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Fischbach
Weiterer Stellenabbau bei Valeo geplant: Nach Ebern trifft es jetzt auch Fischbach
Der französische Automobilzulieferer will 48 Stellen streichen. Der Betriebsrat setzt auf Verhandlungen, Kritik am Konzern kommt von der IG Metall.
Stellenabbau bei Valeo in Fischbach: In dem Werk des französischen Automobilzulieferers sollen bald 48 Arbeitsplätze wegfallen.
Foto: Anand Anders | Stellenabbau bei Valeo in Fischbach: In dem Werk des französischen Automobilzulieferers sollen bald 48 Arbeitsplätze wegfallen.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 20.12.2024 02:35 Uhr

Es sind keine guten Zeiten für die Mitarbeitenden der Valeo-Werke im Landkreis Haßberge. Nachdem in den letzten Monaten der Stellenabbau in Ebern für Schlagzeilen gesorgt hatte, trifft es jetzt auch den Standort im Eberner Stadtteil Fischbach: 48 Stellen wolle der französische Automobilzulieferer dort streichen, berichtet Andrea Sicker von der IG Metall Bamberg. "Hintergrund ist laut Valeo die schwächelnde Nachfrage", sagt die Gewerkschaftsvertreterin im Gespräch mit der Redaktion. Aktuell hat das Werk in Fischbach rund 350 Beschäftigte.

Valeo-Pressesprecher Andreas vom Bruch war bis Freitagnachmittag nicht für eine Presseauskunft zu erreichen.

Gewerkschaft fordert: Neue Projekte statt Stellenabbau

"Die Umsätze kommen nicht und es gibt keine neuen Projekte und Produkte, die das ausgleichen könnten", führt Sicker aus und wirft dem Konzern Mutlosigkeit vor. "Wir würden uns wünschen, dass Valeo seine internen Hausaufgaben macht." Sprich: Das Unternehmen solle neue Projekte anpacken, die die Verluste ausgleichen könnten. Doch stattdessen würden nur Stellen abgebaut.

"Das bereitet uns auch deshalb Bauchschmerzen, weil Valeo erst im Herbst zu Sparmaßnahmen aufgefordert hat", sagt Sicker. Und das Unternehmen habe bereits angekündigt: Ohne Einsparungen werde es noch weitere Konsequenzen geben. Immerhin: Betriebsbedingte Kündigungen seien aktuell noch nicht geplant. Erst einmal gebe es ein Freiwilligenprogramm, berichtet Sicker.

Betriebsrat will gutes Verhältnis zur Werksleitung nicht gefährden

Stefan Horn, Betriebsratsvorsitzender des Valeo-Werks in Fischbach, bestätigt gegenüber dieser Redaktion, dass man sich in Gesprächen befinde. Er spricht von "guten Verhandlungen", über deren Inhalt er aber nicht viel preisgeben möchte. Denn: "Die Belegschaft soll es als Ersters erfahren. Und nicht aus der Presse."

Außerdem spricht er von einem guten Verhältnis zur Werksleitung. "Die wollen ja auch, dass das Werk erhalten bleibt." Dieses gute Verhältnis wolle er nicht gefährden, indem er zu viele Informationen nach außen trage. Horn zeigt sich optimistisch, dass es bei dem Abbau von 48 Stellen bleibt und dass nicht noch mehr Menschen gehen müssen. "18 gehen sowieso in Rente, dann sind es noch 30", sagt er.

Eberner Betriebsrat wird deutlich in der Kritik am Unternehmen

Deutlichere Worte findet dagegen Thomas Werner, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Valeo in Ebern. Über seine Fischbacher Kolleginnen und Kollegen sagt er: "Die haben noch Hoffnung, beim Arbeitgeber was zu erreichen."

Uneingeschränkt vergleichbar sei die Situation in Ebern und Fischbach nicht, sagt er, denn bei Fischbach handle es sich um einen reinen Produktionsstandort. Und der sei sehr stark abhängig von einem einzelnen Automobilhersteller: Das Fischbacher Werk produziere vor allem für Audi – einen Autobauer, der zuletzt viel nach China verlagert habe. "Wenn Audi einen Schnupfen hat, hat Fischbach eine Lungenentzündung", sagt Werner.

Umstellung auf E-Mobilität: Werner sieht Mitschuld an der Krise bei Autobauern

In diesem Zusammenhang spricht er das Thema an, dass derzeit für die gesamte Autoindustrie schwere Folgen hat: die Umstellung vom Verbrennungsmotor auf Elektromobilität. Wobei der Vertreter des Eberner Betriebsrates eine Mitschuld daran auch bei den Autoherstellern selbst sieht: "Mit ihrem Dieselskandal haben Konzerne wie VW und andere den Umschwung beschleunigt", sagt er. Zwar wäre der Umstieg vom Verbrenner zum E-Auto wohl sowieso gekommen, "aber vielleicht nicht so schnell".

Und der, so vermutet Werner, werde den Zulieferern noch große Probleme bereiten, selbst wenn sie sich auf die Produktion von Teilen für E-Autos umstellen. Denn: Ein Elektrofahrzeug brauche weniger Bauteile als ein klassischer Verbrenner. Für die gleiche Zahl an Autos gebe es demnach für die Zulieferer weniger zu tun. "Es werden große Betriebe auf der Strecke bleiben", lautet seine düstere Prognose.

Ähnlich wie IG-Metall-Vertreterin Andrea Sicker kritisiert er, Valeo würde lieber Stellen abbauen, statt Ideen umzusetzen, die die Standorte zukunftsfähig machen könnten. "Wir haben ja viel vorgeschlagen", sagt er. "Manches versucht man, aber nur halbherzig."

Fallende Aktienkurse: Wenn ein Unternehmen weniger wert ist als sein Schuldenstand

So erwähnt Werner ein Ereignis, das verdeutlichen soll, wie schlecht Valeo mittlerweile insgesamt dastehe: In der vergangenen Woche seien die Aktien des Unternehmens so weit gefallen, dass der Wert des Konzerns kurzzeitig geringer war als sein Schuldenstand.

Ein Ende der Krise ist aus seiner Sicht nicht absehbar. "Das wird 2025 nicht anders. Das wird ein gravierendes Jahr für die Zulieferindustrie", sagt er. "Der Verbrenner kommt nicht zurück." Wer es nicht schaffe, auf die Produktion von Teilen für E-Autos umzusteigen, habe daher keine Chance, langfristig zu bestehen.

 
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