Viele werden sich an den Werbeslogan "Waschmaschinen leben länger mit Calgon" erinnern, die dem geplagten Fern-Seher dann stundenlang als Ohrwurm im Gehör hängen blieb. Der Werbebeitrag sollte einen Entkalker an den Mann oder die Frau bringen. Ein solcher wird immer dann notwendig, wenn eben - wie der Name schon sagt - Kalk im Spiel ist. Wo auch immer Wasser rinnt, lagert sich automatisch Kalk ab. Gerne an den Heizstäben der Waschmaschine - dagegen gibt es ja genanntes Produkt aus dem Werbespruch -, an Wasserkochern, Kaffeemaschinen oder besonders häufig an Wasserhähnen, wo der Kalk schnell recht unappetitlich aussieht.
Wasser nennt man weich oder hart nach seinem Kalkgehalt. Gemessen wird dies in Graden deutscher Härte, abgekürzt dH. Weiches Wasser darf bis zu 8,4 Grad dH haben, hart ist das Wasser ab 14 Grad dH. Die durchschnittliche Wasserhärte in Deutschland beträgt 16,582 Grad dH. Unterfranken und damit auch der Landkreis Haßberge gehört zu den Gebieten, in denen aufgrund der Bodenbeschaffenheit das Wasser hohe Härtegrade besitzt. Zum Beispiel weist das Trinkwasser in Würzburg 24,9 bis 45,1 Grad dH auf. Hier hilft nur regelmäßiges Entkalken "befallener" Geräte.
Das Stadtwerk Haßfurt ist der größte Wasserversorger im Landkreis und beliefert neben Haßfurt mit sämtlichen Stadtteilen auch die Wasserversorgung der Stadt Königsberg, den Wasserzweckverband der Knetzgau-Sand-Wonfurt-Gruppe sowie den Wasserzweckverband der Theres-Gruppe. Und auch Hofheim bekommt rund ein Drittel seines Trinkwassers aus Haßfurt. Die Brunnen, aus denen das Stadtwerk seine Trinkwasserversorgung speist, liefern Wasser mit einer Härte von etwa 40 Grad dH. "Unser Wasser fließt eben durch viel Keuper in den Haßbergen", erklärt Norbert Zösch, Leiter des Stadtwerks Haßfurt, diese Härte. Zu hoch, fanden die Verantwortlichen in der Kreisstadt schon vor 15 Jahren und nahmen damals eine Wasserenthärtungsanlage in Betrieb.
Nur noch 14 Grad deutscher Härte
Diese Anlage, so Zösch im Gespräch mit dieser Redaktion, sorge dafür, dass das Trinkwasser aus Haßfurt nach der Behandlung nur noch eine Härte von 14 Grad aufweist. Und die gute Nachricht des Geschäftsführers für die Kunden im Norden: "Dieses hochwertige Trinkwasser liefern wir auch nach Königsberg und Hofheim." Der Bereich Theres müsse nicht eigens "entkalkt" werden, da hier das geförderte Wasser ohnehin nur einen Härtegrad von 20 aufweise.
Zwar stelle selbst ein erhöhter Gehalt von Kalk im Trinkwasser im Allgemeinen keine Gesundheitsgefahr dar. So weist die Deutsche Herzstiftung in einer Stellungnahme ausdrücklich darauf hin, dass es keinen Zusammenhang zwischen der erhöhten Aufnahme von Kalk aus dem Wasser und Arteriosklerose, der sogenannten Verkalkung der Blutgefäße, gebe (Deutsche Herzstiftung, „Schädigt zu viel Kalk im Trinkwasser das Herz?“: http://www.herzstiftung.de/Kalk-Trinkwasser.html). Zudem benötigt der Mensch ja Kalk zum Aufbau der Knochen. Und hartes Wasser enthält neben Kalk auch immer Magnesium, das braucht der homo sapiens bekanntlich für seine Muskeln. Aber für Wasserleitungen und elektrische Geräte dagegen ist ein zu hoher Kalkgehalt ein Super-Gau. Deshalb haben vor allem in zu harten Landstrichen viele Verbraucher auch eigene Filteranlagen angeschafft, um das Wasser weicher zu machen.
Davon ist Norbert Zösch allerdings kein Freund. "Eine zentrale Enthärtung ist wesentlich effektiver. Zumal sie ohne den Einsatz von jeglicher Chemie auskommt. Die Anlage in Haßfurt funktioniert im Ionen-Tauschverfahren", so Zösch. Das heißt: Kationen wie Kalzium und Magnesium sowie Anionen wie Sulfat, Nitrat und Chlorid werden gezielt entfernt und das Ionentauscher-Material - Behälter gefüllt mit kleinen Kügelchen - wird anschließend umweltfreundlich mit Kohlendioxid regeneriert.
