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Geiselwind
Aus für das Kletterstudio Geiselwind: Bergfreunde müssen jetzt bis Würzburg oder Schweinfurt fahren
Klein, aber fein und sehr familiär: Dafür schätzten seine Gäste das Kletterstudio in Geiselwind. Die Vorsitzenden erklären, warum die Trainingshalle dennoch keine Zukunft hat.
Originell: Dieser selbst gebauter Anzeiger wies auf das Geiselwinder Kletterstudio hin. Detlef Schmitt (links) und Stefan Rückel vom Verein räumen es nun aus.
Foto: Andreas Stöckinger | Originell: Dieser selbst gebauter Anzeiger wies auf das Geiselwinder Kletterstudio hin. Detlef Schmitt (links) und Stefan Rückel vom Verein räumen es nun aus.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Das Kletterstudio in Geiselwind galt einst als Vorreiter in Sachen Klettersport. Bereits Mitte der 90er Jahre entschloss sich eine Gruppe Berg- und Kletterbegeisterter, in der Steigerwaldgemeinde eine Kletterwand drinnen zu errichten. In einer früheren Scheune mitten im Ort bauten sie Kletterwände ein, und wurden so zur Anlaufstelle vieler Freunde dieser Sportart.

Das war ab 1993, lange bevor das Klettern und Bouldern boomte. Trainingshallen dafür gab es damals kaum in der Umgebung kaum – mit Ausnahme von Nürnberg. Jetzt ist Schluss damit, der Verein entschied sich, das Kletterstudio zu schließen und die Einrichtung abzubauen.

Vorsitzende haben viel Zeit in die Kletterhalle gesteckt

Eine Portion Wehmut ist schon spürbar, wenn sich Stefan Rückel und Detlef Schmitt dieser Tage in der umgebauten Halle in Geiselwind umschauen. Nach rund 30 Jahren schließt die beliebte Freizeiteinrichtung, in die nicht nur die beiden vom Vorstand des Vereins viel Zeit und Herzblut gesteckt haben –  und viel Spaß hatten. "30 Jahre, das steckt man nicht einfach mal so weg", blickt Rückel auf. Es steht noch nicht fest, ob sich auch der Verein auflösen wird, der als Sektion zum Deutschen Alpenverein Würzburg (DAV) gehört.

Blick in die zehn Meter hohe umgebaute Scheune, die 30 Jahre als Kletterstudio in Geiselwind genutzt wurde.
Foto: Andreas Stöckinger | Blick in die zehn Meter hohe umgebaute Scheune, die 30 Jahre als Kletterstudio in Geiselwind genutzt wurde.

Der Entschluss, aufzuhören, fiel zum einen, weil der benachbarte Besitzer der Scheune, in dem das Studio ist, selbst bauen will. Für den Verein hätte das bedeutet, dass man unter anderem die Heizung und die Toiletten aus dem Nebengebäude in der großen Halle einrichten müsste. Das Ganze wäre mit einigem Aufwand verbunden, finanziell wie handwerklich. Auch wenn der DAV unterstützen würde.

"Wir sind zum Großteil um die 60, haben keine Jugendgruppe. Das war uns zu unsicher."
Vorsitzender Detlef Schmitt über eine Investition

Dass der Vermieter baue, habe die generelle Frage befeuert, wie es einmal weitergehen solle mit der Kletterhalle, gab Vorsitzender Detlef Schmitt zu. Der Deutsche Alpenverein habe als Auflage einer finanziellen Unterstützung zum Umbau gemacht, so Schmitt, dass die Sektion in Geiselwind den Betrieb dort in den nächsten 15 bis 20 Jahre garantiere.

Noch stehen einige Teile der Einrichtung in Geiselwind. Im Bild Detlef Schmitt (links) und Stefan Rückel
Foto: Andreas Stöckinger | Noch stehen einige Teile der Einrichtung in Geiselwind. Im Bild Detlef Schmitt (links) und Stefan Rückel

"Wir sind zum Großteil um die 60, haben keine Jugendgruppe. Das war uns zu unsicher", so Detlef Schmitt, der von Anfang an dabei ist. Der Gerolzhöfer stieß dazu, als er einst als aktiver Fußballer aufhörte und einen anderen Sport suchte. "Damals bin ich hier hängengeblieben."

Harter Kern betrieb das Studio ehrenamtlich

Stefan Rückel, ein Geiselwinder, gehörte zum harten Kern von rund 25 Personen. Sie betrieben das Studio ehrenamtlich, drei bis viermal die Woche war offen, auch sonntags. Nicht nur Anfänger schätzten die Möglichkeit, an den zehn und sechs Meter hohen Wänden, an Überhängen und anderen extra eingebauten Stücken zu üben. "Bei uns war immer jemand da, der den Sportler sichern konnte."

Der Eingang zur kleinen Kletterhalle in Geiselwind.
Foto: Andreas Stöckinger | Der Eingang zur kleinen Kletterhalle in Geiselwind.

Gerade als Attraktion für Kindergeburtstage sei das Kletterstudio oft gebucht gewesen, neben dem Feiern konnten die Kleinen kraxeln und sich ausprobieren. Manche Gruppen, etwa aus Internaten, kamen regelmäßig. Auch sonst "brummte" es vor allem in den ersten Jahrzehnten, die Halle wurde zum beliebten Treff.

Fotos an der Wand zeigen Touren und eine Expedition zum Coto Paxi

Der harte Kern des Vereins machte Ausflüge, ging zum Klettern in die Berge, wagte zum Teil große Touren. An einer Wand in der Halle hängen noch die Fotos, etwa von der Expedition 1998 nach Südamerika, zum Coto Paxi, einem Sechstausender in Ecuador. Unvergessene Erlebnisse, nicht nur für Detlef Schmitt und Stefan Rückel.

Die Griffe schraubt Detlef Schmitt von einer der  Kletterwänden in Geiselwind.
Foto: Andreas Stöckinger | Die Griffe schraubt Detlef Schmitt von einer der Kletterwänden in Geiselwind.

Mit dabei im Verein und auf einigen Touren war auch Geiselwinds Bürgermeister Ernst Nickel. "Es ist schade, dass es geschlossen wird. Auch mein Herzblut hing daran", sagt er. Er erinnert sich "an Zeiten, da war die Hütte im Kletterstudio voll".

Reinhold Messner als prominentester Besucher

Prominentester Besucher in all den Jahren dürfte wohl Reinhold Messner gewesen sein. Der Südtiroler Extrem-Bergsteiger übernachtete 2001 in Geiselwind in einem Hotel, als er zu einem Vortrag in Wiesentheid weilte. Er ließ sich, so Nickel, damals die Halle zeigen.

Jetzt wird dort die Einrichtung in den nächsten Monaten abgebaut. Die Griffe und manches mehr übernimmt der DAV aus Würzburg, wie dessen Vorsitzender Klaus Beutel erläutert: "Sie haben uns schon vor einiger Zeit informiert, dass die Auflösung im Raum steht. Ob die Organisation in Geiselwind aufgelöst wird, müssen sie selbst entscheiden."

 
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