
Das, was Hannes Betz im August gemacht hat, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Und ein bisschen verrückt ist es auch. Der 62-jährige Künstler aus Westheim hat zwei Wochen lang im Steigerwald gelebt und sich währenddessen von Insekten und verschiedenen heimischen Pflanzen ernährt. Seine Eindrücke – und auch, was auf der Speisekarte stand – hielt der Künstler währenddessen mit Videos auf der sozialen Plattform Instagram fest.
Doch wie kam die Idee auf, das warme, trockene Bett ganze zwei Wochen lang gegen Zelt, Hängematte und Campingstuhl zu tauschen? Eigentlich, so erklärt er im Gespräch mit der Redaktion, schwebte ihm schon seit einer ganzen Weile der Gedanke eines längeren Waldaufenthaltes vor. Denn naturverbunden fühle er sich schon immer. Das spiegele sich auch in vielen seiner Kunstwerke wider, die er in seinem Künstlerhof in Westheim präsentiert.
Anfang August hieß es: Tschüss Zivilisation, hallo Wildnis!
Betz berichtet aber auch, dass sein Aufenthalt indirekt mit einer Wette zu tun hatte: "Meine beiden Söhne wetteten im Freundeskreis untereinander und nur einer der Freunde setzte auf mich." Sein eigener Ansporn lautete deshalb: "Mindestens eine Woche durchhalten." Im August war es dann so weit: Betz, der über 30 Jahre lang für die Autobahndirektion Nordbayern als Straßenwärter tätig war, trat die Altersteilzeit an. Zeit also, einen Selbstversuch zu wagen.

Tschüss Zivilisation und hallo Wildnis hieß es am 3. August – an diesem Tag startete Betz ins Waldleben. Sein Sohn Pascal fuhr ihn in das Waldgebiet von Rauhenebrach. Den Platz habe sich Betz vorher nach bestimmten Kriterien ausgesucht, berichtet er: "Es sollte Wasser in der Nähe und Zugang zum Internet möglich sein." Das machte es unter anderem möglich, dass Zuschauerinnen und Zuschauer auf Social Media miterlebten, wie es Betz im Wald erging.
Ausgerüstet mit Zelt, Schlafsack, Gasbrenner, einem Bundeswehrgeschirr, leeren Flaschen zum Wasserholen, einer Plane und seinem Handy samt Solarmatte zum Aufladen, stand dem Überlebenstrip fern von der Zivilisation nichts mehr im Weg. Nach eigenen Aussagen habe Betz Rücksicht auf die Umwelt genommen.
"Ich hatte das Gefühl, die Welt bleibt stehen", sagt Betz über seine Zeit im Wald. Der Westheimer habe sich erst an das Schweigen und an die Ruhe im Wald gewöhnen müssen. Um 21 Uhr war es stockfinster und eigentlich Zeit, sich hinzulegen. Doch in den ersten beiden Nächten fand Betz keinen Schlaf. Ab Mitternacht kehrte absolute Stille im Wald ein, so Betz. Zuvor hörte er noch die Geräusche der Waldbewohner – beispielsweise die Rufe der Käuze.
Die erste Woche verbrachte der Westheimer damit, Plätze zu finden, an denen nahrhafte Pflanzen wachsen. Mit Erfolg. Die Speisekarte des Waldes gestaltete sich dann ziemlich bunt: Der 62-Jährige versorgte sich beispielsweise mit Wurzeln von Wegerich und Löwenzahn, Maiskolben, Schilfrohr und deren Rhizome, Brombeeren, Fichtennadeln, Kamillenblüten und Hagebutten.

Ganz ohne Vorbereitung hat er seinen Aufenthalt im Wald aber nicht angetreten: Im Vorfeld hatte sich der Überlebenskünstler ein Jahr lang mit Lektüre über Kräuterheilkunde und auch durch das Wissen seiner Mutter als Kräuterfachfrau auf die Nahrungssuche im Wald vorbereitet, berichtet er.
Es geht auch ohne Ofen: Brot im Wald gebacken
Seine Funde und auch die Kochkreationen teilte er auf Instagram. Dort zu sehen: Betz, der freundlich in die Kamera grüßt, die Zutaten zeigt und erklärt, welches Menü daraus entstehen soll. An Tag 3 ist es beispielsweise Brennsesselspinat mit Wegerich-Salat. Für den Durst gibt es Brennnesseltee. Selbst Brot hat Betz aus Urkorn und Brennnessel- und Grassamen gebacken. Zum Würzen dienten getrocknete Birkenblätter. Gras- und Heuhüpfer ließ sich der 62-Jährige als Proteinquelle schmecken.

Jeden Tag veröffentlichte Betz zwei bis drei minutenlange Videos über seine gesammelten Erfahrungen aus dem Wald in den sozialen Medien. Rund 800 Personen verfolgten seinen Waldaufenthalt, berichtet der Westheimer. Wer ihm zuschaute, der konnte dabei so einiges lernen.
"Rohrkolben ist ein Gewächs, das man ganzjährig essen kann", erklärt Betz in einem seiner Videos – und führt vor, wie er die Pflanze erntet und auch isst. "Schmeckt wirklich sehr, sehr gut. Lecker, knackig", lautet das Fazit. An einem anderen Tag findet Betz Haselnüsse. Für ihn eine ganz klare Sache: "Was den Eichhörnchen schmeckt, schmeckt mir auch."
Doch die Zeit im Wald war kein Zuckerschlecken. Vor allem die Temperaturen haben Betz in den ersten Tagen zu schaffen gemacht. "Die Nächte waren sehr kalt", berichtet er. In der ersten Woche gab es zudem Dauerregen. Die mitgebrachte Plane erwies sich als äußert wertvoller Regenschutz.
Gegen Ende seines Waldaufenthalts, an Tag 11, hat der Westheimer sein wildes Wohnzimmer dann doch mal kurz verlassen. Allerdings führte ihn sein Weg nicht sonderlich weit weg – sondern nur bis zum Waldrand. Betz tauschte sein Zelt für eine Nacht gegen einen Platz auf einem Hochsitz aus. "Ich wollte schon immer einmal im Jägerstuhl übernachten", erklärt er.
Betz zieht eine positive Bilanz
Nach zwei Wochen Selbstversuch kehrte Betz wieder in die Zivilisation zurück – aber erst, nachdem er seine Freiluftwohnung wieder in den Ursprungszustand versetzt hatte. Seine Bilanz: "Es hat mir gutgetan für Körper, Geist und Seele."
Na dann haben die Steigerwälder doch viel richtig gemacht.
Also lassen sie uns weiterhin den Steigerwald Schützen und Nutzen.
Des Trittsteinkonzept ist die Zukunft für die Umwelt, Natur und den Menschen.
Lassen sie uns zusammen das Trittsteinkonzept in alle Wälder der Welt exportieren.