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Hofheim
Arzt, Seelsorger und Musiker: Dr. Heinrich Goschenhofer beendet nach 35 Jahren seine Hausarzttätigkeit in Hofheim
Im Interview erzählt der Mediziner unter anderem, warum er mehr als ein Arzt war und warum eine Tochter ihrer Mutter das Sterben verbat.
Heinrich Goschenhofer, Hausarzt in Hofheim, geht nach 35 Jahren in Rente.
Foto: Anand Anders | Heinrich Goschenhofer, Hausarzt in Hofheim, geht nach 35 Jahren in Rente.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:18 Uhr

Dr. Heinrich Goschenhofer wurde in Augsburg geboren und wuchs dort auch auf. Sein Medizinstudium absolvierte er in Würzburg. Im Jahr 1988 stieg Goschenhofer in die Hausarztpraxis von Dr. Theo Diem im Philosophenweg in Hofheim ein. Nach sechs Jahren bezog er seine neue Praxis in der Oberen Sennigstraße. Nun, nach 35 Jahren Tätigkeit als Hausarzt, beendet der 70-Jährige seine Tätigkeit. Er wird jedoch weiterhin in der Praxis, die sein Sohn Ulrich übernommen hat, aushelfen. Wir stellten dem Mediziner noch ein paar Fragen.

Frage: Wie froh sind Sie, dass ihr Sohn die Praxis übernommen hat?

Heinrich Goschenhofer: Es ist ein Glücksfall, dass dies passiert ist. Er hat alle Fähigkeiten erworben, die man als Hausarzt braucht. Er wohnt gleich ums Eck. Er hat schon als Kind gesagt: "Ich arbeite später mal hier mit." Beim zehnjährigen Jubiläum stand er mit auf dem Bild.

Was machen Sie im (Un-)Ruhestand?

Goschenhofer: Ich habe einige Ehrenämter. Ich bin im Kreistag, dort auch im Krankenhaus-Verwaltungsrat. Ich bin Vorstandsmitglied im Freundeskreis Asyl in Hofheim, wo ich auch im Sprachunterricht in Hofheim und Mechenried im Einsatz bin. Seit über zehn Jahren bin ich Supervisor in einer Hospizgruppe, zuerst in Ebern und jetzt in Haßfurt. Wir treffen uns alle vier bis sechs Wochen einen ganzen Abend lang, um über Erfahrungen zu sprechen und uns gegenseitig zu unterstützen. Außerdem bin ich im Verein "Wir gestalten Heimat". Demnächst werde ich mich auch dem Seniorenbeirat der Stadt Hofheim anschließen. Ich spiele auch gerne Geige im Quartett, falls es einmal langweilig werden sollte.

Waren Sie gerne Hausarzt, und wenn ja, warum?

Goschenhofer: Ich hatte schon immer die Neigung, mich für vieles zu interessieren, ohne mich zu spezialisieren. Dies ist beim Hausarzt und auch schon im Medizinstudium der Fall. Ich war kein hervorragender Schüler. Ich interessierte mich für Sprachen und Naturwissenschaft. Dies alles ist in der Medizin vertreten: Naturwissenschaft, Gesellschaftswissenschaften und Psychologie. Am Ende des Studiums war ich bei einem Hausarzt in England. Es hat mir gut gefallen, dass er eine Vertrauensperson war. Er hatte Zugang zu den Familien und war für unterschiedliche Generationen zuständig.

Woran erinnern Sie sich gerne zurück?

Goschenhofer: Ich bin jeden Tag gerne in die Praxis gegangen. Es kamen immer Menschen mit Problemen, die zu lösen sind. Die Vielseitigkeit hat mir einfach großen Spaß gemacht. Darüber hinaus habe ich ein Handwerk gelernt, die Chirotherapie, die sehr nützlich war und gerne von den Patientinnen und Patienten angenommen wurde. Ich habe auch eine psychotherapeutische Ausbildung gemacht, die ich jedoch nur in geringem Umfang ausübte.

Wie kam es dazu, dass Sie Hausarzt in Hofheim wurden?

Goschenhofer: Der Großvater meiner Frau, Dr. Othmar Strik, war lange Zeit Hausarzt in Hofheim. Er war Vertriebener und hat von 1946 bis zu seinem Tod im Jahr 1975 praktiziert. Er erwarb auch das Haus, in das wir einzogen, als wir nach Hofheim kamen. Sein Sohn Werner Strik, mein Schwiegervater, traf des Öfteren Dr. Theo Diem, der ihn fragte, ob nicht die Kinder Interesse an seiner Praxis hätten. So kam ich nach Hofheim.

Wie sehen Sie die zukünftige Hausarztversorgung auf dem Land?

Goschenhofer: In vielen Kommunen auf dem Land gibt es keinen Hausarzt mehr. Für Hofheim ist es daher sehr günstig, dass mein Sohn die Praxis übernommen hat. Eine Kollegin, Ute von Nordheim, hat auch in Teilzeit begonnen, mitzuarbeiten. Sie war vorher in Haßfurt tätig und übernimmt meinen Aufgabenteil.

Was sind die größten Probleme, die gegen eine Hausarzttätigkeit auf dem Land sprechen?

Goschenhofer: Die Verwaltungstätigkeiten haben zugenommen. Viel läuft zudem über den Computer. Das ist für Jüngere sicherlich leichter. Dies war auch ein Grund für den "sanften Abschied".

Gibt es Anekdoten?

Goschenhofer: Vor langer Zeit lebte eine über 90-jährige Patientin bei ihrer Tochter. Die alte Dame war ihres Lebens müde und wollte sterben. Sie legte sich ins Bett und hielt die Luft an in der Annahme, dass sie dann stirbt. Die etwas resolute Tochter sagte: "Es wird nicht gestorben. Es ist Februar. Die Leut holen sich eine Erkältung bei der Beerdigung!" Daraufhin verstummte die alte Dame und lebte noch eine Zeit lang weiter. Das spannende an meiner Arbeit waren die unterschiedlichen Lebensschicksale und auch Konflikte. Man musste manchmal nur zuhören und ein bisschen seelsorgerliche Arbeit leisten.

 
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