Bei drei Anlagen wechseln sich im Acht-Stunden-Rhythmus Betriebs- und Reinigungszeiten ab. Die zur Filtrierung verwendete Kohlensäure wird aufgefangen und wiederverwendet, so dass nur geringe Mengen immer wieder neu zugeführt werden müssen. Das bedeutet, das "Abwasser" nach der Reinigung des Filtermaterials ist fast eine Art kohlensäurehaltiges "Mineralwasser" in Trinkwasserqualität. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren komme es bei der Reinigung eben zu keiner Aufsalzung des Abwassers durch Regenerier-Chemikalien oder zum Eintrag von Phosphaten. Das "Abwasser" habe dann lediglich einen sehr hohen Härtegrad von 140 Grad dH, das könne aber bedenkenlos in den Main eingeleitet werden, so Zösch, da diese geringe Menge im Verhältnis zum Flusswasser sich hier nicht auswirke.
Teures Wasser eigentlich günstiger
Das durch die Reinigung erreichte Weichwasser schützt Leitungen, Armaturen und Geräte vor Ablagerungen und Korrosion, so der Stadtwerkchef, erhöhe deren Lebensdauer und zudem werde Energie eingespart. So brauche zum Beispiel ein verkrusteter Heizstab einer Waschmaschine bis zu 20 Prozent mehr Energie zum Aufheizen, bevor ein frühzeitiger Ausfall zudem einen kostspieligen Austausch notwendig mache. Der Aufwand fürs Putzen reduziere sich ebenfalls deutlich. Mit weichem Wasser könne man bis zu 50 Prozent an Putz-, Wasch- und Reinigungsmitteln - und natürlich Entkalkern - sparen. Aber nichts ist umsonst. Um rund 30 Cent pro Kubikmeter erhöhte sich im Jahre 2005 bei Einführung der Entkalkung der Wasserpreis. Diese Erhöhung sei jedoch relativ, so Zösch, denn durch die Entkalkung würden sich die Folgeeinsparungen mit rund einem Euro pro Kubikmeter positiv bemerkbar machen.
Andererseits benötigt die Wasserenthärtung zum Betrieb auch elektrische Energie. Das sollte natürlich ein Stadtwerk vor keine allzu großen Probleme stellen. Und das Haßfurter schon gar nicht, denn in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wasserwerk betreibt das Stadtwerk eine Photovoltaikanlage, die dafür sorgt, dass immer genügend Energie vorhanden ist, um das Wasser zum einen zu reinigen und zum anderen auch in die Hochbehälter zu pumpen, von wo die Versorgung der Bürger gewährleistet wird. "Wir haben aber auch noch einen Batteriepack daran angegliedert, der einspringt, wenn keine Sonne scheint. Wir können also selbst im Falle eines Blackouts in der Stromversorgung unsere Anlage sogar umweltfreundlich weiter betreiben. Und wenn alle Stricke reißen, übernimmt ein Blockheizkraftwerk die Versorgung." Das könnte sogar noch, wenn der dafür vorhandene Treibstoff zur Neige gehen oder gar die Erdgasversorgung zusammenbrechen sollte, "mit Wasserstoff aus unserer Power-to-Gas-Anlage betrieben werden", gibt der Diplom-Ingenieur mit einem Schmunzeln einen gründlichen Einblick in die Vorsorgemaßnahmen, die bis Ende dieses Jahres alle betriebsbereit sein sollen.
Reportage in "Frontal 21"
Und sie sind für eine Kommune durchaus ungewöhnlich. Das findet jedenfalls das Zweite Deutsche Fernsehen, kurz ZDF. Deshalb weilte kürzlich ein Filmteam des Senders in der Kreisstadt, um über diese Sorgfalt des Stadtwerks in der Stromversorgung eine Reportage zu drehen, die demnächst in der Sendung "Frontal 21" (wöchentlich, dienstags, jeweils um 21 Uhr) ausgestrahlt werden soll. Der genaue Sendezeitpunkt wird erst noch mitgeteilt.
Eine Desinfektion des Haßfurter Wassers ist laut Norbert Zösch nicht notwendig. Zum einen bestehe das kostbare Nass nur zu einem geringen Prozentsatz aus Uferfiltrat, was gegen etwaige Verunreinigungen des Mains - zum Beispiel durch Klärrückstände - unempfindlich mache, zudem werde das Wasser einer Ultrafiltration durch Aktivkohlefilter unterzogen. Das würde, so der Stadtwerkleiter, selbst wenn das Wasser einmal verkeimt wäre (was noch nie vorgekommen sei), diese Belastung herausfiltern. "Somit können wir für immer keimfreies und unbelastetes Trinkwasser garantieren", verspricht Norbert Zösch.