Die sogenannten bunten Häuser in der Kaltensondheimer Straße in Kitzingen bekommen Zuwachs. Im Anschluss an die farbenfroh getünchten Wohnblocks errichtet der Eigentümer auf einem bisher als Parkplatz genutzten Grundstück ein weiteres Gebäude – nach Protesten von Anwohnerinnen und Anwohnern am Unteren Fuchsgraben allerdings nur zwei- statt wie geplant dreigeschossig. Trotz weiterer Bedenken und Kritik aus der Umgebung des rund 1700 Quadratmeter großen Geländes hat der Stadtrat jetzt die für das Vorhaben nötige Änderung des Bebauungsplans auf den Weg gebracht. Dass der Eigentümer hier 20 staatlich geförderte Sozialwohnungen schaffen will, wird im Stadtrat begrüßt.
Für die Stadt waren die Einwände aus der Nachbarschaft nicht so gravierend, dass sie das Vorhaben "grundsätzlich in Frage stellten", wie Bianca Kirchner aus dem Kitzinger Bauamt in der Sitzung darlegte. Eine Würzburger Rechtsanwaltskanzlei hatte im Auftrag von acht Mandanten "Mängel des Planentwurfs" geltend gemacht, etwa den "massiven Baukörper", der nicht zur Umgebung passe, oder die Verkehrs- und Parksituation, die sich mit der Bebauung der Fläche und dem Wegfall des bestehenden Parkplatzes erheblich verschlechtere. In dem Schreiben an die Stadt von Januar 2022 ist allerdings noch von drei Vollgeschossen die Rede. Der Stadtrat hatte sich im Dezember 2021 unter dem Eindruck der Kritik auf ein Mehrfamilienhaus mit 20 Wohneinheiten und höchstens zwei Vollgeschossen verständigt.
Die Nachbarn kritisieren den Wohnblock als "unverträglich"
Laut Kirchner fällt der Neubau sogar niedriger aus als die östlich angrenzende Bebauung der bestehenden Wohnblocks. Für die anwaltlich vertretenen Nachbarn ist die angesichts von 20 Einheiten entstehende "Wohndichte" im Vergleich mit der Umgebung "unverträglich". Gleichzeitig wachse der Bedarf an Stellplätzen "erheblich", und auch der Verkehr nehme in einem Maße zu, der "gemessen an der bisherigen Nutzungsintensität des Gebietes geradezu gebietsfremd" sei. Die Straße, die das Baufeld für den neuen Wohnblock von den oberhalb gelegenen Doppelhäusern trennt, sei eine schmale Privatstraße und in die "öffentliche Baulast" zu übernehmen. Dies und die Forderung nach einem Ausbau lehnt die Stadt ab. Was die Stellplätze angeht, so soll eine Tiefgarage einen Teil der Fahrzeuge aufnehmen.
Auf Nachfrage von Stadtrat Jens Pauluhn (ÖDP) teilte Kirchner mit, sie gehe davon aus, dass der auf 54 Meter begrenzte Baukörper "architektonisch gegliedert" werde. Allerdings lägen noch "keine genauen Pläne" vor. Pauluhn sagte, es gebe sehr wohl Pläne, mit denen der Bauherr in der Nachbarschaft unterwegs sei und zum Unterschreiben auffordere.
Die Änderung des Bebauungsplans umfasst auch ein angrenzendes ehemaliges Industriegelände, das mittlerweile geräumt ist. Auf der rund 4000 Quadratmeter großen Brache sollen acht Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen; die 360 bis 600 Quadratmeter großen Grundstücke werden von einem Kitzinger Immobilienhändler vermarktet. Die Handwerkskammer für Unterfranken äußert "größte Bedenken" gegen das Vorhaben und sorgt sich um die Belange des benachbarten Dachdeckerbetriebs. Angesichts des erwartbaren Lärmkonflikts reicht diese Sorge bis zu dessen "existenzieller Gefährdung".
Laut Stadt genießt die Firma Bestandsschutz. Im Bebauungsplan werde der Hinweis an die Grundstückskäufer aufgenommen, dass "lärmsensible Nutzungen" von den Lärmquellen abgewandt anzuordnen seien, also dass etwa Schlafzimmer nicht zur Seite des Gewerbebetriebs oder zur Kaltensondheimer Straße hin errichtet werden.