Als sich Peter Sterk im Verkehrsausschuss des Landkreises im Kitzinger Landratsamt am Montag zu Wort meldete, hatten sich viele schon die Köpfe heiß geredet. Eine Stunde dauerte sie bereits, die Diskussion wegen des A-3-Ausbaus. Es ging um den drohenden Dauerstau und das absehbare Verkehrs-Chaos rund um Kitzingen, da Anfang Dezember gleich mehrere Brücken bei Groß- und Kleinlangheim abgerissen werden. Was bedeutet: Eine empfindliche Nord-Süd-Verbindung wird gekappt.
Dass trotz der vorangegangenen Krisenmodus-Stunden noch einmal alle bei der Wortmeldung des Großlangheimer Bürgermeisters aufhorchten, lag an dessen vehementem Auftreten. Er appellierte. Er gestikulierte. Er flehte fast, um seiner Botschaft Gehör zu verschaffen. Und die lautet: Für die jetzt schon überlastete Kreuzung in Kitzingen neben Franken Guss, wo die Straße von Großlangheim her auf die Staatstraße trifft, müsse dringend eine Umleitungsstrecke her. Eine Umleitung, die es längst gibt und die geradezu auf der Hand liegt: die sogenannte Panzerstraße durch den Wald. Also: Macht den Weg doch bitte frei!
Die Straße scheint tatsächlich wie gemalt, um die neuralgische Kreuzung zu umgehen: Von Großlangheim kommend geht es zu Beginn des Industrieparks ConneKT nach rechts weg, führt gut zwei Kilometer durch den Wald und stößt auf die Staatsstraße, die von Kitzingen nach Volkach in Richtung Autobahnauffahrt führt. Oder anders ausgedrückt: Eine "geheime" Verbindung von der Staatsstraße 2272 zur Staatsstraße 2271.
Zwei "brückenlose" Jahre und die Umleitungs-Folgen
In den kommenden beiden "brückenlosen" Jahren kommt der Strecke zwischen Kitzingen und Großlangheim als Umleitung eine immense Bedeutung zu. Die Idee, über die Panzerstraße auszuweichen, war bereits ein paar Tage zuvor im Großlangheimer Gemeinderat aufgekommen und für gut befunden worden. Jetzt, da die Autobahn-Bauherren und Fachplaner des Kreises im Landratsamt zusammengekommen waren, warb Sterk noch einmal dringend und eindringlich dafür, die Panzerstraße in den großen Umleitungsplan, der momentan ausgebrütet wird, unbedingt mit einzubeziehen und sich für diese mögliche Lösung stark zu machen.
Die Straße ist da, der Bedarf ist da – dummerweise ist aber auch ein Problem da. Wie der Name schon sagt, rollte dort einst Kriegsgerät. Gebaut in den 1980er Jahren, besteht die Straße einfach nur aus Betonplatten. Über sie ging es zum Panzerübungsplatz, der rund 7,3 Hektar umfasst und sogar ein Phantomdorf für möglichst realistische Übungen der US-Army beinhaltete. Nachdem die Streitkräfte Kitzingen verlassen hatten, gingen Grund und Boden an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die im Auftrag der Bundesrepublik genau solche Konversionsflächen meistbietend verkauft.
Klares Signal von der Bima: Panzerstraße wird keine Ausweichstrecke
Damit ist klar: Die Bima muss einer Öffnung zustimmen. Was, nach dem bürgermeisterlichen Appell, der auch in dieser Redaktion nachhallte, zu einer Presseanfrage in Bonn führte, wo die Bima ihren Sitz hat. Im Mittelpunkt der Anfrage stand genau die entscheidende Frage: Kann die Panzerstraße in der betreffenden Autobahn-Bauzeit als Ausweichstrecke genutzt werden?
Die Antwort kam ebenso prompt wie eindeutig: ein klares Nein. Aktuell gelte: Der betreffende, gut zwei Kilometer lange Abschnitt sei nicht für den öffentlichen Verkehr freigegeben, weshalb auch Durchgangsverkehr nicht gestattet ist. Es sei "perspektivisch vorgesehen, die Straße gemeinsam mit den angrenzenden Bereichen zu veräußern". Und dann der entscheidende Satz: "Aus Verkehrssicherungs- und Haftungsgründen ist eine Öffnung für den öffentlichen Verkehr nicht möglich. Somit kann die sogenannte Panzerstraße nicht zur Umfahrung der Sperrungen im Zusammenhang mit dem A3-Ausbau genutzt werden."
Als dieses Nein schließlich bei einem informellen Gespräch der Redaktion den Großlangheimer Bürgermeister erreicht, zeigt der sich fassungslos. "Das kann ich nicht verstehen", betont er und ist überzeugt, dass die Bima "von dem Leidensdruck vor Ort" schlichtweg keine Ahnung habe.
Klein beigeben will er deshalb aber nicht: Die Bima müsse sich darauf besinnen, dass sie "für uns alle arbeitet". Das Nein sei geradezu "leichtfertig". Und genau deshalb will Peter Sterk weiterkämpfen: appellierend, gestikulierend – und wenn es sein muss auch flehend.
Und ... war da nicht noch eine Schranke? Die verschwinden ja manchmal wie von Geisterhand ...
Auch pragmatische Lösungen taugen manchmal.