Etwas stand für Greta Toomey schon als Kind fest: Eines Tages wird sie in einem Krankenhaus arbeiten. Es war nicht nur ein Kinderwunsch. Seit Sommer 2022 ist sie Pflegefachhelferin und nach der einjährigen Ausbildung an der Kitzinger Berufsfachschule Pflege ist sie noch lange nicht fertig. Jetzt macht sie die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau. "Wer weiß, was danach noch kommt. Man hat so viele Möglichkeiten", sprudelt es aus der 17-Jährigen heraus.
Jana Schlereth ist ihr da schon einen Schritt voraus. 2019 hat sie mit der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin angefangen. Nur die mündliche Abschlussprüfung fehlt ihr noch, dann ist sie in ihrem Traumberuf angelangt. Wie Gerta brennt die 19-Jährige für ihren Beruf. "So ein schöner Beruf. Er ist sehr erfüllend", sagt sie. Über Praktika ist sie zur Krankenpflege gekommen. "Im Altenheim war ich auch, aber da hat es mir nicht gefallen", erzählt sie.
Blöde Sprüche über den Berufswunsch
Noch weniger gefallen haben ihr, und auch Greta, die Bemerkungen im Bekannten- und Freundeskreis, als sie von ihrem Berufswunsch erzählt hat. Manche hätten richtig blöde Sprüche gemacht. Janas Eltern haben sie jedoch von Anfang an unterstützt. "Meine Mutter ist richtig stolz auf mich", ergänzt Greta, die aus einer Familie kommt, in der viele im Krankenhaus arbeiten.
Als Kind habe sie oft ihre Mutter, eine Krankenschwester, bei der Arbeit besucht. "Ich habe mich im Krankenhaus immer wohl gefühlt", sagt Greta. Daran haben volle Bettpfannen nichts geändert. "Wir haben in der Ausbildung gelernt, mit Ekel und Scham umzugehen", sagt Jana. Das Klischee vom Popo-Abwischen ärgert beide. Als würden sie den ganzen Tag nichts anderes machen.
Dabei ist die Arbeit als Pflegefachkraft so viel mehr. Medikamente, Diagnosen, Dokumentation, Umgang mit Patienten und Körperpflege – um nur einiges zu nennen. Vieles musste Jana in den 2400 Praxis- und 2100 Theoriestunden lernen.
Ganz wichtig dabei: die Anleitungsstunden. Dabei wird den Schüler und Schülerinnen am Patienten gezeigt, welche Arbeiten bei den Patienten wie erledigt werden. "Das ist ganz toll in Kitzingen", sagt Greta. Sechs Praxisanleiterinnen, die nicht im regulären Stationsbetrieb arbeiten, kümmern sich um die Auszubildenden. Sie erklären viel. "Sie helfen uns, uns in die Welt der Patienten einzufühlen", erklärt Jana. "Diese Stunden sind extrem wichtig. Wir lernen so viel." Und das direkt am Patienten, denn nicht alles können sie an Paul, der Pflegepuppe, lernen.
Geschichten vom Tod und kleinen Wundern
Auch nicht den Umgang mit dem Tod. Kein einfaches Thema, besonders für junge Menschen. Sowohl Greta als auch Jana hatten schon tote Patienten. Den professionellen Umgang lernen sie in der Schule, doch Theorie ist nicht gleich Praxis. Natürlich beschäftige sie ein Todesfall, aber sie nehmen es nicht mit nach Hause. "Der Tod muss nicht immer negativ sein", sagt Greta und erzählt von einem Patienten, der lange Schmerzen hatte und vom Tod erlöst wurde.
Schöner sind aber die Geschichten von den kleinen Wundern, die hin und wieder geschehen. Wie der Mann, der mehrmals von den Ärzten aufgegeben wurde und doch nach einem halben Jahr das Kitzinger Krankenhaus verlassen konnte – mit dem Wunsch, daheim erstmal einen Schoppen zu trinken. "Eigentlich keine große Sache, aber es war so schön", sagt Greta. Ihre Augen strahlen. Jana nickt heftig.
Ist ein Pflichtpraktikum für alle die Lösung?
Doch auch wenn sie noch ganz am Anfang ihres Berufslebens stehen, sehen auch Greta und Jana, dass es um die Pflege in Deutschland nicht optimal bestellt stellt. Auch sie haben den Zeitdruck schon gespürt – der geringer werden würden, wenn wieder mehr Menschen einen Pflegeberuf lernen würden. Deshalb eine ihrer Anregungen: ein verpflichtendes Praktikum in sozialen Berufen für alle. "Nur so bekommt man einen Einblick", sagt Jana.
Greta wünscht sich flexiblere Arbeitszeiten, damit der Beruf besser mit der Familie vereinbar ist. Sie kann sich noch daran erinnern, wie oft sie bei ihrem Opa war, weil die Mutter Dienst hatte. "Das war für meine alleinerziehende Mutter nicht leicht." Doch in dem Bereich habe sich schon einiges getan.
Ein weiterer Wunsch: mehr Männer. Manchmal spiele mehr Kraft doch eine Rolle, ganz zu schweigen von manchen kulturellen Unterschieden. "Wir haben zwar nicht so viele. Aber die, die wir haben, sind Gold wert", sagt Greta, die noch eine Idee hat. Durch ihre Familie hat sie auch Einblicke in die Arbeitswelt in amerikanischen Krankenhäusern und schlägt einen erweiterten Aufgabenbereich vor. "Wir könnten mehr Aufgaben machen, die sonst ein Arzt übernimmt", sagt sie. Möchte sie denn noch Ärztin werden? Sie habe kurz überlegt. Aber als Pflegefachfrau könne sie sich noch mehr um den Menschen kümmern. "Wenn ich nach Hause gehe, weiß ich, ich habe etwas Gutes getan."
Berufsfachschule für Pflege Kitzingen
Die Ausbildung Pflegefachhelfer/in dauert ein Jahr, Voraussetzung ist ein Mittelschulabschluss. Der Verdienst liegt bei 900 Euro plus Zuschlägen.