst, die Supermarktketten aufrufen. "Den Preiskampf kann man nicht gewinnen", sagt der Metzgermeister mit Blick auf die Angebote der Discounter.
"Supermärkte berechnen ihre Preise im Vergleich zu Metzgereien ganz anders", erklärt Daniela Krehl, Referentin für Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Bayern. Aldi, Lidl, Netto und andere Ketten im Lebensmittel-Einzelhandel setzten auf Mischkalkulationen. Der Verbraucherschützerin zufolge rechnen die Supermärkte und Discounter fest damit, dass der Kunde nicht nur das Schweinesteak im Sonderangebot kauft, sondern auch noch eine Flasche Cola, Ketchup oder Klopapier mit auf das Band auf der Kasse legt. "Aus Sicht des Supermarkts erledigt der Kunde im besten Fall seinen ganzen Wocheneinkauf dort, weil er das Fleisch dort am günstigsten bekommt", sagt Krehl.
Aldi Süd und Lidl äußern sich nicht zu etwaigen Mischkalkulationen
Auf die Anfrage dieser Redaktion äußerten sich Aldi Süd und Lidl nicht zu etwaigen Mischkalkulationen. Beide Supermarktketten teilen mit, dass man Kundinnen und Kunden das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis bieten wolle. Netto und Penny ließen die Anfrage gänzlich unbeantwortet.
Es gibt zwar Gesetze gegen Preisunterbietung, sie nützen den Metzgereien aber wenig. Eine "unbillige Behinderung" von Konkurrenten liegt bei Lebensmitteln nur vor, wenn Unternehmen die Ware unter dem Preis anbieten, den sie selbst bezahlt haben. "Das Gesetz verhindert extreme Lockangebote, aber die Mischkalkulation ist trotzdem möglich, solange der Einkaufspreis nicht unterschritten wird", sagt Krehl.
Geschäftsführer des Fleischerverbands: "Man muss nicht jeden Tag Fleisch essen"
Wer lediglich Salami, Steak, Rouladen und andere Fleisch- oder Wurstwaren verkauft, kann so aber nicht rechnen, gibt Lars Bubnick vom Dachverband der Innungen zu bedenken. Regionalität und das Wohl der Tiere stünden bei Umfragen unter Verbraucherinnen und Verbrauchern hoch im Kurs. "Trotzdem fahren viele zum Discounter, anstatt beim Metzger im eigenen Ort einzukaufen, weil es günstiger ist", sagt er.
"Die Zeiten für billiges Fleisch sind aber vorbei. Es hat seinen Preis und den muss es auch haben", so Bubnick. Natürlich könne er verstehen, dass die Leute sparen wollen. Dem Geschäftsführer des Landesinnungsverbands für das bayerische Fleischerhandwerk zufolge ist der jüngste Anstieg der Fleischpreise auf denPreisanstieg für Futtermittel und Energie in Folge des Kriegs in der Ukraine zurückzuführen.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Klimawandel, verbunden mit den fortlaufenden Appellen, auf Fleisch zu verzichten. "Auch wir sagen inzwischen: Man muss nicht jeden Tag Fleisch essen. Lieber maßvoll, dafür gut", so Bubnick.
Metzger Jamm zahlt etwa 2,50 Euro im Einkauf für 460 Gramm Schweinenacken
Der Markt Einersheimer Metzger Stephan Jamm will nicht über den Preisdruck jammern. Der sei ohnehin nicht zu ändern. Stattdessen will er erklären, wie sich seine Preise zusammensetzen. Das Schweinefleisch in Jamms Geschäften kommt von Tieren aus dem Steigerwald. Von der Aufzucht über die Schlachtung bis in seine Verkaufstheke soll die Ware einen möglichst kurzen Weg zurücklegen.
Heruntergebrochen bezahlt der Metzgermeister im Einkauf ungefähr 2,50 Euro für die Menge an Schweinenacken, die dem Gewicht der Aldi-Steak-Packung (460 Gramm) entspricht. Dann muss das Fleisch geschnitten, geklopft und mariniert werden. Seine insgesamt 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hauptgeschäft und einer Filiale wollen bezahlt werden, die Verpackung kostet Geld, Mehrwertsteuer und etliche andere Kostenpunkte sind auch noch fällig.
