Was haben der Schachclub, die Aktiv-Senioren und der Jugendtanzsportclub gemeinsam? In allen drei Gruppen engagieren sich Menschen ehrenamtlich – und neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter stehen nicht gerade Schlange. Vielmehr scheinen es sich zahlreiche Menschen während der Corona-Pandemie zuhause gemütlich gemacht zu haben. Doch Kitzingens erste Freiwilligenmesse will das ändern. Am Samstag, 8. Oktober, beteiligen sich daran über 50 Vereine und Organisationen.
Die Idee dafür schwirrt schon lange umher; einen eher halbherzigen Versuch hatte es vor rund zehn Jahren gegeben. Aber was die Organisatoren des Großprojekts jetzt auf die Beine gestellt haben, ist das Gegenteil von halbherzig: Im Dekanatszentrum, auf dem Feuerwehr-Gelände und dahinter am Main präsentieren an jenem Tag Freiwillige aus dem gesamten Landkreis Kitzingen, was sie alles leisten – ohne dafür bezahlt zu werden.
Idee: Vereine und Gruppen ans Licht der Öffentlichkeit holen
Um die Dimension der Veranstaltung stemmen zu können, fand das erste Treffen zur Vorbereitung bereits vor über einem Jahr statt. Nun stellten die Verantwortlichen von Stadt, Landkreis, der Freiwilligenagentur GemeinSinn und der Koordinierungsstelle WirKT den Ablauf der Freiwilligenmesse gemeinsam vor.
Herbert Köhl von der Fachstelle für bürgerschaftliches Engagement am Landratsamt, der mit seiner Kollegin Manuela Link die Messe plant, baut darauf, dass sich "die bunte Welt des Ehrenamts" dort zeigen kann. Ähnlich formuliert es die Kitzinger Stadträtin und Ehrenamtsbeauftragte Sabrina Stemplowski: "Wir möchten ein Marktplatz und eine Plattform sein sein – gerade auch für Vereine und Gruppen, die sonst nicht so in der Öffentlichkeit stehen."
Und Kitzingens Bürgermeisterin Astrid Glos ergänzt aus ihrem Blickwinkel als Integrationsbeauftragte: "Wir wollen möglichst vielen Menschen, unabhängig von ihrer Nationalität, zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, sich einzubringen." Nicht weniger haben sich die Verantwortlichen vorgenommen, als die Menschen herauszulocken aus dieser Pandemie-Trägheit, die bei manchen nach den Corona-Lockdowns hängengeblieben ist. "Viele sind ehrenamtsmüde – das hört man von der Blaulichtfamilie bis zum Sportverein", bedauert Sabrina Stemplowski.
Nadja Ruhnau-Warm und Isabella Tregel von GemeinSinn betonen, dass der Aktionstag für Menschen aus dem gesamten Landkreis gedacht sei. Ein Plus sei zudem die Vernetzung der Engagierten untereinander und die Mundpropaganda, wie Ruhnau-Warm es nennt. Kommt am 8. Oktober eine Besucherin zur Kitzinger Wasserwacht, wohne aber näher an Volkach, sei ihre Vermittlung kein Problem. Wichtig sei, vor allem auch Neubürgerinnen und Neubürger an die Hand zu nehmen, "und ihnen zu erzählen, was es alles gibt".
Aufführungen vom Chor der Landsmannschaft bis zur Wasserwacht
Hauptsache, der Anfang ist gemacht, da sind sich die sechs Frauen, zu denen auch Lisa Kriesinger von WirKT zählt, einig. Und Herbert Köhl ist stolz auf die "wilde Mischung" an Gruppen bei der Messe: "Genau das macht's interessant."
Und als wilde Mischung kann man getrost auch das Programm des Aktionstags bezeichnen: Vom Auftritt des Chors Sonnenklang der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland über Taekwondo bis zu Vorträgen über Insektenhotels oder von Gästeführerinnen ist die Vielfalt riesig. Besonders Familien anlocken dürften zudem die Vorführungen der Wasserwacht und die Fahrzeuge von Feuerwehr und THW, das Segelflugzeug des Luftsportclubs oder das Torschießen von Bayern Kitzingen.
Der Aktionstag soll keine Eintagsfliege sein, sagt Isabella Tregel: "Unser Ziel ist, die Freiwilligenmesse nicht nur einmal zu machen – und das nächste Mal vielleicht an einem anderen Ort im Landkreis."