Der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken hat am Donnerstagabend den im Mai gefassten Beschluss zur Schließung der Geburtshilfestation im Krankenhaus Haßfurt zum 31. Dezember 2018 aufgehoben. Das hat das Landratsamt Haßberge der Presse am Freitag mitgeteilt. Allerdings steht der Beschluss unter dem Vorbehalt, dass die Haßberg-Kliniken für die Fortführung der Geburtenabteilung eine Förderung des Freistaates im Rahmen des „Zukunftsprogramms Geburtshilfe“ erhalten. Landrat Wilhelm Schneider spricht als Verwaltungsratsvorsitzender der Haßberg-Kliniken von einer „guten Prognose“.
Der Verwaltungsrat ist das oberste Beschlussgremium der Kliniken. Weil er stets nichtöffentlich tagt, übernahm die Pressestelle des Landratsamtes die Aufgabe, die Medien über die jüngste Entscheidung in Sachen Krankenhäuser zu informieren.
Der Beschluss von Donnerstagabend darf als starkes Signal dafür gewertet werden, dass es dem Landkreis und dem Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken wirklich daran gelegen ist, die Geburtenabteilung zu erhalten. Insofern handelt es sich um eine gute Nachricht für die Mitarbeiter der Station, für werdende Eltern, die ihr Kind in Haßfurt zur Welt kommen lassen wollen und für alle Kreisbürger, die die Sorge haben, dass ihr Krankenhaus mit dem Aus für den Kreißsaal in eine Abwärtsspirale gerät.
Ungerechtfertigte Euphorie
Eine Bestandsgarantie für die Geburtshilfe bedeutet der Beschluss aber mitnichten. In dieser Hinsicht wurde in den letzten Tagen Kritik am Landtagsabgeordneten Steffen Vogel (CSU) laut, der als Mitglied des Landtagsausschusses für Gesundheit und Pflege in der ersten Dezemberwoche mit der Bekanntgabe der Eckpunkte des „Zukunftsprogramms Geburtshilfe“ vorgeprescht war und die Haßfurter Geburtshilfe als gerettet erklärt hatte. Das sei ungerechtfertigte Euphorie.
Gerettet nämlich ist die „Gyn“ in Haßfurt noch lange nicht, das hatten auch Landrat Schneider und Klinikchef Stephan Kolck gegenüber dieser Zeitung bestätigt: Wie berichtet, geht Bayern innerhalb der Bundesrepublik den Sonderweg, Krankenhäusern in Landkreisen und kreisfreien Städten unter die Arme zu greifen, wenn die Geburtsstationen defizitär sind. Voraussetzung hierfür ist nicht nur, dass es sich um Kliniken im ländlichen Raum handelt, sondern auch, dass mindestens die Hälfte aller Neugeborenen des betreffenden Landkreises in der geförderten Geburtshilfe zur Welt kommen. Wie in dieser Zeitung dargelegt, hätten die Haßberg-Kliniken diese Förderrichtlinie in den vergangen Jahren fast immer verfehlt. Seit 2007 erblickten zwischen 42 und 50 Prozent der Haßbergler Babys das Licht der Welt in der Haßfurter Geburtenstation. Die Tendenz scheint nicht für Haßfurt zu sprechen, da immer mehr Schwangerschaftsverläufe als Risikogeburten eingestuft und die werdenden Mütter praktisch zwangsläufig zur Entbindung in ein großes Klinikum wie Bamberg oder Schweinfurt geschickt werden, wo eine Kinderklinik angeschlossen ist, die in Haßfurt fehlt. Hinter vorgehaltener Hand bemängeln Mitarbeiter der Haßberg-Kliniken ebenso wie Vertreter der Lokalpolitik, bestimmte Frauenärzte im Landkreis würden generell von der Geburt in Haßfurt abraten, auch wenn dies medizinisch nicht angezeigt sei.
Immerhin war es Steffen Vogel, auf dessen Antrag hin der Verwaltungsrat den Beschluss zur Fortführung der Geburtshilfe fasste. Und wie es in der Meldung aus dem Herrenhof heißt, sehen die Verwaltungsratsmitglieder in dem Zukunftsprogramm des Freistaates in jedem Fall „ein positives Signal für eine zusätzliche Finanzierung.“ Ob es aber auch positiv für Haßfurt sein wird, wird erst die Zukunft zeigen.
Landrat dankt Klinikpersonal
Dass die bayerische Gesundheitspolitik überhaupt den Sonderweg der speziellen und von der Geburtenzahl unabhängigen Förderung geht, ist nach Ansicht des Verwaltungsrates auch das Verdienst der Akteure im Haßbergkreis. Die Pressemitteilung vom Freitag zitiert Landrat Wilhelm Schneider mit folgenden Worten, die er im Anschluss an die Sitzung gesagt habe: „Ohne das Engagement und die gute Arbeit unserer Hebammen, Ärzte und des Pflegepersonals hätten wir nicht erreicht, dass die Staatsregierung über eine Sonderfinanzierung zur Strukturerhaltung nachgedacht hat.“ Gesundheitsministerin Melanie Huml sei beeindruckt gewesen.
Der Kreischef freue sich, dass dem geburtshilflichen Team nun eine „gute Prognose“ für den Fortbestand der Abteilung gegeben sei.