Eigentlich ist Deutschland ja ein wasserreiches Land, besonders die Gebiete, in denen ein Fluss für ständigen Zustrom des lebensspendenden Elixiers sorgt. Doch von den Belastungen der letzten Sommer haben sich die Wasserspeicher noch nicht völlig erholt. Und Klimaforscher sagen voraus, dass solche extremen Wetterlagen zunehmen werden. Rund 70 Prozent des Trinkwassers in Deutschland kommen aus dem Grundwasser, 30 Prozent werden aus Talsperren, Seen und Flüssen gewonnen. Versorger dürfen nicht mehr Wasser fördern, als auf Dauer neu gebildet wird.
Für die Neubildung des Grundwassers sind vor allem die Wintermonate wichtig, in denen der Regen ungehindert versickern kann. Im Sommer dagegen gelangt nur ein relativ geringer Anteil des Niederschlags in tiefere Bodenschichten, weil die Vegetation viel Wasser verbraucht. "In diesem Winter waren die Niederschläge gar nicht so schlecht", sagt Norbert Zösch, Geschäftsführer des Stadtwerks Haßfurt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Für unsere Zeit des Klimawandels gesehen, haben laut Zösch die Grundwasserpegel wieder ihr Normalmaß erreicht. Das sei zwar nicht mit den Ständen von vor rund 15 bis 20 Jahren zu vergleichen, so Zösch, damals waren die Pegel rund 20 Zentimeter höher. Aber für die aktuelle Versorgung sind die derzeitigen Reserven ausreichend.
Wasser aus Schweinfurt
Zösch weist in dem Zusammenhang auf die Wasserpipeline von Schweinfurt nach Horhausen hin, die im nächsten Jahr einsatzbereit sein soll. Dieses Wasser stammt noch aus einer Zeit, als die Großindustrie in Schweinfurt ganz andere Mengen von dem wertvollen Nass benötigte. Die Verbräuche haben sich dort in den vergangenen Jahrzehnten stark reduziert, die Wassergewinnung funktioniert aber weiter. Und davon sollen nun nicht nur der Raum Haßfurt und die Theres-Gruppe profitieren, auch die Knetzgau-Sand-Wonfurt-Gruppe, die im Jahre 2004 mit Haßfurt einen Wasserliefervertrag - damals mit den Unterschriften der Bürgermeister Rudi Eck (Haßfurt), Werner Schneider (Knetzgau), Hans-Peter Reis (Theres), Bernhard Ruß (Sand) und Dieter Zehendner (Wonfurt) - unterzeichnete, bekommt das Wasser von Horhausen nach Oberschwappach geliefert. Und auch das Drittel der Hofheimer Wasserversorgung, das über Haßfurt bezogen wird, sowie die Versorgung von Königsberg können künftig nur durch diese Wasserlieferung aus Schweinfurt garantiert werden.
Für höhere Lagen sieht es schlechter aus
"Es ist natürlich gut, dass ein Fluss in der Nähe ist, der bei Bedarf über den Brombachsee gespeist wird, um die Schifffahrt sicherzustellen", erklärt Zösch den Reichtum der Maintalgemeinden. Allerdings sieht es in Gebieten außerhalb der Mainlinie deutlich negativer aus. "Nicht umsonst heißt unsere Gegend die ,Fränkische Trockenplatte'. In Rhön-Grabfeld und Bad Königshofen zum Beispiel sieht die Lage längst nicht so rosig aus wie im Maintal." Schlechter sehe es auch für die Regionen in den Haßbergen und im Steigerwald aus. „Dort wird es schnell kritisch, wenn das Grundwasser absinkt.“
Aber auch im Maintal sind die Bürger nicht vor Einschränkungen gefeit. Wenn eine mehrwöchige Schönwetterperiode eintritt, so Zösch, steigt der Wasserverbrauch an. Auch eine Krisensituation wie derzeit wegen des Coronavirus, die durch Ausgehbeschränkungen die Menschen in den eigenen vier Wänden fixiert, führe zu einem höheren Wasserverbrauch. "Das Problem", so Zösch, "ist nicht das fehlende Grundwasser." Dieses sei in ausreichender Menge vorhanden. Aber der Wasserverbrauch könne bei hohen Temperaturen und anhaltender Trockenheit in die Höhe schnellen, im Wasserwerk sind die Kapazitäten von Brunnenpumpen, Aufbereitungs- und Enthärtungsanlagen aber nur auf eine bestimme Menge ausgelegt.
Beschränkungen nicht ausgschlossen
Diese Anlagen dürften auch nicht über einen längeren Zeitraum an ihren maximalen Belastungsgrenzen gefahren werden, da sie sonst - wie auch die Brunnenanlage - Schaden nehmen. Kurzfristig könnten daher dann nicht ausreichend Wasser zur Verfügung gestellt und der erhöhte Bedarf gedeckt werden. Was zu Einschränkungsmaßnahmen wie zum Beispiel dem Verbot, mit Trinkwasser den Garten zu sprengen oder Blumen zu gießen, oder zu höheren Härtegraden im Wasser führen könnte. "Davon sind wir derzeit aber noch weit entfernt", gibt Norbert Zösch vorerst Entwarnung.
Versorgung langfristig gesichert
Vor wenigen Jahren noch waren Engpässe bei der Trinkwasserversorgung kein Thema. Jetzt sind sie ein Vorgeschmack auf das, was auf Deutschland zukommen kann – wenn die Sommermonate von Jahr zu Jahr heißer und trockener werden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) warnt in seiner aktuellen Risikoanalyse „Dürre“: „Lange Dürreperioden (insbesondere verbunden mit Hitzewellen) können zu Problemen bei der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser führen.“ Nicht zuletzt deshalb ist Geschäftsführer Norbert Zösch stolz auf die langfristige Planung des Haßfurter Stadtwerks mit der zusätzlichen Wasserlieferung über die Pipeline aus Schweinfurt. "Damit ist unsere Versorgung für die nächsten 30 bis 40 Jahre sichergestellt", kann Zösch die Verbraucher beruhigen.