Metzgerei muss für zwei Schweine-Steaks über sechs Euro verlangen
Neben der Regionalität, will der Handwerksbetrieb mit einer Marinade nach eigener Rezeptur punkten, außerdem kann er beim Zuschnitt der Steaks Kundenwünsche berücksichtigen. Am Ende muss er von seinen Kundinnen und Kunden knapp über sechs Euro für das Schweinefleisch verlangen, während zeitgleich bei Aldi Süd die abgepackten Steaks für 2,99 im Kühlregal liegen. In beiden Fällen hatte das Schwein im Stall mindestens zehn Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben – das entspricht Haltungsform 2.
"Die Preisunterschiede sind im Moment besonders krass", sagt Verbraucherschützerin Krehl. Das liege auch an den langfristigen Verträgen, die Supermarktketten mit ihren Zulieferern vereinbaren. Die Einkaufspreise für viele Lebensmittel, die jetzt in den Verkauf kommen, wurden vor einem viertel Jahr ausgehandelt. "Das war vor dem Krieg in der Ukraine", macht die Expertin deutlich. Deshalb könnten die Ketten auch jetzt noch vergleichsweise günstig Schweinefleisch anbieten.
Preisunterschiede zwischen Metzgerei und Discounter könnten bald geringer werden
Stephan Jamm dagegen erfährt die Einkaufspreise immer freitags für die darauffolgende Woche. Anfang April musste er seine Verkaufspreise zuletzt erhöhen. Andere Metzgereien reagierten ebenso. Verbraucherschützerin Daniela Krehl geht fest davon aus, dass Aldi, Lidl und Co. in den kommenden Wochen mit den Preisen nachziehen werden. "Teilweise haben sie das angekündigt, teilweise haben sie das auch schon getan", sagt die Expertin. Der Preisunterschied zwischen Supermarktketten und Handwerksbetrieben würde folglich sinken.
Noch halten viele Kundinnen und Kunden dem Metzger aus Markt Einersheim die Treue. Ganz abschätzen lassen sich die Folgen der Preiserhöhung Jamm zufolge aber noch nicht: "Wenn der eine oder andere Stammkunde nicht mehr oder nicht mehr so oft kommt, bemerkt man das erst mit ein paar Wochen Verzug."
Das tragische ist: Deren Speicher sind derzeit übervoll, aber sie werden diese Mengen nicht mehr los, weil die Häfen blockiert sind. Die Mengen sind so gigantisch, dass man die nur per Schiff wirtschaftlich transportieren kann. Damit fällt einer der weltweit größten Produzenten aus, was in der Folge auch die Preise enorm ansteigen lässt.
Doch, wenn man sich ehrlich macht: Zwischen einem Steak vom Discounter, und einem deutlich teureren vom Metzger, gibt es i.d.R. einen himmelweiten Unterschied, was die Qualität anbelangt! Lieber zwei mal in der Woche ein gutes Stück Fleisch auf dem Teller, als sieben Mal die Woche eine zähe Schuhsohle...
Bei vielen steht heute jeden Tag (teilweise zweimal) Fleisch auf dem Speiseplan, das so minderwertig ist, dass es selbst den Discounter-Preis nicht Wert ist.
und könnte für den Preis fast ein Tagesessen in einer Gaststätte bekommen.
Ich kaufe meine Hausmacher, mein Fleisch, meine Wurst alles bei meinem Hausmetzger,
Der ist nicht teurer geworden??
Oder macht MP wieder mal Wirbel um nichts...?
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
Metzger dürfen nicht mehr selber schlachten. Das hat die Lobby der Lebensmittelindustrie bei der EU durchgesetzt. Nur noch EU-zertifizierte Schlachthöfe dürfen das.
Tiere müssen kilometerweit vom Erzeuger zum Schlachthof gekarrt werden.
Es gibt zum Glück noch im weiteren Landkreis einen Metzgerbetrieb, der für irres Geld ein eigenes Schlachthaus errichtet hat, weil es seine selbst aufgezogenen Rinder nicht weit transportieren wollte. Hochachtung für diesen Betrieb. Die Qualität ist sagenhaft. Aber das ist eben ein bisschen teurer wie der Industriemüll bei den Discountern. Die angeblichen Haltungsformen kann ich als Verbraucher nicht kontrollieren. Beim Metzger meines Vertrauens kann ich das. Und nur da kaufe ich ein.
Und bitte nicht wieder diese alte Leier, "das können sich viele nicht leisten". Das Netflix-abo oder den Handyvertrag können diese Mitbürger sich auch leisten.
Nee dann doch beim Fachmann der mit Messern umgehen kann kaufen
Handwerk hat goldenen Boden